28.01.2011: Über dem Eingang zur „Eislaufhalle“ im Wischlinger Revierpark begrüßt dich ein breites Transparent: „Literatur- und Kunsthalle“. Du gehst hinein und bemerkst augenblicklich eine besondere Atmosphäre: das Hallenlicht, nicht grell, gerade ausreichend zum Betrachten der dargebotenen Kunstwerke und Bücher, keine schrillen Töne, quirliges Hallenleben, langsam wandelnde Betrachter vor Bildern oder beharrlich Suchende an den Antiquariatsständen und an den Auslagen von Buchverlagen, still und laut rechnende Interessenten, überall freundliche Gespräche.
Gleich links vom Eingang im großen Hallenmarkt ein kleiner Markt. Die DKP bietet Gemälde, Grafiken und Kunstbücher. An Stellwänden jeweils ein Gemälde von Guido Zingerl und Jörg Scherkamp, Grafiken von Eberhard Dänzer und Wolfgang Matheuer. Beeindruckend auch die kleine Ausstellung zur Würdigung des Künstlerehepaares, der Kommunisten und antifaschistischen Widerstandskämpfer Lya (1901-1981) und Hanns Kralik (1900-1971).
An Ständen und in großen Grafikmappen ein reichhaltiges Angebot an Bildern: großformatige Kupferstiche aus dem Nachlass Hanns Kralik, Blätter von Picasso, Lea Grundig, Dieter Süverkrüp, Enrice Rabasseda u.a.; Zeichnungen und Plakate aus dem Nachlass von Michael Sammler. Zur Auktion werden - neben anderen Kunstwerken – von vietnamesischen Künstlern Grafiken auf hauchdünnem Seidenpapier angeboten.
Hat man sich an dem vielen Schönen sattgesehen, geht man am besten im Uhrzeigersinn im Hallenrund weiter und findet kleine Galerien. Zu sehen sind Malerei und Grafiken von Waltraud Bücking sowie von Bernd Bücking Pressekarikaturen und Originalzeichnungen.
Paul Bravo zeigt Kunstobjekte aus allerlei Materialien, der Betrachter und die Betrachterin können Freude an der Ironie finden. Der Bildhauer Klaus Mausner, Stuttgart, zeigt Plastiken, darunter Porträts von Rosa Luxemburg und Clara Zetkin, sowie großformatige Zeichnungen. Von Ulla Richter sind Gemälde zu sehen. Am Galeriestand Walter H.J. Stehling findet man Malerei, kleinformatige Kunstobjekte und Blätter – sie scheinen für das direkte Eingreifen in politische Aktionen gefertigt zu sein.
Man sollte nicht den kleinsten Stand der Kunst- und Literaturhalle übersehen: „Das Kofferlädchen“. Es ist das Lädchen der Inhaberin und Kunstgewerblerin: Arbeiten in Papier und Pappen für den Alltagsgebrauch und Schmuck.
Der Fotograf Klaus Rose zeigt seine beeindruckenden Fotos in Schwarz- Weiss. Am Stand der „Arbeiterfotografie“ kann man einige ihrer sozial so präzisen Bilder betrachten. Bei den Fotografen sind Erinnerungen und Gespräche darüber unvermeidlich.
Große Sortimente boten die Stände der Verlage: PapyRossa Verlag, Verlag Wiljo Heinen, Marxistische Blätter.
Wer antiquarisch Hochwertiges, besonders aus der Zeit zwischen der Oktoberrevolution und der Zerschlagung des deutschen Faschismus und seiner Verbündeten, in die Hand nehmen oder gar erwerben wollte, der war beim Antiquariat Walter Markov am richtigen Stand.
In der Mitte der Halle gab es ein breitgefächertes und preiswertes Angebot von „Fäustels Bücherrecycling. Antiquariat“. Drinnen wie draußen konnte man beim Antiquariat „che & chandler“ fündig werden.
Jeder oder jede, die dieses Hallen-Kunst-und-Literatur-Leben gestaltet haben, werden je auf ihre Weise Erfahrungen von Glanz und Elend (etwa enttäuschend wenige Teilnehmer an der Kunst-Auktion) haben. Wir Besucher aber, wir können die Gestalterinnen und Gestalter dieser Kunst- und Literaturhalle nur loben und ihnen herzlichen Dank sagen.
Text/Fotos: Siggi
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