26.01.2021: Zwar konnte sich BlackRock-Mann Friedrich Merz nicht als CDU-Vorsitzender durchsetzen, aber das ficht den größten Vermögensverwalter der Welt wenig an. Zum Einen ist der politische Einfluss auch so enorm und vor allem konnte BlackRock im Krisenjahr 2020 seine Anlagen auf den Rekordwert von fast 8,7 Billionen US-Dollar steigern. Im Jahr davor verwaltete BlackRock für Anleger noch rund 7,43 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands lag 2020 mit 3,329 Billionen Euro (4,04 Billionen USD) um 5,0% unter dem Vorjahreswert.
Hintergrund des Vermögensanstiegs waren sowohl die Kursentwicklungen wie auch Mittelzuflüsse vonseiten der Investor*innen, umschreibt BlackRock in seinem Bericht[1] die Tatsache, dass die Reichen in der Krise noch reicher werden und ihr Geld von Vermögensverwaltern wie BlackRock noch weiter vermehren lassen. Allein im vierten Quartal 2020 steckten sie netto rund 127 Milliarden Dollar in die Investmentinstrumente von BlackRock. Auf das Gesamtjahr 2020 gerechnet, verzeichnete BlackRock eigenen Angaben zufolge Nettomittelzuflüsse von 391 Milliarden Dollar. Zudem meldete das Unternehmen für 2020 einen Gewinnsprung um 20 Prozent . Der bereinigte Nettogewinn stieg im Schlussquartal 2020 auf 1,57 Milliarden Dollar, verglichen mit 1,31 Milliarden Dollar im Vorjahr. [1]
″immer mehr Menschen zu finanziellem Wohlergehen verhelfen″
″Während dieser Krise ist unsere Überzeugung, immer mehr Menschen zu finanziellem Wohlergehen zu verhelfen, stärker denn je″ teilt BlackRock mit und verweist auf das ″Geschäftsmodell, das uns in die Lage versetzt hat, nahtlos einen Handelsvolumina-Rekord zu bewältigen und Risiken in einem noch nie dagewesenen Markt zu managen″.
In den Genuss dieses Geschäftsmodells kommen Menschen und Institutionen mit einem Anlagevermögen ab etwa 50 Millionen US-Dollar. Zu dem lukrativen Geschäftsmodell zählt auch, dass BlackRock keine Bankschalter und keinen öffentlichen Kundenverkehr unterhält. Die Superreichen überweisen direkt. Deshalb hat der Management-Apparat von BlackRock für die fast 9 Billionen US-Dollar an verwaltetem Kapital nur 16.000 Beschäftigte – während die Deutsche Bank für nicht einmal ein Hundertstel an Kapital 87.000 Beschäftigte gewinnmindernd durchfüttern muss.
Desweiteren zählt zum Geschäftmodell von BlackRock, dass BlackRock der größte Organisator von Briefkastenfirmen ist. Das Kapital der Superreichen wird, für jeden einzelnen in einer besonderen Briefkastenfirma in einer jeweils passenden Finanzoase zwischen Delaware, den Cayman Islands und Luxemburg angelegt. Gleichzeitig werden diese Kapitalgeber anonymisiert, vor Öffentlichkeit, Finanzämtern und Finanzaufsicht namenlos und unsichtbar gemacht.
″So sind die etwa fünf Prozent der Aktien des Braunkohlekonzerns RWE auf 154 Briefkastenfirmen in einem Dutzend Finanzoasen verteilt, unter Namen wie BlackRock Holdco 4 LLC, BlackRock Holdco 6 LLC u.ä. BlackRock begeht damit natürlich nicht selbst Steuerflucht, bietet aber die Möglichkeit dazu; rechtlich gesehen: Beihilfe.″ [2]
Damit BlackRock in der Lage ist, ″immer mehr Menschen zu finanziellem Wohlergehen zu verhelfen″, müssen andere Menschen dafür bluten. Unternehmen, in denen BlackRock sich als Miteigentümer einkauft, werden gewinnbringend "restrukturiert", abgeschrumpft, teilverkauft, fusioniert, mit Abbau von Arbeitsplätzen, Auslagerungen, Tarifflucht u.ä.. Immerhin ist BlackRock Großaktionär in etwa 18.000 Unternehmen, Banken und Finanzdienstleistern in den USA, in der EU, in Großbritannien, Asien, Lateinamerika - in Deutschland bei allen DAX-Konzernen.
Klimarisiko als Anlagerisiko
BlackRock bleibe ″unerschütterlich″ beim Einsatz für seine Anleger*innen, ″denen wir helfen, ihre Anlage- und Sparziele zu erreichen″, versichert BlackRock-Chef Larry Fink, warnt aber vor den Klimarisiken, die die Anleger*innen zwingen, ″ihre zentralen Annahmen zur modernen Finanzwirtschaft zu überdenken. … Was passiert, wenn es keinen funktionierenden Markt mehr für Hochwasser- und Brandschutzversicherungen gibt? Und wie entwickeln sich die Inflationsraten und damit auch die Zinsen, wenn die Lebensmittelpreise infolge von Dürre und Überschwemmungen steigen? ... Auch für Anleger spielen diese Fragen eine immer größere Rolle, denn sie erkennen, dass das Klimarisiko auch ein Anlagerisiko ist.″ [3]
Um dem zu begegnen, werde Nachhaltigkeit zum zentralen Teil der Anlagestrategie des Unternehmens, verspricht Larry Fink. Reines ″Greenwashing″ sagen Umweltorganisationen, die zwölf der klimaschädlichsten Großprojekte weltweit untersucht haben: Zum Beispiel Ölförderprojekte in der Tiefsee vor Guyana, Gasfelder in Mosambik und neue Kohlekraftwerke in Bangladesch. Das Ergebnis: BlackRock ist insgesamt betrachtet der größte Investor. Einem Report der Nichtregierungsorganisation Urgewald zufolge ist das Unternehmen über Anteile und Anleihen mit mehr als 110 Milliarden Euro dabei.[4]
BlackRock betont, man werde künftig sein Engagement bei Kohleproduzenten zurückfahren, Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen und die Zahl nachhaltiger Investments stark ausbauen. Vor allem bei Fonds, die nach ökologischen und sozialen Kriterien zusammengestellt sind. Nach Testergebnissen der Zeitschrift "Finanztest" von Juli 2020 schneiden die untersuchten "nachhaltigen" Fonds von BlackRock aber in vier von fünf Fällen in puncto Nachhaltigkeit am schlechtesten ab. Auch die Nichtregierungsorganisation Facing Finance hat die Nachhaltigkeits-Fonds von BlackRock unter die Lupe genommen. Einer der untersuchten Fonds zum Beispiel verzichte zwar auf Beteiligungen an Kraftwerkskohle oder Ölsanden. Trotzdem investiere auch er in Ölkonzerne wie Total oder den umstrittenen Rohstoffkonzern Glencore.
"Die Analyse der BlackRock-Investitionen zeigt, dass das Geld über seine Indexfonds uneingeschränkt in den Kohlesektor fließt, auch in Unternehmen, die aus seinen aktiven Fonds verbannt sind, wie PGE (Anm.: größter polnischer Energiekonzern) oder Coal India", heißt es in einer aktuellen Untersuchung vom Januar 2021 von Reclaim Finance and Urgewald.[5]
BlackRock bleibt eben ″unerschütterlich″ beim Einsatz für seine Anleger*innen, um ihnen zu helfen, ″ihre Anlage- und Sparziele zu erreichen″.
Die ″Viererbande″
Neben BlackRock gehören noch die Vermögensverwalter Vanguard (5,6 Billionen USD), Fidelity (2,961 Billionen USD) und Capital Group (1,9 Billionen USD) zur ″Viererbande″ der superreichen Vermögensverwalter. Diese Finanzgiganten sind natürlich in den fünf Internetriesen Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet und Facebook beteiligt und haben durch ihr Finanzengagement die Börsenwerte dieser Technologiekonzerne rapide nach obengetrieben.
Diese vier dominanten Geld-Konzerne sind zudem auch untereinander verflochten. Vanguard hält bei BlackRock 10,5% der Aktien, Capital Research 4,55%, umgekehrt ist BlackRock bei Vanguard mit 9,76% beteiligt. Eine exklusive und geschlossene Gesellschaft. Einen derartig großen und unheimlichen Macht-Cluster aus ökonomisch-gesellschaftspolitischem Potenzial und Geldmacht hat es in der Wirtschaftsgeschichte bisher nicht gegeben.
Anmerkungen:
[1] INVESTOR RELATIONS, January 14, 2021
https://ir.blackrock.com/files/doc_financials/2020/Q4/BLK-4Q20-Earnings-Release.pdf
[2] Telepolis, 17.1.2021, Werner Rügemer: Noch mehr BlackRock in der US-Regierung
https://www.heise.de/tp/features/Noch-mehr-BlackRock-in-der-US-Regierung-5023050.html?seite=all
[3] Larry Fink, Eine grundlegende Umgestaltung der Finanzwelt
https://www.blackrock.com/de/privatanleger/larry-fink-ceo-letter
[4] Urgewalt, 27.1.2020: BlackRocks neue Policy betrifft weniger als 20% der Kohle-Industrie
https://urgewald.org/medien/blackrocks-neue-policy-betrifft-weniger-20-kohle-industrie
[5] urgewalt, 13.1.2021: Ein Jahr nach Nachhaltigkeitsversprechen: BlackRock hält $85 Mrd in Kohlefirmen
https://urgewald.org/medien/jahr-nachhaltigkeitsversprechen-blackrock-haelt-85-mrd-kohlefirmen
Reclaim Finance, 12.1.2021: ONE YEAR ON: BlackRock still addicted to fossil fuels
https://reclaimfinance.org/site/en/2021/01/12/one-year-on-blackrock-still-addicted-fossil-fuels-2/
https://reclaimfinance.org/site/wp-content/uploads/2021/01/OneYearOnBlackRockStillAddictedToFossilFuels.pdf