28.04.2013: Die Mauer muß fallen. Eine Mauer, die seit der Antike für das größte marktbeherrschende Eigentumsrecht, das Privateigentum an Produktionsmitteln, vor dem Zugriff des Volkes zu schützen hat. Es ist eine Mauer um das Big Business, wie man in den USA sagt. Ein Schutzwall, der im Laufe der Jahrhunderte immer wieder durch Volksrevolutionen unter Beschuss geriet und sich doch noch hält, durchlöchert zwar, aber immerhin. Angeblich unzerstörbar…
Die neueste Kanonade gegen diese Mauer um das Reich der Kapitalmächtigen und der Politiker herum hat keine geringere losgelassen als Daniela Dahn, die Autorin von „Wehe dem Sieger“, zu DDR-Zeiten u.a. Gründungsmitglied des „Demokratischen Aufbruchs“. Ihre neueste Denkschrift: „Wir sind der Staat“. Die Autorin stellt darin „die morsch gewordenen Grundstützen des bürgerlichen Staates in Frage.“ Es gehe allerdings nicht um eine Schwächung des Staates, „sondern um seine stärkere demokratische Legitimierung“. (S. 107)
16.04.2013: Ein Bild eines Arbeitskampfes Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Bayern: Eine Ansammlung von vielen Menschen mit roten Fahnen, Transparenten und Sandwich-Plakaten, die sich auf einer Anhöhe an einer Landstraße versammeln. Dazu – mittendrin auf einem Feldweg, beginnt ein Liedermacher zu singen, ohne Anlage, und mit lauter Stimme. Es handelt sich um Bernd Köhler, der Ort heißt Sulzbach-Rosenberg, es ist die Stahlstadt in der Oberpfalz, die um das Weiterbestehen ihrer Maxhütte kämpft – und damit um Existenz und Perspektive der Menschen in dieser Stadt. 15 Jahre später werden die Beschäftigten nach der endgültigen Schließung der Hütte in eine Beschäftigungsgesellschaft abgeschoben. Offen blieb lediglich, welche Teile der Maxhütte als Industriedenkmal erhalten werden. – Welche Perspektiven blieben für die Beschäftigten?
06.03.2013: Sie nennen sich schlicht Weber-Herzog Musiktheater, doch der Theatertrupp um Christa Weber (Regisseurin, Texterin, Schauspielerin und Sängerin) und ihren Komponisten und Pianisten Christof Herzog hätte wohl auch gegen die Bezeichnung als Agitproptheater keine Einwände. Weber und Herzog treten seit den späten 1980er Jahren zuerst in München, später in Berlin auf diversen Bühnen, aber auch als Straßentheater bei Demonstrationen mit politisch links engagierten Stücken auf, darunter „Sieben Witwen“, ein Stück über den Bundeswehrkrieg in Afghanistan mit Liedtexten von Erich Mühsam, oder zuletzt 2012 die Kantate „Friede den Hütten – Krieg den Palästen“ nach Georg Büchners Klassiker „Der Hessische Landbote“. Die Besetzung ihrer Stücke rekrutierten die beiden für jede Inszenierung neu, umso mehr erstaunt die hohe Professionalität ihrer oft im a-capella-Gesang vorgetragenen Stücke. In den Berliner Sophiensälen gab es jetzt die Uraufführung ihrer Politkantate „Friederich der Wüterich“, wiederum eine gelungene Mischung aus altem deutschem Kulturgut – diesmal „Struwwelpeter“ und „Max und Moritz“ – und leider allzu brandaktuellem Zeitgeschehen wie dem Treiben der Terroristen des NSU.
27.02.2013: Vier Berliner Februar-Abende „Von Hollywood nach Pankow – Hanns Eisler und die Frauen“ waren Zugnummern im Friedrichshainer Clavier-Cabinett und in der Schwartzschen Villa Steglitz. Christoph Keller, international geschätzter Eisler-Pianist und langjähriger Musikpro-duzent des Schweizer Radios, rückte nach der ersten Auftrittsserie im Zürcher „Cabaret Vol-taire“ mit sängerdarstellerischem Trio und einem Instrumentalisten den „unbekannten“ Eisler ins Rampenlicht. Musikauswahl und Szene ranken sich um private Eisler-Briefe aus den 1940er und 1950er Jahren, die Keller zusammen mit Maren Köster aus der bei Breitkopf und Härtel erscheinenden Hanns-Eisler-Gesamtausgabe zusammenstellte. Die klingenden Zutaten stammen aus reflexiven Exil-Werken „für die Schublade“, vom elegi-schen „Hollywood-Liederbuch“ und der meisterhaften 3. Klaviersonate bis zur „Römischen Kantate“, Dänemark 1937. Für das erste DDR-Jahrzehnt steht nicht das populäre Brechtlie-der-Repertoire, wie es Ernst Busch, Irmgard Arnold oder Gisela May direkt mit Eisler erarbei-teten, sondern der scharf ausgestellte Kontrast zwischen Eislers kurzlebigen Radio-Tagesliedern und seinem Credo in den „Ernsten Gesängen“.
19.02.2013: So lautete der Titel der Matinee, zu der die 'Ettie und Peter Gingold Erinnerungsinitiative' am 17.02.2013 in das Frankfurter Titania-Theater eingeladen hatte. Anlass war der 100. Geburtstag von Ettie Gingold. Das Freie Schauspielensemble Frankfurt hatte gemeinsam mit der Initiative ein Programm erarbeitet, welches die nahezu 200 Gäste begeisterte. Ettie Gingold, 2001 verstorben, war zeit ihres Lebens eine mutige, kämpferische und außergewöhnlich engagierte Frau: Kommunistin, Jüdin, Antifaschistin und Kriegsgegnerin.
15.02.2013: Der Kabarettist und Wahlsteirer Dietrich Kittner ist am 15. Februar 2013 im Alter von 77 Jahren verstorben. Kittner war seit den frühen 1960er-Jahren als Kabarettist tätig und prägte das kulturelle Geschehen in seiner Heimatstadt Hannover entscheidend mit.
Es gibt Bücher, die kann, ja die sollte man parallel lesen, z.B. weil sie ein Thema - obwohl von gleichem Klassenstandpunkt - aus unterschiedlicher Perspektive betrachten. Und es gibt Bücher, die möchte man (Partei-)Freunden, sozialdemokratischen Gewerkschaftskollegen und linken (Kommunal-)Politikern (m+w) ganz besonders ans Herz legen, z.B. weil sie durch den Blick über den nationalen Tellerrand den eigenen Horizont wie auch den Blickwinkel auf hiesige Verhältnisse erweitern. Im Verlag André Thiele sind zwei solcher Bücher erschienen: „Prolls“ von Owen Jones und „Auf Rehwildjagd mit Jesus“ von Joe Bageant, beide besonders zu empfehlen, weil sie in bester anglo-amerikanischer Schreibtradition durch Sprache, Stil und Lebensnähe deutlich mehr denk-anstößiges Lesevergnügen bereiten, als die meisten bundesdeutschen Beiträge zum Thema.
03.01.2013: Am Sonnabend, den 12.1.2013 findet um 19 Uhr im Münzenbergsaal, Franz- Mehring-Platz 1, der Jahresauftakt 2013 der DKP statt.



