Der Kommentar

alt18.01.2013: Neulich in der U-Bahn: Sagt der eine zum anderen: "Was ist da los in Mali?" Antwortete der, den Kopf aus der Zeitung hebend: "Irgend so´n Ali macht mal wieder Zoff in Mali." Wenn es doch nur der Bildzeitungs-Bildungsstand wäre, der aus dem U-Bahnfahrer spräche. Aber auch die 'Tagesschau' titelt bedauernd "Frankreich feuert, Deutschland diskutiert", in der ZEIT darf ein verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion seine Solidarität mit Frankreich erklären: "Wenn Frankreich Hilfe braucht im Zusammenhang mit dem Lufttransport, muss Deutschland Unterstützung leisten." So, als sei Frankreich von einem bösen Feind angegriffen worden. Und die "Süddeutsche" freut sich: "Viel Zuspruch zu Frankreichs Krieg in Mali" während die BILD-Zeitung einen "Gegenschlag" Frankreichs notiert. Und alle, wirklich alle wissen von bösen Terroristen, die man selbstverständlich bekämpfen muss.

Dass Mali seit 1894 französische Kolonie war und das bis 1960 auch blieb, will keiner wissen und gilt dem Mainstream natürlich nicht als Erklärung für die aktuellen Zustände. Doch Mali ist ein wirkliches Muster für die Zerstörung wirtschaftlicher und sozialer Strukturen jener Entwicklungsländer, die kaputtentwickelt wurden und werden: Statt Nahrungsmittel für den Eigenbedarf zu produzieren, wurden die Bewohner des Landes erst als Zwangsarbeiter, später durch die Erhebung von Steuern gezwungen Erdnüsse und Baumwolle für den Export anzubauen. Das sind bis heute die wesentlichen Exportgüter und mit dieser Struktur wurde Mali zu einem der ärmsten Länder der Erde. Denn der Weltmarktpreis für Baumwolle fiel ins Bodenlose, nicht zuletzt, weil die US-Regierung jeden ihrer Baumwollfarmer mit 100.000 Dollar im Jahr subventioniert. Ein Betrag, für den ein malischer Baumwollbauer etwa tausend Jahre arbeiten müsste.

Es gibt Gold in Mali. Das aber hilft dem armen Land gar nichts. Denn das Edelmetall wird gefördert und gedealt von der Randgold Resources Ltd., einem Konzern im Besitz US-amerikanischer Finanzinvestoren, der seinen Sitz im europäischen Steuerparadies Jersey hat. Und es gibt Uran in Mali. Wie im benachbarten Niger liegt es in einem Gebiet, das die Tuareg beanspruchen, eine der 30 Ethnien, die in Mali leben. Und wenn die malischen Uran-Ressourcen erschlossen werden, dann soll das Uran, wie in Niger auch, schleunigst von französischen Firmen gefördert und für die 58 Atomkraftwerke Frankreichs angereichert werden. Ein prima Geschäft, an dem die Tuareg natürlich wie bisher nicht beteiligt sein werden. Die bittere Armut in Mali - ein fetter Nährboden für Terrorismus aller Art - wird weder vom amerikanischen Gold noch vom französischen Uran beseitigt werden. Der neue Kolonialismus hat vor Ort zwar keine eigenen Unterdrückungs-Behörden mehr, er beutet nur die Rohstoffe aus, die ihm nicht gehören und die er faktisch denen stiehlt, die dort leben, wo die Konzerne "ihre" Ressourcen fördern. Aber wenn der Profit gefährdet ist, dann wird Militär eingesetzt.

Durch nahezu alle Berichte deutscher Medien ziehen sich zwei Argumentationslinien, die den "Gegenschlag" Frankreichs begründen und befürworten. Zum einen ist die Rede vom "islamistischen Terrorismus". Tatsächlich gibt es - neben anderen Aufständischen - auch Islamisten in Mali, die sich gegen die Regierung erhoben haben. Und schon weiß der seit langem auf Terrorismus geschulte Redakteur, dass hier nur der kurze Prozess, die militärische "Mission" (Intervention, Operation oder Einsatz kommen als Verschleierungsbegriffe auch gern vor) helfen kann. Können die Redaktionen nicht lernen oder wollen sie nicht? Es gibt aus den letzten Jahrzehnten - vom irischen Terrorismus bis zum afghanischen - nicht einen einzigen Fall, in dem der Terrorismus mit ausländischer Waffengewalt erfolgreich bekämpft werden konnte. Und in Afghanistan ist genau das Gegenteil zu beobachten: Das ausländische "Engagement" reizt die Inländer und vergrößert die Sympathien für die einheimischen Terrorristen.

Das zweite verlogene Argument ist das der Demokratisierung. Warum ausgerechnet jene Länder, die in Afrika und im arabischen Raum in der Vergangenheit wie die Sau gehaust haben und noch immer ihren Rohstoff-Vorteil dort suchen und finden, in diesen Gegenden die Demokratie etablieren sollten, ist schleierhaft. Auch im Fall Mali gilt die aktuelle Regierung, die sich mit der gütigen Genehmigung der Franzosen eingerichtet hat, als demokratisch. Wie das mit dem Mord an etwa 50.000 Tuaregs zu vereinbaren ist, der von Milizen (Ganda Koi) verübt wurde, die in den 90ern von Kräften organisert wurden, die heute die Regierung stellen, mögen uns die Demokratiespezialisten nicht erklären. So wenig wie sie ihren Lesern und Zuschauern die idiotischen, mit dem Lineal gezogenen Kolonialgrenzen erklären wollen, unter denen besonders nomadische Völker wie die Tuareg zu leiden haben und die Dauerursache für afrikanische Kriege sind.

Es ist die Mischung aus europäischer Ignoranz, dämlicher Besserwisserei und Regierungsfrömmigkeit, mit der in den Medien der deutsche Außenminister ohne jeden Widerspruch zitiert wird: "Der Einsatz Frankreichs in Mali ist notwendig, er ist richtig und er ist auch vom Völkerrecht gedeckt." Das Völkerrecht hat in Mali gerade Urlaub und die von Westerwelle bereits zugesagte logistische Unterstützung der französischen Armee ist die reine Zuhälterei für einen immer noch kolonialistischen Krieg. Deshalb müsen die Sub-Zuhälter in den Redaktionen auch nicht nachdenken, wenn sie den französischen Außenminister zitieren, der mal wieder einen kleinen Krieg weissagt, der nur eine "Frage von Wochen“ sein würde. Sollten die Kriege in Afghanistan und Libyen nicht auch von kurzer Dauer sein? Egal, wer da stirbt, ist doch nur so´n Ali aus Mali. Die einzelnen toten Franzosen allerdings werden jetzt schon sorgsam gezählt.

Quelle und CR: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (U. Gellermann)

 

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
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Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

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