Wirtschaft

08.03.2023: Rheinmetallchef Pappberger: der Krieg wird "wahrscheinlich noch Jahre" dauern ++ Rheinmetall will Fabrik für Kampfpanzer "Panther" in der Ukraine bauen ++ EU bezahlt Munition und Waffensysteme ++ Rheinmetall rechnet mit "großen Aufträgen" ++ Deutschlands größter Rüstungskonzern verdrängt den Dialyse-Spezialisten Fresenius Medical Care AG aus dem DAX

 

Russland wie die NATO und die Ukraine setzen auf den Sieg auf dem Schlachtfeld. Sie richten sich auf einen langen Krieg mit Zehntausenden von Toten und unermesslichen Zerstörungen ein.

Auch der Chef des Rüstungskonzern Rheinmetall, Armin Papperger, erwartet, dass der Krieg "wahrscheinlich noch Jahre" dauern wird. "Die westlichen Alliierten schicken zwar genügend Waffen dahin, damit die Ukraine sich verteidigen kann, aber die Ukrainer haben heute nicht genügend Ausrüstung, um ihr Territorium ganz zurückzuerobern." Die Ukraine brauche 600 bis 800 Panzer für einen Sieg, betonte der Rheinmetall-Chef. Damit die Menge zusammenkomme, müsste der Bau neuer Panzer schnell starten. "Selbst wenn Deutschland alle zur Verfügung stehenden 300 Leopard-2-Panzer der Bundeswehr abgäbe, wären das deutlich zu wenige."

Panzerfabrik in der Ukraine

Und Pappberger hat auch eine Lösung parat. Rheinmetall verhandelt über den Bau einer Panzerfabrik in der Ukraine. "Für rund 200 Millionen Euro kann ein Rheinmetall-Werk in der Ukraine aufgebaut werden", erklärte der Chef des Panzerbauers. Die Gespräche mit der ukrainischen Regierung seien "vielversprechend". Papperger hofft auf eine Entscheidung "in den nächsten zwei Monaten".

Ebenso lässt die Europäische Union hoffen. Unter dem Beisein von NATO-Generalsekretär Stoltenberg beraten die Verteidigungsminister der EU-Mitgliedsländer heute und morgen in Stockholm über die militärische Unterstützung der Ukraine. Kurzfristig sollen über den Europäischen Friedensfonds ('Europäische Friedensfazilität' - "Krieg ist Frieden", "Schulden sind Vermögen" - Orwell lässt grüßen) Munition und Flugabwehrsysteme im Wert von bis zu einer Milliarde Euro finanziert werden. Mittelfristig sollen zusätzliche Gelder für Waffen für die Ukraine zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig soll die Europäische Verteidigungsagentur mit der Koordination europaweiter Einkäufe betraut werden. Eine Panzerfabrik in der Ukraine zählt dann sicher zu den förderungswürdigen Projekten.

"Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass die europäische Verteidigungsindustrie zu einem kriegswirtschaftlichen Modell übergeht, um unseren Produktionsbedarf im Verteidigungsbereich zu decken.
Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen

Rheinmetall plant, in dem Werk in der Ukraine jährlich bis zu 400 Kampfpanzer vom Typ Panther zu produzieren. Dass auch Russland seine Panzerproduktion hochfahren könnte, kommt in den Rheinmetall-Plänen nicht vor. Wenn doch, dann liegt eine Fabrik für die nächsten 500 Panzer wahrscheinlich schon in den Schubläden.

Wenn der Krieg, wie Pappberger erwartet "wahrscheinlich noch Jahre" dauern wird, sind das beste Aussichten für den militärisch-industriellen Komplex, sich am Krieg, dem Leid der Menschen und dem ukrainischen Kanonenfutter zu bereichern.

"In der Tat, die Rüstungsindustrie verdient gerade richtig Geld, das ist makaber, aber in Kriegszeiten ist es halt so, dann steigt die Nachfrage, und dann steigen auch die Umsätze."
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Tagesschau, 8.3.2023: Keine Lösung für Munitionsmangel

 

Panther – Tradition und Moderne

Deutsche Panther und Tiger, das gab es schon einmal in der Ukraine und in Russland, vor 80 Jahren. Das waren die Namen deutscher Panzer im Zweiten Weltkrieg. Der Panther wurde von MAN als Antwort auf den sowjetischen T-34 entwickelt und beschoss ab 1943 auch die Ukraine. Die Niederlage des deutschen Faschismus konnte aber auch der damals moderne Panther nicht abwenden.

Panzer Tiger Stalingrad


Beim neuen Kampfpanzer vom Typ Panther handelt es sich um den modernsten Panzer aus der Rheinmetallproduktion. Ein Prototyp wurde im Juni 2022 auf der Rüstungsmesse Eurosatory vorgestellt. "Der Panther erfüllt die Kernfähigkeit 'Dominate and Destroy'", bewirbt der Panzerbauer sein neuestes Todesprodukt, dessen "radikal neues Kampfpanzerkonzept, nicht durch Technologien von gestern eingeschränkt wurde". "Alle Waffen sind über die vollständig digitalisierte Architektur mit den Zieloptiken und dem Feuerleitrechner verbunden, was 'Hunter-Killer' und 'Killer-Killer'-Verfahren, nahtlose Zielbekämpfung und künftige KI-Entscheidungsunterstützung ermöglicht."

Rheinmetall denkt über den ukrainischen Markt hinaus. Panzer aus der Ukraine unterlägen beim Export nicht den Restriktionen des deutschen Waffenexportrechts, sondern den laschen ukrainischen Bestimmungen. Bis zum Krieg war die Ukraine auf Platz 12 der weltweit größten Rüstungsexporteure und lieferte Rüstungsgüter in afrikanische Länder, nach Indien, Saudi-Arabien und die Türkei.

Die Produktion in der Ukraine ist für Rheinmetall aus noch einem Grund werbewirksam: Der neue Panzer kann mit dem Label "kriegsgetestet" auf dem internationalen Waffenmarkt angeboten werden.

Rheinmetall rechnet mit "großen Aufträgen"

Der Krieg um die Ukraine kennt einen Gewinner: die Rüstungsindustrie. So hat Rheinmetall seinen Profit im Verlauf des Kriegs deutlich steigern können. Kürzlich sagte ein Rheinmetall-Sprecher, der Krieg habe "nochmals für eine stärkere und schnellere Nachfrage gesorgt". "Vor uns liegen Jahre des starken Wachstums." Der Konzern seinen Umsatz bis 2025 gegenüber 2021 verdoppeln und auch danach stark wachsen.

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Wie Rheinmetall-Chef Armin Papperger mitteilte, hat Kiew auch Interesse am Schützenpanzer Lynx erkennen lassen. Das Modell ist nicht für die Bundeswehr, sondern für den internationalen Markt entwickelt worden – auch mit Blick darauf, dass die NATO eine Aufstockung der Militärhaushalte auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für alle Mitgliedstaaten verpflichtend macht. Der erste – und bislang einzige – Exporterfolg gelang dem Düsseldorfer Konzern im Spätsommer 2020 mit einer Bestellung aus Ungarn, das 218 Lynx-Exemplare für über zwei Milliarden Euro kauft.

In Unterlüß im Landkreis Celle in der Lüneburger Heide baut Rheinmetall seine Produktionsstätte weiter aus. "Wir haben die Kapazitäten verdoppelt, in manchen Bereichen verdreifacht", sagte der Rheinmetallboss, als er im Februar gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pisorius (SPD) das Werk besuchte. Rheinmetall baut hier den Schützenpanzer Puma und den modernen Schützenpanzer Lynx. Der im Sommer 2022 vorgestellte digitale Kampfpanzer Panther wurde hier entwickelt.

Für die Produktion der Gepard-Munition wurden Mitarbeiter rekrutiert und die Munitionsproduktion um neue Anlagen erweitert. Eine neu geschaffene Produktionslinie soll im April, spätestens im Mai anlaufen und Munition für den Schützenpanzer des Typs Marder liefern. Die erste Auslieferung der insgesamt 300.000 Schuss werde im Juli erfolgen, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger.

Rheinmetall überholt die Kampfpanzer vom Typ Leopard 1, bevor sie an die ukrainische Armee geliefert werden. Kiew könne mit der Lieferung von 88 Panzern in der nächsten Zeit rechnen, gibt Rheinmetall an.

Für die von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene "Zeitenwende" seien Partner notwendig. "Dazu gehört die Rüstungsindustrie, dazu gehören Produktionsstätten wie diese hier," äußerte Pistorius beim Fabrikbesuch.

Rheinmetall hat als eine von wenigen Firmen bereits einen kleinen Auftrag aus dem 100 Milliarden Euro schweren "Sondervermögen" ("Sonderschulden") für die Bundeswehr bekommen. Mit Blick auf künftige Bestellungen des Bundes heißt es von Rheinmetall: "Wir rechnen mit großen Aufträgen im Bereich der Munition, der Gefechtsfahrzeuge oder auch der weiteren Digitalisierung." Die wirtschaftlich positive Perspektive liege außerdem an einer steigenden Nachfrage aus anderen Staaten.

Rheinmetall steigt in den Dax auf

Kein Wunder, dass Rheinmetall seinen Profit im Verlauf des Kriegs deutlich steigern konnte. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie hat sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges vor einem Jahr fast verdoppelt, das Unternehmen ist an der Börse fast elf Milliarden Euro wert. Wie die Deutsche Börse bekanntgab, zieht der Düsseldorfer Rüstungskonzern zum 20. März in den Leitindex Dax ein. Der Rüstungskonzern verdrängt den Dialyse-Spezialisten Fresenius Medical Care AG.

Rheinmetall ist mit rund 29.500 Mitarbeitern (davon 15.000 in Deutschland) der größte Rüstungskonzern des Landes. Die größte deutsche Waffenschmiede wird wie die US-Top-Waffen-Konzerne, voll von den Finanzinvestoren beherrscht: Sapital Group 5,05%, Blackrock 5,08%, Wellington 5,08%, FMR 4,99%, Deutsche Asser 3,03%, Prudential 3,09%, Fidelity 3,0%, M&G 2,98%, LSV Asset 2,97%, UBS 2,97%, Norges Bank (verwaltet den norwegischen Staatsfonds) 2,79%.


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