Wirtschaft

30.06.2011: Bei der jetzt zu Ende gegangenen Luftfahrtschau von Le Bourget – die größte ihrer Art – diente der Luftkrieg gegen Libyen als eine Art Life-Werbeschau. Direkt von der „Front“ eingeflogene Militärpiloten berichten auf Pressekonferenzen und an den Ständen über ihre Erfahrungen bei den Bombardements. „Libyen, Demonstrations-Theater für den Lenkwaffenhersteller MBDA“, überschrieb die französische Fachzeitschrift Aerocontact (21.6.11) einen Bericht. Zwei Kampfpiloten veranschaulichten auf einer Air Show Pressekonferenz die Rolle der Luft-Boden-Raketen von MBDA , insbesondere der Storm Shadow/Scalp–Präzisions-Marschflugkörper bei den derzeitigen Luftangriffen in Libyen. „Einige sagen, je länger die Intervention dauert, umso mehr würden die Risiken zunehmen“, sagte einer der beiden Tornado GR4-Piloten. „Ich teile diese Meinung nicht. Wir sind gut gerüstet, um diese Arbeit fortzusetzen, Ziele mit den geringst-möglichen  menschlichen Verlusten zu behandeln“.

Der Raketenhersteller MBDA ist eine gemeinsame Tochterfirma von EADS (Frankreich, Deutschland, Spanien) (37,5%), der britischen BAE Systems (37,5%) und der italienischen Finmeccanica (25%). Beinahe hätte es sich ergeben, dass die heutigen Kampfpiloten mit MBDA-Waffen vom Boden aus angegriffen worden wären: Während der Verhandlungen von Toni Blair mit Gadaffi im Mai 2007 über umfangreiche  Waffenlieferungen, bekundete Libyen auch seine Absicht, Boden-Luft-Raketen von MBDA im Wert von 200 Millionen Pfund Sterling zu kaufen. Das Geschäft kam jedoch nicht zustande.

Welches Kampfflugzeug bombt am besten in Libyen? Um diese Frage ging es vor allem beim Schaukampf zwischen den Kriegsflugzeugen Eurofighter (EADS) und der französischen Rafale  von Dassault (s. Foto). Es ist ein Luftkampf um Rüstungsprofite. Denn dem Gewinner im Show Down der verbliebenen zwei – die Konkurrenten aus USA, Rußland und Schweden sind bereits ausgeschieden - winkt ein zehn Milliarden schwerer Großauftrag aus Indien: 126 neue Kampfjets und eine Option auf 63 weitere Maschinen (siehe Waffendealerin Merkel). Auch hierfür wurden in Le Bourget Kriegspiloten der konkurrierenden Firmen vom libyschen Himmel abgezogen und als „Marketingbotschafter“ (FAZ) und zu Demonstrationsflügen über dem Himmel von Paris eingesetzt. Dassault warb dabei mit der größeren „Erfahrung“, denn die Kampfmaschine wird auch in Afghanistan eingesetzt: „30.000 Stunden“ wurden ihr bei dem Demonstrationsflug groß auf den Rumpf gemalt. Die AP-Korrespondenten J. Keaten und S. Lekic schrieben aus Le Bourget: „Im Krieg in Libyen hat der französische Rafale-Fighter fast alle Aufgaben erledigt: Erzwingung einer Flugverbotszone, Luft-Boden-Angriffe, Aufklärung, Überflug-Missionen. Eines aber hat das Flugzeug noch nicht geschafft – sich ins Ausland zu verkaufen“. Exportversuche blieben bisher vergeblich. In Libyen fliegt die Rafale (Windstoß) 30 Prozent aller NATO-Luftangriffe.

Der Eurofighter wird über Libyen von der Royal-Airforce geflogen, die zehn Maschinen im Einsatz hat. Es ist der Ersteinsatz unter Kriegsbedingungen. Die Piloten müssen dabei auch Luft-Boden-Angriffe fliegen, obwohl die Maschine in erster Linie für den Luftkampf konzipiert ist, der nach Ausschaltung von Gadaffis Luftwaffe am Boden aber nicht stattfindet. George Lawrence, Verteidigungs-Analyst von IHS Jane´s (Defense&Security Intelligence&Analysis) bescheinigt dem Eurofighter denn auch, dass die Luft-Boden-Fähigkeiten noch nicht in einem sehr reifen Stadium seien, was man getrost auch so interpretieren kann: dass eben bei den „chirurgischen Schlägen“ noch einiges daneben geht. Doch den Flugzeugherstellern geht es vor allem um das Siegel „kriegserprobt“, das sie jetzt dem Eurofighter aufdrücken können.

Jedenfalls hat sich der Luftkrieg für die beiden Rüstungskonzerne, Dassault und EADS, bereits jetzt voll gelohnt. Mit den fallenden Bomben ging der Aktienkurs steil in die Höhe. Seit Mitte März, dem Beginn der Intervention, bis zur Le Bourget-Luftfahrtschau Ende Juni, stieg der Kurs der Dassault-Aktie um 14%, der Kurs der EADS-Aktie kletterte um 22%.

Text: Fred Schmid   Foto: mashleymorgan (Aircraft Fighter Jet Dassault Rafale 5)

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

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