12.07.2024: Gaza, junge Leute spielen Fußball, Raketen schlagen ein, mindestens 27 Tote ++ Israel: Wir haben einen Hamas-Kämpfer mit präziser Munition getroffen
Mutmaßlich durch eine russische Rakete wurde eine Kinderklinik in Kiew schwer beschädigt. Zwei Menschen kamen zu Tode. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat den Angriff scharf verurteilt. Der Raketenangriff auf eine Kinderklinik sei "ein furchtbares Kriegsverbrechen", das erneut zeige, "mit welch unfassbarer Unmenschlichkeit" Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Krieg gegen die Ukraine führe, erklärte sie in einer Mitteilung.
Kriegsverbrechen dieser Art begeht das militant-zionistischen Regime Israels in Gaza jeden Tag. In seinem Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser hat die israelische Armee systematisch die Krankenhäuser und das Gesundheitssystems in Gaza zerstört.
Doch hier ist die Bundesregierung in ihrer Verurteilung zurückhaltender. So haben weder die Bundesregierung noch die deutschen Leitmedien ein Massaker zur Kenntnis genommen, das sich nahezu zeitgleich in Abassan, östlich von Khan Younis in Süden des Gazastreifens gelegen, abspielte.
Die Evakuierten in der Al Awda-Schule in Abassan, östlich von Khan Younis gelegen, dachten vor zwei Tagen, sie könnten ein wenig Normalität genießen und dank eines kleinen Fußballspiels für ein paar Stunden die Zerstörung und den Tod durch den israelischen Vernichtungskrieg vergessen. Doch ein weiterer Luftangriff verwandelte diesen seltenen Moment der Freizeit in eine Tragödie.
Die israelische Luftwaffe bombardierte die UNRWA-Schule und die Ansammlung von Flüchtlingen, die ein von einer Gruppe von Jugendlichen organisiertes Spiel vor der Schule verfolgten. Mindesten 27 Menschen, zumeist Frauen und Kinder, wurden bei dem Angriff getötet.
"Wir schauten dem Spiel zu, alles war normal", erzählt Sami Abu Omar aus Bani Suheila, nicht weit von Abassan entfernt, "die Rakete schlug plötzlich ein, wir hatten vorher kein Geräusch gehört". Dann kam die Panik, begleitet von Schreien des Schmerzes und der Verzweiflung, und die Massenflucht der Anwesenden. Zeugen berichteten, sie hätten zerfetzte Leichen gesehen, auch von Kindern.
"Die Schule war überfüllt und die Straßen waren voll, als plötzlich eine Rakete alles zerstörte. Körperteile flogen in die Luft, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll", sagt Asmaa Qudeih, die einige Angehörige bei dem Angriff verloren hat.
Bei den Opfern handelte es sich vor allem um die Familien Asfour und Abu Daqqa, die sich in die Al-Awda-Schule geflüchtet hatten, nicht weit von ihren durch den Beschuss zerstörten Häusern entfernt.
oder https://fb.watch/tg1yY_3IhX/
oder https://x.com/i/status/1811733391693209606
Die israelischen Kommandos räumten ein, das Feuer eröffnet zu haben, behaupteten aber, der Angriff habe mit einer "Präzisionsbombe" einen Hamas-Kämpfer getroffen, der am 7. Oktober an einem Anschlag im Süden Israels beteiligt gewesen sei.
UNRWA im Visier Israels
Der Angriff auf die Al Awda-Schule ist nur der jüngste in einer Reihe von Bombenangriffen, die in letzter Zeit auf mindestens vier UN-Schulen verübt wurden. Israel erklärt sie als Angriffe auf militante Hamas-Kämpfer, die sich angeblich in den Schulen verstecken, insbesondere in Schulen des UN-Hilfswerkes UNRWA, wo Tausende von Vertriebenen Zuflucht gefunden haben.
Am Mittwoch (10.7.2024) meldet das UNRWA, dass die israelische Armee seit Beginn des Krieges 453 Angriffe auf UNRWA-Einrichtungen und die dort lebenden Menschen geführt hat. "Zwei Drittel unserer Schulen in Gaza wurden angegriffen, wobei 524 Menschen, die in unseren Einrichtungen Schutz suchen, getötet wurden", so das UNRWA in einer Erklärung..
Philippe Lazzarini, Generalkommissar des UNRWA, schrieb am Mittwoch auf X, dass in den vergangenen vier Tagen vier Schulen bombardiert wurden.
"4 Schulen wurden in den letzten 4 Tagen getroffen. Seit Beginn des Krieges wurden zwei Drittel der UNRWA Schulen in Gaza getroffen, einige wurden ausgebombt, viele schwer beschädigt.
Schulen haben sich von sicheren Orten der Bildung und der Hoffnung für Kinder in überfüllte Unterkünfte verwandelt und sind oft zu einem Ort des Todes und des Elends geworden.
Nach neun Monaten gehen das unerbittliche, endlose Töten, die Zerstörung und die Verzweiflung vor unseren Augen weiter. Gaza ist kein Ort für Kinder. Die eklatante Missachtung des humanitären Völkerrechts darf nicht zur neuen Normalität werden.
Waffenstillstand jetzt, bevor wir das verlieren, was von unserer gemeinsamen Menschlichkeit noch übrig ist."
Philippe Lazzarini, Generalkommissar des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), 10.7.2024
https://x.com/UNLazzarini/status/1810939700602892756
Das UNRWA ist eine bevorzugtes Ziel Israels, das die UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge beschuldigt, mit der Hamas zusammenzuarbeiten. Auf Druck der militant-zionistischen Netanjahu-Regierung hatten die USA und etwa 20 westliche Länder zu Beginn des Jahres die Finanzierung des UNRWA ausgesetzt. Dann stellte sich heraus, dass Israel keine Beweise für seine Behauptung vorlegen konnte. Die meisten Länder nahmen die Finanzierung wieder auf, nur Washington nicht.
Am Dienstagabend (9.7.) nahmen Dutzende von Soldaten einer israelischen Spezialeinheit an einer Razzia im UNRWA-Hauptquartier in Gaza-Stadt teil, auf der Jagd nach militanten Hamas- und Dschihad-Kämpfern, die das UN-Gebäude "als Basis für Angriffe auf israelische Truppen im zentralen Gazastreifen" nutzten, so der Militärsprecher. Der Sprecher sagte, die Razzia habe stattgefunden, nachdem die Zivilisten in dem Gebiet gewarnt und evakuiert worden seien. Die Soldaten hätten von der Hamas versteckte Waffen und Munition sichergestellt. Die Behauptung kann von unabhängigen Stellen nicht überprüft werden, da Israel keine Beobachter nach Gaza lässt.
Der Überfall auf das UNRW-Hauptquartier wurde vom Rest der Welt mit wenig Interesse aufgenommen, was den schleichenden Prozess der Normalisierung der israelischen Offensive in Gaza durch westliche Regierungen und Medien bestätigt.
"Ein weiterer Tag. Ein weiterer Monat. Eine weitere angegriffene Schule... Die eklatante Missachtung des humanitären Völkerrechts könnte zur neuen Normalität werden", kommentierte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini.
Währenddessen haben die israelischen Streitkräfte ihre Offensive im nördlichen und zentralen Gazastreifen, insbesondere in der Hauptstadt Gaza-Stadt, weiter intensiviert. Jeden Tag gibt es Tote und Verletzte.
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben Israel beschuldigt, eine "gezielte Hungerkampagne" zu führen. "Israels vorsätzliche und gezielte Hungerkampagne gegen das palästinensische Volk ist eine Form von völkermörderischer Gewalt und hat zu einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen geführt", erklärten zehn unabhängige UN-Experten am Dienstag in einer Erklärung. Jetzt hat Israel auch ein Einfuhrverbot für Seife und Reinigungsprodukte nach Gaza verhängt.
Die Zahl der Toten seit dem 7. Oktober beläuft sich auf mindestens 38.295 Tote und 88.033 Verletzte, überwiegend Frauen und Kinder. Mehr als 10.000 Menschen werden unter den Trümmern zerbombter Häuser vermisst und sind wahrscheinlich auch tot.
Im besetzten Westjordanland sind nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) seit dem 7. Oktober mehr als 550 Palästinenser, davon 56 Kinder, getötet und Tausende verhaftet worden; annähernd 1.400 Palästinenser sind durch jüdische Siedler vertrieben worden.
Auch an der Grenze zwischen Libanon und Israel bleibt die Lage angespannt. Der Führer der Hisbollah bekräftigte gestern, dass der Waffenstillstand an der Grenze zum Libanon von der Einstellung der Feindseligkeiten im Gazastreifen abhängt. "Wenn es ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen gibt, wird auch unsere Front die Feindseligkeiten ohne jegliche Verhandlungen einstellen", sagte Hassan Nasrallah.
Der Waffenstillstand lag gestern wieder auf dem Tisch der Vermittler. Die israelische Delegation, die von hochrangigen Geheimdienstmitarbeitern angeführt wird, traf in Doha ein. Es ist unklar, ob sie von der Regierung beauftragt wurde, die Vereinbarung zu erreichen, die laut einer Umfrage 56 % der jüdischen Israelis wünschen, um die 120 Geiseln im Gazastreifen nach Hause zu bringen. Bisher haben Netanjahu und seine rassistischen und faschistischen Koalitionspartner die Verhandlungen erfolgreich hintertrieben. Sie wollen den totalen Vernichtungskrieg bis zu Ende führen und die Palästinenser vertreiben. Großisrael - from the river to the sea.
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Wortlaut der einstweiligen Maßnahmen in deutscher Übersetzung ++ Vortrag des Urteils durch die Oberste Richterin Joan Donoghue in Stichpunkten ++ Video des Vortrags ++ vollständiger Text des Urteils in englischer Sprache - Südafrika beschuldigt Israel vor dem Internationalen Gerichtshof des "Völkermords" in Gaza
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