Wirtschaft

14.08.2011: Mit einem brutal-unsozialen Gedanken zur „Lösung“ der Staatsschuldenkrise wartet  jetzt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, auf.  In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (7.8.11) forderte der frühere IWF- und Goldman Sachs-Manager nicht nur eisernes Sparen und „Gürtel enger schnallen“ zur Konsolidierung der Staatshaushalte, sondern hält zudem eine gezielte Inflation zur Entwertung der Staatsschulden für möglich. Originalton Mayer: „Ich sage schon länger, dass man letztlich die Schuldenlast durch einen mäßigen Anstieg der Inflation – sagen wir mal so auf fünf Prozent global – abtragen wird“. Im Klartext bedeutet diese Aussage, dass eine schleichende Enteignung der kleinen Sparer und Ansparer auf Kapital-Lebensversicherungen nicht nur hingenommen, sondern sogar angestrebt wird. Denn diese müssen sich derzeit mit zwei bis drei Prozent Zinsen zufrieden geben, was dann bei einer Inflationsrate von fünf Prozent eine jährliche Entwertung ihrer Sparguthaben von etwa drei Prozent bedeuten würde.

Noch stärker müssten die Rentner und Hartz-IV-Empfänger bluten, denn eine jährliche Erhöhung ihrer Bezüge in Höhe einer solchen Preissteigerungsrate ist nicht im entferntesten zu erwarten. Auch die Beschäftigten hätten noch größere Reallohnverluste als bisher  hinzunehmen, denn die Lohnerhöhungen bewegen sich derzeit in einer Größenordnung von ebenfalls zwei bis drei Prozent (siehe Artikel: Deutschland wächst nur noch für die Reichen“). Die Reichen und Superreichen hätten dagegen kaum Einbußen zu befürchten. Soweit sie Geldmillionäre sind, erzielt ihr Geldschatz durch das Vermögensmanagement der Banken Zuwächse von über fünf Prozent. Zum großen Teil haben sie ihr Vermögen zudem in Sachwerten, insbesondere Immobilien, angelegt, deren Wertsteigerungen den Inflationsraten in der Regel noch vorauseilen.

Es mehren sich die Stimmen, die einer Weginflationierung der Staatsschulden das Wort reden. Dazu gehört das letzte Aufgebot der Keynesianer, aber auch der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff plädierte in einem Spiegel-Interview (8.8.11)  dafür, „sich über die Angst vor Preissteigerungen hinwegzusetzen“ und „weiterhin Geld in den Markt zu pumpen“. Es solle ja nicht gleich „eine Hyperinflation herbeigeführt werden“.

Der ultra-neoliberale Mainstream setzt dagegen auf Haushaltskonsolidierung durch Einsparungen, bei denen vor allem Sozialausgaben weitgehend gekappt werden. Und zwar „Anpassungsprogramme“ auf Biegen und Brechen. Soziale Revolten nehmen sie dabei in Kauf, lassen sie wie der britische Premier David Cameron, notfalls brutal niederknüppeln.

An eine dritte Variante, die Abtragung der Staatsschulden durch eine wirksame Besteuerung der Banken, Vermögen und Geld-Millionäre, denken Thomas Mayer und Konsorten nicht einmal im Traume. Dabei muss der Chefökonom zugeben, dass die  Explosion der  Staatsschulden größtenteils von den Bankenrettungsschirmen und Konjunkturpaketen zugunsten der Konzerne herrührt: „Nach der Lehmann-Pleite übernahmen die Staaten einen großen Teil der privaten Schulden und stemmten sich mit gewaltigen Konjunkturpaketen gegen die ausbrechende Wirtschaftskrise. Und so stehen wir – nach einer kurzen Zwischenerholung – nun mitten in einer Staatsschuldenkrise“.

Doch die Banken haben sich nicht nur zwischenerholt, sie haben sich an den wachsenden Staatsschulden gesundgestoßen, wie nicht zuletzt die neuen Rekordprofite der Deutschen Bank zeigen. Auch die Geldmillionäre sind durch und nach der Krise mehr und reicher geworden. Eine Reichen- und zusätzliche Bankensteuer wäre das Gebot der Stunde. Denn nicht „wir haben über unsere Verhältnisse gelebt“ - die Verhältnisse sind überlebt.

Text: Fred Schmid, isw   Foto: Attac (Attac-Protest bei Hauptversammlung der Deutschen Bank)

Wir sprechen über Palästina

Gazakrieg Grafik Totoe 2024 04 07

mit Rihm Miriam Hamdan von "Palästina spricht"

Wir unterhalten uns über den israelischen Vernichtungskrieg, die Rolle Deutschlands (am 8. und 9. April findet beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag die Anhörung über die Klage Nicaraguas gegen Deutschland wegen Beihilfe zum Völkermord statt), die Situation in Gaza und dem Westjordanland und den "Tag danach".

Onlineveranstaltung der marxistischen linken
Donnerstag, 18. April, 19 Uhr

https://us02web.zoom.us/j/82064720080
Meeting-ID: 820 6472 0080


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Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

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Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
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Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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