24./25.10.2025: Die Hind Rajab Foundation und Al Jazeera haben die mutmaßlichen Mörder von Hind Rajab und ihrer Familie aufgespürt ++ Die Hind Rajab Foundation hat 24 Soldaten und Kommandeure der israelischen Wehrmacht IDF wegen der Ermordung des palästinensischen Mädchens beim Internationalen Strafgerichtshof angeklagt ++ Hind Rajab Foundation: "Das Zeitalter der Straflosigkeit geht zu Ende" ++ Drohungen gegen die Hind Rajab Foundation und ihren Präsidenten
Am 29. Januar 2024 bat Hind Rajab, ein sechsjähriges palästinensisches Kind, in Gaza-Stadt am Telefon Rettungskräfte, sie aus einem mit Kugeln durchsiebten Auto zu retten. Ihre Leiche wurde zwei Wochen später, am 10. Februar, zusammen mit den Leichen von sechs ihrer Familienmitglieder in dem Auto gefunden, mit dem sie vor der israelischen Wehrmacht (IDF) aus ihrem Viertel geflohen waren.
Hind Rajab, sechs Jahre alt, auf einem Familienfoto, das nach ihrer tragischen Ermordung weltweit in den sozialen Medien geteilt wurde
Drei Stunden lang war Hind die einzige Überlebende, gefangen neben ihren getöteten Verwandten. Verzweifelt rief sie die Sanitäter des Palästinensischen Roten Halbmonds um Hilfe, doch Yusuf al-Zeino und Ahmed al-Madhoun wurden beide von der israelischen Wehrmacht ermordet, bevor sie sie retten konnten. Die Leichen der zwei Sanitäter, die seit dem Abend des Anrufs vermisst wurden, wurden ebenfalls am 10. Februar 2024 in ihrem Krankenwagen etwa 50 Meter entfernt gefunden.
Eine erschütternde Aufzeichnung von Hinds letztem Telefonat – als sie um Hilfe bat, nachdem der erste Beschuss ihren Onkel, ihre Tante und drei Cousins in ihrem Auto getötet hatte – hielt ihre erschreckenden Bitten fest: "Ich habe Angst vor der Dunkelheit, holt mich hier raus.“
Hind Rajabs letzte Stunden wurden nach dem Angriff in den sozialen Medien weit verbreitet.
Beim Filmfestival in Venedig erhielt der Film "The Voice of Hind Rajab” den Silbernen Bär und 23 Minuten lang Standing Ovations. (siehe kommunisten.de, 12.9.2025: Silberner Bär für "The Voice of Hind Rajab”. Aufruf zum Boykott israelischer Filminstitutionen)
"Ich habe Angst vor der Dunkelheit, holt mich hier raus.“
Ein Animationsfilm dokumentiert die letzten Minuten ihres Lebens, bevor die zionistische Armee sie mit 335 Schüssen hinrichtete:
https://x.com/ResistNRise/status/1979440438789460478
Die israelische Regierung verteidigte ihr Vorgehen zunächst mit der Behauptung, dass keine ihrer Streitkräfte anwesend gewesen sei, als die Familie Rajab getötet wurde, und behauptete später, dass die 335 Einschusslöcher im Auto der Familie das Ergebnis eines Feuergefechts zwischen israelischen Truppen und bewaffneten palästinensischen Kämpfern gewesen seien.
Eine anschließende Untersuchung von Satellitenbildern und Audioaufnahmen von diesem Tag durch die multidisziplinäre Forschungsgruppe Forensic Architecture mit Sitz am Goldsmiths College der University of London ergab jedoch lediglich die Anwesenheit mehrerer israelischer Merkava-Panzer in der Nähe des Autos der Familie Rajab, jedoch keine Hinweise auf einen Schusswechsel. [1]
Body of missing Palestinian girl Hind Rajab found in destroyed car | Al Jazeera Newsfeed 10.2.2024
https://youtu.be/_Y4yu8UoSpc
Al Jazeera-Dokumentation enthüllt neue Beweise zum Mord an der Familie Hind Rajab
Eine Dokumentation von Al Jazeera in Zusammenarbeit mit der Hind Rajab Foundation hat neue Beweise für die Ermordung der sechsjährigen Hind Rajab, ihrer Familie und des Rettungsteams, das versuchte, sie in Gaza-Stadt zu erreichen, enthüllt.
Die einstündige Dokumentation "Ma Khafiya Aatham“ (Die Spitze des Eisbergs), die am Montag (20.10.2025) von Al Jazeera Arabic ausgestrahlt wurde, enthüllt bisher unbekannte Details über die Ermordung der Familie Rajab in den letzten Tagen des Januars 2024. [2]
Die investigative Dokumentation von Al Jazeera Arabic gibt an, die israelischen Soldaten und Offiziere identifiziert zu haben, die direkt an der Tötung der sechsjährigen Hind Rajab, ihrer Familie und der Ambulanzmannschaft, die versuchte, sie zu retten, beteiligt waren.
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➤ Der Bericht nennt Offiziere der 401. Panzerbrigade Israels, darunter den Bataillonskommandeur Oberstleutnant Daniel Ela und den Feldoffizier Major Sean Glass, die mutmaßlich den Panzerangriff auf das Familienauto im Stadtteil Tel al-Hawa in Gaza-Stadt angeordnet haben.
Originalsendung von Al Jazeera Arabic (mit englischen Untertiteln), 20.10.2025: |
Hind Rajab Foundation reichte Klage beim Internationalen Strafgerichtshof ein
Einen Tag nach der Sendung gab die in Belgien ansässige Hind Rajab Foundation (HRF) bekannt, dass sie in eine 120-seitige Klage gemäß Artikel 15 beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH / ICC) in Den Haag eingereicht hat.
"Das Zeitalter der Straflosigkeit geht zu Ende – und Hind Rajabs Name wird den Beginn dieses Endes markieren."
Hind Rajab Foundation
Artikel 15 des Römischen Statuts, mit dem der IStGH gegründet wurde, sieht vor, dass der Ankläger "Untersuchungen einleiten kann ... auf der Grundlage von Informationen über Verbrechen, die in die Zuständigkeit des Gerichtshofs fallen", und "die Schwere der erhaltenen Informationen analysieren muss".
Die Einreichung liefert detaillierte Beweise, die die Vampire Empire Company des 52. Panzer-Bataillons ("Ha-Bok’im / The Breachers") identifizieren, das unter der israelischen 401. Panzerbrigade operiert.
Die Klage "enthält umfassende digitale, satellitengestützte und forensische Beweise, die bestätigen, dass Panzer vom Typ Merkava IV der Vampire Empire Company wiederholt auf den schwarzen Kia Picanto geschossen haben, in dem Hind und ihre Familie gefangen waren, und später die Ambulanz ins Visier genommen haben, die zu ihrer Rettung geschickt worden war", erklärte die HRF.
"Die Angriffe wurden in voller Kenntnis des zivilen und geschützten Status der Opfer durchgeführt, nachdem zuvor eine Abstimmung zwischen dem Palästinensischen Roten Halbmond und den israelischen Behörden stattgefunden hatte“, fügte sie hinzu.
"Das Rechtsteam der Stiftung kommt zu dem Schluss, dass diese Handlungen gemäß den Artikeln 6, 7 und 8 des Römischen Statuts Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord darstellen.“
In dieser Klage werden 24 israelische Soldaten und Kommandeure genannt, die für die Tötung von Hind Rajab, sechs Mitgliedern ihrer Familie und zwei palästinensischen Sanitätern des Roten Halbmonds, Yusuf al-Zeino und Ahmed al-Madhoun, verantwortlich sind.
Unter den identifizierten Personen befinden sich drei hochrangige Kommandeure, die die Stiftung öffentlich nennt:
- Oberst Beni Aharon, Kommandeur der 401. Panzerbrigade, gegen den bereits eine Strafanzeige beim IStGH vorliegt;
- Oberstleutnant Daniel Ella, Kommandeur des 52. Panzerbataillons;
- Major Sean Glass, Kommandeur der Vampire Empire Company.
Untersuchungen der Stiftung haben ergeben, dass innerhalb der 401. Brigade die Kompanie "Vampire Empire“ unter dem Kommando von Major Sean Glass direkt für die Tötung der Familie Rajab und die anschließende Manipulation des Tatorts verantwortlich war.
Ella und Glass gelten als direkt verantwortlich für die Tötungen vor Ort.
Der Oberbefehlshaber der Panzer, die während der Tötung der Familie anwesend waren, war Oberst Beni Aharon von der israelischen 401. Panzerbrigade.
Das ist Beni Aharon, der israelische Besatzungssoldat, der für die Ermordung des kleinen palästinensischen Mädchens Hind Rajab verantwortlich gemacht wird.
Major Sean Glass, ein US Navy Seal, der sich der israelischen Armee anschloss, wurde als einer der Männer identifiziert, der den Mord an Hind Rajab anordneten und dafür sorgten, dass sie mit 355 Kugeln beschossen wurde. Sean Glass, der die Kompanie nur ein Jahr lang befehligte, dient heute als Einsatzleiter der 401. Brigade. Etwa zehn Monate nach der Ermordung Hind Rajabs und zahlreicher anderer Verbrechen wurde er in eine höhere Position befördert.
Major Sean Glass, Kommandant der Vampire Empire Company
Oberstleutnant Daniel Ella, Kommandeur des 52. Panzerbataillons
Zweiundzwanzig weitere Soldaten, die in der Vampire Empire Company tätig sind, wurden vertraulich beim IStGH eingereicht und werden "nach und nach, sobald auf nationaler Ebene in verschiedenen Gerichtsbarkeiten Strafanzeigen eingereicht werden“, namentlich genannt werden, teilte die HRF in einer Erklärung mit.
Dies sind die Soldaten, die an Hinds Tötung beteiligt waren
https://x.com/tamerqdh/status/1980612651018252568
Parallel zur Einreichung der Klage beim IStGH verfolgt die HRF nationale Strafverfolgungen sowohl nach universeller Gerichtsbarkeit als auch nach doppelter Staatsangehörigkeit, die sich gegen Täter richten, die neben der israelischen Staatsangehörigkeit auch eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen.
"Wir verfolgen Kriegsverbrecher, wo immer sie auch hingehen."
Dyab Abou Jahjah, Präsident der Hind Rajab Foundation
Ein erster Fall wurde bereits in Argentinien gegen den israelisch-argentinischen Doppelstaatsbürger Itay Choukirkov eingereicht. Weitere Fälle werden in Europa, Lateinamerika und Nordamerika vorbereitet, um sicherzustellen, dass kein Kriegsverbrecher hinter Grenzen oder Pässen Zuflucht finden kann.
Der israelisch-argentinische Doppelstaatsbürger Itay Choukirkov
Ausweitung des Kampfes für Gerechtigkeit weltweit
Dies ist nicht nur eine rechtliche Maßnahme – es ist eine Revolte gegen die globale Ordnung der Straflosigkeit“, sagte Dyab Abou Jahjah, Generaldirektor der Hind Rajab Foundation.
"Sie glaubten, dass der Mord an Hind ohne Rechenschaft bleiben würde; wir beweisen ihnen Schritt für Schritt, dass sie sich irren. Vierundzwanzig Namen liegen nun dem IStGH vor, und weitere werden vor nationalen Gerichten folgen. Gerechtigkeit ist keine Gunst, um die wir bitten – sie ist die unvermeidliche Abrechnung mit der Wahrheit."
"Der Fall Hind Rajab ist kein Einzelfall – er steht stellvertretend für ein umfassenderes Muster von Verstößen, mit denen sich der IStGH dringend befassen muss."
Hind Rajab Foundation
Seit zwei Jahren prahlen israelische Soldaten auf TikTok, Instagram, YouTube und anderen Social-Media-Plattformen mit ihren Operationen in Gaza. Die HRF hat genau diese Beweise genutzt, um weltweit Anklagen wegen Kriegsverbrechen gegen sie zu erheben.
"Man kann nicht Menschen massakrieren, sich dabei filmen, es weltweit ausstrahlen, seine Taten gestehen und dann einfach weiterleben und neben mir in einem Café in Brüssel sitzen", sagte Dyab Abou Jahjah, Präsident der HRF. "Wir verfolgen Kriegsverbrecher, wo immer sie auch hingehen."
Bis Anfang 2025 hatte die Stiftung mehr als 8.000 Beweisstücke im Zusammenhang mit mutmaßlichen Kriegsverbrechen israelischer Soldaten in Gaza gesammelt, wie Abou Jahjah bekannt gab.
"Die Beweise sind da“, sagte er. "Die Herausforderung besteht darin, sie in einen Rechtsfall zu verwandeln.“
Die Arbeit der HRF konzentriert sich auf offensive Rechtsstreitigkeiten und eine zweigleisige Strategie zur Rechenschaftspflicht, die sich an zwei Kategorien von Soldaten richtet: Israelis, die die Staatsangehörigkeit eines Landes besitzen, in dem ein Gerichtsverfahren eingeleitet werden kann, und reisende Soldaten, die keine Staatsangehörigen ihres Ziellandes sind.
"Wir sehen uns nicht als NGO. Wir sehen uns als Justizmaschine“, sagt Abou Jahjah.
Drohungen gegen die Hind Rajab Foundation und ihren Präsidenten
"Die israelische Regierung mag diese Kampagnen, die von Organisationen finanziert werden, die die Palästinenser unterstützen, nicht“, sagte der israelische Sicherheitsexperte Yossi Melman in der Dokumentation gegenüber Al Jazeera.
"Natürlich beunruhigt es sie und schadet dem Ruf Israels, wenn einige Israelis – insbesondere Militärangehörige – in bestimmten Teilen der Welt wegen Kriegsverbrechen strafrechtlich verfolgt werden“, sagte er.
Melman fügte hinzu, dass solche Strafverfolgungen nicht nur die israelische Regierung und Armee beunruhigen, sondern auch ihre Geheimdienste – den internen Shin Bet und den externen Mossad.
Die Hind Rajab Foundation warnt in einer Erklärung, dass glaubwürdige Informationen darauf hindeuten, "dass Personen, die mit israelischen Sicherheitsnetzwerken in Antwerpen in Verbindung stehen und möglicherweise Verbindungen zu extremistischen Organisationen wie der Jewish Defense League haben" die Stiftung und ihren Präsidenten Dyab Abou Jahjah bedrohen. "Es besteht auch die Sorge, dass solche Strukturen mit offiziellen israelischen Staatsorganen in Verbindung stehen könnten."
Angesichts dieser Bedrohung haben die belgische Polizei und andere Sicherheitsdienste Maßnahmen eingeleitet, und die bereits bestehenden Schutzvorkehrungen für Abou Jahjah wurden erheblich verschärft.
Am 16. Oktober wurde in Berlin ein rekonstruiertes Auto ausgestellt, in dem die sechsjährige Hind Rajab mit Familie durch 335 Kugeln eines Israelischen Panzers in Gaza kaltblütig ermordet wurde.
Video: https://x.com/RashadAlhindi/status/1978925446671536493
Anmerkungen
[1] Forensic Architecture: The killing of Hund Rajab
https://forensic-architecture.org/investigation/the-killing-of-hind-rajab
[2] Al Jazeera, 20.10.2025: "Ma Khafiya Aatham“ (Die Spitze des Eisbergs)
https://youtu.be/uafvGssPqHE oder https://youtu.be/wkf9wy6GjFY
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