26.09.2024 | 27.09.2024: "Das einzige, was die Juden in Israel und ihre Unterstützer eint, ist der Wunsch, 'auszumerzen' und Gaza/das Westjordanland/den Libanon zu zerstören ... aber es handelt sich nicht um einen einheitlichen faschistischen Block, sondern um einen zerfallenden Staat." ++ 27.09.2024 ergänzt um einen Kommentar des jüdisch-arabischen israelischen Friedensaktivisten Alon Mizrahi: "Viele Menschen sind traumatisiert und leiden persönlich, aber absolut nichts davon führt zu einem erneuerten politischen Denken."
https://youtu.be/VUe8L4Tluw8
Israel wird von ultrarechten Gotteskriegern und verurteilten Terroristen regiert.
Deutsche Medien und Politiker verkaufen sie uns als "Wertepartner"
Wenn man diese Bilder sieht, fällt es schwer, nicht an andere Ereignisse aus faschistischen Regimen zu denken, die uns bekannt sind. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland im Westen das Prototyp des Bösen, und die "Bösen" in Hollywood-Filmen sahen oft so aus wie das Klischee des "Deutschen". Später ersetzte Hollywood sie durch "Russen", Menschen mit südafrikanischem Akzent und später durch "Muslime" oder "Araber".
Außerhalb Hollywoods dient das nationalsozialistische Deutschland jedoch weiterhin als Prototyp des Bösen. Wir kennen Filme über den Reichsparteitag und Ereignisse, die ähnliche Szenen in Israel hervorrufen: die manische Atmosphäre der aufgehetzten Massen, religiöse Ekstase und das Streben nach der Verwirklichung megalomaner Fantasien mit entsprechender Rhetorik ("Ewiges Volk", "Ganz Israel"). Nur die Ästhetik sieht anders aus – mehr wie eine Mischung aus Deutschland und Aserbaidschan.
Wenn man dieses Schauspiel sieht, könnte man denken, Israel wird faschistisch. Das trifft jedoch nur auf diesen Teil des Phänomens zu. Die Siedlerbewegung und der religiöse Zionismus durchlaufen ohne Zweifel eine Faschisierung.
Aber das jüdische Israel ist nicht "Ein Volk, ein Führer".
Das jüdische Israel zerfällt:
Die gebildeten Menschen, die das koloniale Projekt über Jahrzehnte aufrechterhalten haben, wandern aus (nach Thailand, Portugal, Deutschland, Griechenland, Spanien – ein Blick in Facebook-Gruppen wie "Israeli Home Exchange" genügt, um mehr zu erfahren).
Diejenigen, die nicht auswandern können oder wollen und gegen den Krieg protestieren, tun dies mit einer anderen Ästhetik: mit der israelischen Flagge in der Hand und Schildern, die "Bring them Home" fordern. Diese Kampagne zeugt von ihrer Leere. Israel ist schließlich ein souveräner Staat, und die Regierung wäre die eigentliche Adresse für solche Forderungen. Doch dies ist eine Kampagne ohne Objekt, und die schikanierten Familienangehörigen der Geiseln, die Israel noch nicht direkt oder indirekt getötet hat, laufen von einem Nachrichtensender zum nächsten, von Deutschland in die USA, zur UN-Vollversammlung und zum Internationalen Gerichtshof in den Haag – als ob diese Institutionen ihnen helfen könnten.
Die Familien und die jüdisch-israelische Gesellschaft sind hin- und hergerissen zwischen dem Versuch, weiterhin zu glauben, dass sich jemand um sie kümmert, und der schmerzhaften Erkenntnis: Israel ist ein Vasallenstaat der USA, und seine Bürger sind den Politikern gleichgültig. Menschenleben hatten dort nie großen Wert, und der Spruch auf der leeren Hülle, die einst ein hohles Motto trug, wurde längst in den Müll geworfen. Oft werden diese Familien als Feinde betrachtet, deren Forderung, ihre Lieben zurückzubringen, den endgültigen Sieg behindert.
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Auch andere Gruppen orthodoxer Juden werden von beiden aschkenasischen Eliten – der religiös-zionistischen und der säkularen – als Feinde angesehen.
Zudem gibt es in Israel viele inoffizielle Milizen: Itamar Ben Gvir gründet seine eigene Polizeimiliz, es gibt Soldatengruppen aus dem religiös-zionistischen Sektor im Militär, die eine messianische Ideologie verfolgen und Gott gehorchen, und auch in den Städten laufen viele Menschen mit Waffen herum.
"Jene Waffen, die die Siedler im Westjordanland nun gegen Palästinenser einsetzen, könnten irgendwann auch auf uns selbst gerichtet werden."
Ex-Premier Ehud Olbert
eingefügt von kommunisten.de
Solange diese Waffen auf Palästinenser gerichtet sind (mit "Fehlern", bei denen Juden getötet werden, die zu "arabisch" aussehen oder dafür gehalten werden), bleibt Israel scheinbar vereint.
Aber es handelt sich nicht um einen einheitlichen faschistischen Block, sondern um einen zerfallenden Staat.
Das einzige, was die Juden in Israel und ihre Unterstützer eint, ist der Wunsch, "auszumerzen", "plattzumachen" und Gaza/das Westjordanland/den Libanon zu zerstören. Für die messianischen Juden gibt es noch weitere Ziele auf dem Weg zu "Großisrael".
Ein Waffenstillstand könnte das Ende Israels bedeuten.
In diesem Sinne herrscht in Israel eine Atmosphäre wie im nationalsozialistischen Deutschland: Einmal im totalen Krieg, kann man nicht mehr aufhören. Jede Niederlage wird als Zeichen gewertet, dass man nicht genug Gewalt angewendet hat und nur noch einen Schritt weiter zum endgültigen Sieg gehen muss. Israel gleicht einem Süchtigen, der vor einem Spielautomaten sitzt und überzeugt ist, dass er mit nur einer weiteren Runde den Jackpot knackt.
https://x.com/netanyahu/status/1839227205022257224
Quelle: Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, 26.09.2024
https://www.facebook.com/juedischestimme
Viele Menschen sind traumatisiert und leiden persönlich, aber absolut nichts davon führt zu einem erneuerten politischen Denken.
Der Jüdisch-arabische israelische Friedensaktivist Alon Mizrahi lebt in Haifa. Er ist ein Mizrahi-Israeli, das heißt, er hat arabische Wurzeln, da seine Mutter aus Marokko stammt. Er schrieb am 26. September auf seinem X-Account (https://x.com/alon_mizrahi):
Ich habe das Undenkbare getan und heute Morgen eine israelische Nachrichtensendung im Mainstream-Fernsehen geschaut. Ich habe es überlebt, aber nur knapp, und ich muss Ihnen sagen: Wenn es nicht so katastrophal tragisch wäre, wäre es zum Totlachen.
Kein Mensch im öffentlichen Leben Israels ist der Meinung, dass Israel alles in seiner Macht Stehende tun sollte, um einen Krieg mit der Hisbollah zu vermeiden. Niemand. Ich mache keine Witze.
Als gestern die ersten schwachen Gerüchte über einen Waffenstillstand aufkamen (ich wollte schreiben, dass das Unsinn ist, habe es aber gelassen, weil ich mir ziemlich sicher war, dass jeder normale Mensch das schon verstanden hat), meldeten sich linksgerichtete und liberale Oppositionsführer Israels zu Wort und sagten, dass 21 Tage Waffenstillstand zu viel seien und die Hisbollah nicht mehr als maximal eine Woche Zeit bekommen sollte, um Buße zu tun und den Südlibanon zu räumen (kein direktes Zitat, aber das ist der Sinn).
Es gibt keine Debatte, wie es sie es auch in diesem schrecklichen Jahr des Völkermords nicht gegeben hat, und wie sie es im letzten Jahrzehnt auch nicht über die Besatzung gegeben hat: Seit etwa 20 Jahren ist sie kein Diskussionsthema mehr. Auch soweit es die israelische Politik betraf, war es kein Thema mehr.
In den israelischen Medien streiten Journalisten und Experten nur noch darüber, was das Beste ist: die Hisbollah (Codename: alle Libanesen) zu zerschlagen, zu brechen, zu vernichten, zu zerstören oder auszurotten.
Ich habe es schon viele, viele Male gesagt – viele Male auf Hebräisch, als ich diese Sprache noch benutzte, um politische Gedanken zu vermitteln, was ich jetzt nicht mehr tue: In Israel bleibt alles beim Alten, und nichts ändert sich. Was die öffentliche Debatte in Israel betrifft, ist im vergangenen Jahr nichts weiter passiert: Antisemiten kläffen und Terroristen versuchen, uns alle zu töten, weil wir Juden sind, aber hey – das war schon immer so.
Es wird nicht über die Kosten des Krieges nachgedacht, insbesondere nicht über die möglichen Folgen eines ausgewachsenen Krieges mit der Hisbollah. In der israelischen Psyche wird die israelische Armee IDF in den Libanon marschieren und die Hisbollah über den Litani-Fluss drängen, wonach in diesem Gebiet eine Pufferzone eingerichtet wird, ein Kinderspiel. Der 7. Oktober und das darauffolgende Jahr schockierten die Welt und machten buchstäblich Milliarden Menschen auf die Schattenseiten des Zionismus aufmerksam. In Israel ist dagegen nichts dergleichen passiert.
Lassen Sie mich dem eine weitere Bedeutungsebene hinzufügen: Viele, viele Menschen sind traumatisiert und leiden persönlich, aber absolut nichts davon führt zu einem erneuerten politischen Denken. Die Welten der persönlichen Erfahrung, des politischen Bewusstseins und des öffentlichen Diskurses sind völlig und hermetisch getrennt.
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