Literatur und Kunst

DGB Kiel würdigt 100 Jahre Oktoberrevolution

Kiel-Oktoberrevolution14.11.2017: In dem Raum im Kieler Gewerkschaftshaus, in dem im November 1918 der Kieler Arbeiter- und Soldatenrat für einige Monate die Macht inne hatte, würdigte der DGB am 11.11. mit einer Veranstaltung den 100. Jahrestag der Oktoberrevolution. Im rappelvollen Saal lauschten generationsübergreifend über Hundert Gewerkschafter_innen dem Philharmonischen Chor der Landeshauptstadt Kiel unter der Leitung von Lam Tran Dinh.

Der 60-köpfige Chor sang Lieder "Poeme auf Texte revolutionärer Dichter" von Dmitri Schostakowitsch.
Die Schauspielerin Agnes Richter, Mitglied des Kieler Schauspielensembles, trug Texte aus Nikolaj Sucharows "1917. Tagebuch der Russischen Revolution" vor.
Ergänzt wurden dessen Augenzeugenberichte durch zeitgleich erschienene Artikel aus der sozialdemokratischen "Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung", in der über die russischen Ereignisse berichtet wurde.

Frank Hornschu, Kieler DGB-Vorsitzender, verwies in seinen einführenden Worte darauf, dass die Oktoberrevolution 1917 und der Kieler Matrosenaufstand und die damit ausgelöste Novemberrevolution im Jahr darauf untrennbar zu den wichtigen Impulsgebern der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen gehören, auf denen unsere Gegenwart fußt. "Bei Kriegsausbruch 1914 gingen noch Hunderttausende für Frieden auf die Straße. Aber bald wollten auch wir, die Gewerkschaften, nicht als vaterlandslose Gesellen dastehen und haben uns sogar darauf eingelassen, während des Krieges nicht zu streiken. Doch als im Jahr 1917 in Russland die 'Frieden-und Brot-Parolen' immer mehr Unterstützung fanden, strahlte dies auch mobilisierend auf die Werftarbeiter und Soldaten in Kiel aus und führte schließlich zum revolutionären November 1918 in Deutschland." Diese Erfahrungen seien auch für Gewerkschafter_innen für die Gegenwart von Bedeutung. "Wir müssen uns trauen noch lauter NEIN zu sagen zu wachsender sozialer Ungleichheit und wachsenden Rüstungsausgaben in unserem Land."

Schostakowitschs "Poeme auf Texte revolutionärer Dichter" sind A-Cappella-Miniaturen voller Leidenschaft, Melancholie, Zweifel und Ermutigung. Da die Gedichte im Begleitheft für die Zuhörer in deutsche Sprache übersetzt waren, erhöhte dies das Verständnis des Gehörten – und man konnte zudem russische revolutionäre Lyrik mit nach Hause nehmen.

"Ich war eher privat darüber gestolpert und hatte mich gewundert, wie wenig musikalisch zur Oktoberrevolution geplant ist, nicht einmal in Berlin", so der Chorleiter Lam Tran Dinh. Er hat im Kieler Opernhaus mit seinen engagierten Hobbysängern in viermonatiger Arbeit die "Zehn Poeme" op. 88 nach Worten revolutionärer Dichter vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von Dimitri Schostakowitsch einstudiert. Die 1951 in Moskau uraufgeführte Sammlung von zehn a-cappella-Chorsätzen beschreibt der Dirigent als "wunderschöne kleine Miniaturen, pittoresk und vielfältig zusammengesetzt – von volksliedgeprägt über russisch-orthodoxe Gesänge bis hin zu handwerklich hervorragend gemachter Vokalkammermusik". Schostakowitsch habe es durch seine Musik geschafft, den Revolutionsparolen eine andere, zum Teil trauernde, aber eben auch Hoffnung weckende Ebene hinzuzufügen.

Zwischen den Musikminiaturen trug Agnes Richter vom Kieler Schauspielhaus Revolutionseindrücke von Andrej Suchanow vor. Fasziniert beschreibt er die Februarrevolution als spontane Erhebung des Volkes gegen das verhasste Zarenregime. Kritisch, doch nicht ohne versteckte Genugtuung, schildert er die gelegentliche Hilflosigkeit, mit der selbst die bolschewistischen Politiker der Entwicklung zusahen, die sich da wie ein Naturereignis vollzog. Der revolutionären Bewegung selbst bringt Suchanow stets größere Sympathie entgegen.

Obwohl kein Bolschewik, war Suchanow dabei, als Lenin am 17. April 1917 in Petrograd seine erste Rede hielt. Und in der Wohnung Suchanows in Petrograd fand die entscheidende Sitzung statt, auf der der Aufstandsplan der Bolschewiki beschlossen wurde. Glattrasiert und mit dunklen, lockigen Haaren, die er einer Perücke verdankt, so betritt Lenin am Abend des 23. Oktober Suchanows Wohnung. Außer dem Gastgeber und Lenin kommen an diesem Abend noch zehn Gäste, allesamt Mitglieder des bolschewistischen Zentralkomitees. In der Nacht zum 27. Oktober 1917 (dem 9.November), als alles entschieden ist, begleitet Suchanow Lunatscharskij nach Hause. Lunatscharskij ist hochgestimmt: "Ja, das sind Ereignisse von Weltbedeutung! Noch die Enkel unserer Enkel werden sich vor ihrer Größe verneigen."

Der DGB Kiel hat mit dieser Veranstaltung einen lobenswerten Beitrag gegen die Entleerung des Revolutionsbegriffs geleistet. Werden doch Erscheinungen und Ereignisse politischer Kosmetik inflationär zur "Revolution" hochgesprochen. Die entscheidenden Kriterien revolutionären Handelns - die Veränderung der Eigentumsverhältnisse und die Perspektive auf emanzipatorischen Fortschritt - werden allzu häufig ausgeblendet. Unter diesem Blickwinkel hat es im 20. Jahrhundert nur fünf erfolgreiche Revolutionen gegeben hat: in Russland 1917, in China 1949, in Vietnam 1954, auf Kuba 1959.

txt: gst

Augenzeugenberichte zur russischen Revolution 1917:
Nikolaj Suchanov: 1917. Tagebuch der Russischen Revolution. Piper-Verlag, München 1967
John Reed: 10 Tage, die die Welt erschütterten. Dietz-Verlag, Berlin 1977

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