06.12.2011: Um 5 vor 12 versammelten sich am Montag ca. 1000 Beschäftigte der Postbank München vor der Hauptgeschäftsstelle an der Paul-Heyse-Strasse in München (Nähe Hauptbahnhof - im Bahnhofsviertel - ) zum vorläufigen Abschluss ihrer 4-tägigen Aktionen und Warnstreiks gegen den geplanten Stellenabbau von rund 30% sowie diversen zusätzlichen Lohneinbussen, die im Zuge der Fusion/übernahme durch die DeutscheBank düster wie die Unwetterwolken über ihnen hängen. Dabei bemerkte eine junge Rednerin treffend, dass allein die Differenz von 27 Millionen Euro, die das DeutscheBank-Management im laufenden Jahr mehr verdient haben wird als das Management der Postbank, schon zur Sicherung der Postbankbeschäftigten reichen würde.
Nach Angaben von ver.di beteiligten sich rund 3.500 Beschäftigte der Postbank an den bundesweiten Streiks. Die Streiks richten sich gegen die Pläne des Postbank-Vorstands, im Rahmen der Integration in den Deutsche Bank-Konzern Bereiche der Postbank in neue Gesellschaften zu wesentlich schlechteren Bedingungen auszugliedern. Diese Pläne wurden zunächst für den Bereich der Kreditabwicklung vorgestellt, sollen jedoch auf zahlreiche weitere Bereiche ausgedehnt werden. Dabei sind drastische Einschnitte wie die Ausweitung der Arbeitszeit, die Kürzung des Jahresurlaubs und eine massive Absenkung der Gehälter vorgesehen.
ver.di fordert in den zurzeit laufenden Tarifverhandlungen einen Überleitungstarifvertrag für alle betroffenen Beschäftigten der Postbank AG und ihrer Töchter. So sollen die bisher bestehenden Tarifverträge in der jeweiligen Fassung weitergelten. Eine weitere ver.di-Forderung sind zehn Arbeitszeitverkürzungstage wegen der stetig zunehmenden Arbeitsbelastung; die Arbeitgeber haben eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit gefordert.
Die DKP unterstützt den berechtigten Kampf gegen die unverschämten Kürzungsprogramme der Deutschen Bank. In einem Solidaritätsflugblatt heißt es: „Ihr sollt in Zukunft für weniger Geld arbeiten (bis zu zwei Jahresgehälter sollen euch gestrichen werden!), auf Urlaubstage verzichten und eine höhere Wochenarbeitszeit hinnehmen – die Verluste summieren sich auf bis zu 30 Prozent. Viele von Euch müssen nun um ihr Auskommen im teuren München fürchten.
Die gefährliche Entwicklung begann mit der Zerschlagung der Deutschen Bundespost und ihrer Aufspaltung in drei Teilbereiche1989 und ihrer dann folgenden Privatisierung 1994. Trotz des heftigen Widerstands der Belegschaft konnte dies nicht verhindert werden. Klaus Zumwinkel war es – er wurde später durch Steuerhinterziehung in Millionenhöhe bekannt – der die Postbank 2004 an die Börse schickte. 2008 wurde die schrittweise Übernahme durch die Deutsche Bank vereinbart. Hat die Bundesregierung damals auch an Garantien für die Belegschaft gedacht?
Wegen der Wirtschaftskrise wurde der Übernahmevertrag 2009 verändert: mit der ersten Aktientranche von 22,9% wurde zwischen Deutscher Bank und Deutscher Post eine Pflichtumtauschanleihe vereinbart, die nach drei Jahren in 27,4% der Postbank-Aktien getauscht wurde. Im Klartext: Die Bundesregierung stimmte zu, dass die Bezahlung der Postbank, die auf einen Wert von 8 Milliarden Euro taxiert wurde, durch die maroden Aktien der Deutschen Bank erfolgen durfte. Denn die Deutsche Bank hatte wie andere Banken auch durch Risikoanlagen jede Menge Schrott im Keller. Sie hatte damals kein Privatkundengeschäft mehr – denn da gab es nicht so hohe Profite wie beim Investmentbanking und beim Spekulieren – aber in der Krise besann sie sich auf das sichere Geschäft. Da war die Postbank mit ihren 14 Millionen Kunden genau das richtige Opfer. Diese Entscheidung zahlt sich aus in barer Münze: Mit fast 1 Milliarde trägt die Postbank am stärksten zum Gewinn der Deutschen Bank im 3. Quartal 2011 bei.
Die Deutsche Bank wurde also gestützt und gerettet durch Steuergelder – und jetzt nimmt sie sich die Postbankkollegen vor und will sie auspressen, um höhere Gewinne zu erzielen.“
Die Streikaktionen bei der Postbank gehen weiter. Die Solidarität mit den Streikenden wächst. Die Kolleginnen und Kollegen der Postbank zeigten sich mit nicht zuletzt 1001 Neuaufnahmen durchaus kampffreudig und sind sich bewusst dass es durchaus einen längeren Atem erfordern wird, die Angriffe erfolgreich abzuwehren.
Text: f.on /mami Fotos: f.on / DKP München