09.06.2011: Über 3000 Journalistinnen und Journalisten, Drucker und Verlagsangestellte der Printmedien haben an der zentralen Kundgebung von ver.di und DJV am 9. Juni in Frankfurt/Main teilgenommen. Sie kamen aus allen Teilen Deutschlands auf dem Römerberg in der Mainmetropole zusammen, um gegen den Verlegersparwahn und für faire Tarifverträge zu demonstrieren. Unterstützt wurden sie auch von Streikenden aus dem Einzelhandel von Karstadt und Schlecker. In vielen Tageszeitungen ist in diesen Tagen der Hinweis zu lesen, das wegen der Streiks in der Druckindustrie die Zeitungen nicht im vollem Umfang erscheinen können.
Die Kundgebung von DJV und ver.di ist der bisherige Höhepunkt der auch von vielen freiberuflichen Journalisten unterstützten Arbeitskampfmaßnahmen von Redakteuren und Druckern an Tageszeitungen und Zeitschriften. Sie richten sich gegen die vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) verlangten Tarifabsenkungen um bis zu 30 Prozent für neu einzustellende und den Verlag wechselnde Redakteure sowie gegen Tarifeinschnitte für die derzeit beschäftigten Redakteure. In der Druckindustrie kämpfen die Beschäftigten gegen massive Verschlechterungen des Manteltarifvertrags und für eine Lohnerhöhung um 5,5 Prozent sowie eine Begrenzung der Leiharbeit.
Die beiden Verhandlungsführer von DJV und ver.di, Kajo Döhring und Frank Werneke, haben den Demonstranten von der aktuellen Tarifsituation bei Zeitungen und Zeitschriften berichten. Die Vorsitzenden von dju in ver.di und DJV, Ulrich Janßen (s. Foto) und Michael Konken, bekräftigen, warum faire und angemessene Tarifverträge für die Zukunft des Qualitätsjournalismus unverzichtbar sind. Außerdem schildertenn betroffene Kolleginnen und Kollegen aus Redaktionen und Technik, wie sich der steigende Kostendruck auf ihre Arbeit auswirkt.
Wenn es nach den Zeitungseigentümern geht, soll ein junger Redakteur künftig ein Viertel weniger verdienen. Sie wollen die betriebliche Altersvorsorge kappen, die Arbeitszeit verlängern, Weihnachtsgeld kürzen und Urlaubsgeld nur zahlen, wenn es ihnen gerade passt. Wenn sich die Zeitungseigentümer damit durchsetzen, kostet das bis zu 1,5 Monatsgehälter im Jahr.
Wenn es nach den Druckunternehmern geht, sollen Drucker und Helfer bis zu fünf Stunden in der Woche länger arbeiten fürs gleiche Geld. Drucker und Helfer an den Druckmaschinen sollen reduziert werden und Helfer sollen viel weniger verdienen als bisher. Die Druckunternehmer wollen künftig allein entscheiden, wer und vor allem wie viele Menschen an der Maschine stehen. Kurzum: Immer weniger Leute sollen immer mehr arbeiten.
Die Tarifrunde wird auch regional von vielen Aktionen begleitet. Für viele Journalisten ist es das erste Mal, dass sie sich selber an Streikaktionen beteiligen. Mit welchen Gefühlen Journalisten, die nun selber Betroffene sind, zu diesen Aktionen fahren, dazu gibt es hier in der Kontext:Wochenzeitung einen lesenswerten Bericht.
Quelle: dju in ver.di Fotos: Bernd Müller-Weathersby/umf
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