14.08.2013: Dass es in der Zeit von Handy- und sonstiger digitaler Massenbilderfassung überhaupt noch eine „Arbeiterfotografie“ gibt, mag viele verwundern. Klingt allein nicht der Begriff in mehrfacher Hinsicht überholt? - Wer bekennt sich heute zum Beispiel noch selbstbewusst dazu, Arbeiter zu sein? Selbst Arbeitslose zählen sich ja oft nicht mehr zur Arbeiterklasse, sondern streben danach, den fließenden Aufschwung vom Hartz IV-Empfänger über die Ich-AG zum selbständigen Unternehmer in einem Jahr zu schaffen. - Das endet allerdings meistens im Absturz. Und „Fotografie“ ist zunächst ein ähnlich angestaubter Begriff, der allenfalls an die Fünfziger des letzten Jahrhunderts erinnert.
Die Arbeiterfotografie hat allerdings immer klassenmäßig engagierte Beiträge geleistet: gegen Krieg, gegen Rechts, gegen Reaktion und Kapital, für Solidarität und Unterstützung von Arbeits- und Gewerkschaftskämpfen. Sie ist ihrem Namen stets gerecht geworden, und zwar nicht nur früher, sondern nach wie vor heute. Arbeiterfotografien dokumentieren und lichten schonungslos realistisch ab –stets im zeitlichen Kontext: Arbeiterinnen- und Arbeitergesichter lachend, nachdenklich oder traurig, Knüppel von schlagenden Polizisten in Gesichter mit aufgerissenen Augen, wehende rote Fahnen und vom Regen zerfetzte Transparente, Friedenstauben, Kantinen, Wohnungen, Werkstore, Werkschöre, lederne abgewetzte Aktentaschen, Fahrräder, verbeulte Motorroller, Schalmeien, Rockbands, Henkelmänner, Taubenverschläge, Fußbälle.
Es ist unsere Kultur. Früher und heute: egal ob bei Blockupy und dem Kessel von Frankfurt neulich oder in Gorleben im nächsten Herbst. ArbeiterfotografInnen sind immer dabei.
Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag, Deutsche Arbeiterfotografie!
Herzlichen Glückwunsch zum 35. Geburtstag an den Bundesverband Arbeiterfotografie!
Text: Werner Lutz