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Israel Shireen Abu Akleh Beerdigung 117.05.2022: Palästinensische Journalistin Shireen Abu Akleh von Scharfschützen der israelischen Armee ermordet ++ Internationalen Journalisten-Föderation (IFJ): "vorsätzliche, systematische Tötung einer Journalistin" ++  israelische Polizisten greifen mit Schlagstöcken und Tränengas den Trauerzug und den Sarg mit Shireen Abu Akleh an ++ Forderung nach Untersuchung der israelischen Kriegsverbrechen durch Internationalen Gerichtshof ++ US-Abgeordnete Rashida Tlaib: Shireen Abu Akleh von "Apartheidregierung ermordet"

 

"Die Polizisten schlugen uns mit Schlagstöcken und warfen dann ohrenbetäubende Blendgranaten, nur weil jemand die palästinensische Flagge schwenkte. Irgendwann sah ich den Sarg wackeln, er drohte umzufallen. Ich schloss meine Augen und befürchtete das Schlimmste.", So schildert Fares Attias den Angriff israelischer Polizisten auf den Trauerzug zur Beerdigung von Shireen Abu Akleh, der palästinensisch-amerikanischen Journalistin von Al Jazeera TV, die am Mittwoch (11.5.) im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland gezielt erschossen wurde.

Israel Shireen Abu Akleh Beerdigung 1

Zehntausenden von Menschen begleiteten den Sarg den ganzen Weg von Sheikh Jarrah zur Kirche und dann zum christlichen Friedhof in der Altstadt von Jerusalem. Auf Videos ist zu sehen, wie palästinensische Männer den Sarg mit dem Leichnam der ermordeten Journalistin tragen. Von hinten nähern sich israelische Polizisten in voller Kampfmontur. Sie schlagen auf manche der Männer, die den Sarg tragen, mit Knüppeln ein. Ein Mann hält sich eine Hand schützend vor den Kopf, ein anderer muss den Sarg loslassen. Die Männer haben Mühe, den Sarg aufrecht zu halten. In einem Moment fällt er fast zu Boden. Die Begründung für den Angriff: palästinensische Fahnen.

  Israel Shireen Abu Akleh Beerdigung Twt  
  Video:

https://twitter.com/Rushdibbc/status/1525114366403743744

 

 

Seit dem Tod von Faisal Husseini, Jerusalems historischem Führer und Sohn des 1948 im Kampf gefallenen Nationalhelden Abdel Qader Husseini vor 21 Jahren gab es in Jerusalem keine so große Beteiligung an der Beerdigung einer Palästinenserin oder eines Palästinensers. Die Beerdigung von Shireen Abu Akleh war ein seltener Moment der nationalen Einheit, in dem sich die Palästinenser als ein Volk wiederfanden und nicht mehr als Christen und Muslime, wie es die äußeren und inneren Kräfte gerne hätten. "Die Ehrung, die eine so große Menschenmenge Shireen zuteil werden ließ, ist sowohl eine Würdigung ihres Lebens als auch ein Grund für große Wut über die Art und Weise, wie sie getötet wurde. Shireen betrat jedes einzelne palästinensische Haus. Jedes arabische Haus. Durch sie hat die Welt verstanden, was es bedeutet, Palästinenser zu sein", sagte die Völkerrechtsexpertin Diana Buttu.

Shireen Abu Akleh in Dschenin erschossen

Israel Shireen Abu AklehDie 51-Jährige Shireen Abu Akleh war am Mittwoch von der Kugel eines Scharfschützen ins Gesicht getroffen worden, als sie aus dem Flüchtlingslager Dschenin über eine Razzia der israelischen Armee berichtete. Auf den Aufnahmen vom Tatort ist Abu Akleh mit einer Presseweste und einem Helm zu sehen. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde die Journalistin von einer scharfen Kugel in den Kopf getroffen und in kritischem Zustand in ein Krankenhaus gebracht, wo sie der Verletzung erlag. Einem weiteren palästinensischen Journalisten, Ali al-Samoudi, wurde in den Rücken geschossen, befindet sich aber in einem stabilen Zustand.

Die von Ministerpräsident Naftali Bennett, Regierungsvertreter*innen und israelischen Diplomat*innen geäußerte absolute Gewissheit, dass die Verantwortung für die Tötung von Abu Akleh allein bei den Palästinensern liege, die am Mittwoch das Feuer auf die in Dschenin einmarschierenden Militäreinheiten eröffnet hatten, wird durch die von der israelischen Armee eingeleiteten Ermittlungen zunehmend erschüttert. Die durchgeführten Untersuchungen lassen keine endgültigen Schlüsse über die Herkunft des Schusses zu, der die Journalistin traf, aber eine der Hypothesen ist, dass die Kugel vom israelischen Militär stammen könnte. "Es besteht die Möglichkeit, dass sie von den Schüssen der Streitkräfte gegen die Terroristen (die Palästinenser, Anm. d. Red.) getroffen wurde", heißt es in dem vorläufigen Bericht. Möglicherweise sei sie aber auch von " palästinensischen Terroristen" bei dem Feuergefecht getötet worden.

Ein Vertreter der palästinensischen Behörden wies die Behauptung der israelischen Regierung, dass Abu Akleh von Palästinensern getötet worden sei, zurück: "Wir gehen davon aus, dass sie durch israelische Schüsse getötet wurde, was auch von Zeugen am Tatort bestätigt wurde."

"gezielte Hinrichtung" und "Kriegsverbrechen"

"Wir haben uns für die Soldaten sichtbar gemacht. Wir standen etwa zehn Minuten lang still, um sicherzustellen, dass sie wussten, dass wir als Journalisten da waren. Es gab keine Warnschüsse, so dass wir uns in Richtung des Flüchtlingslagers Dschenin bewegten", sagt Shatha Hanaysha, eine junge palästinensische Journalistin, über die letzten Minuten im Leben von Shireen Abu Akleh. "Plötzlich hörten wir den ersten Schuss", fährt Hanaysha fort, "ich drehte mich um und sah meinen Al Quds-Kollegen Ali Sammoudi am Boden liegen. Eine Kugel hatte ihn in den Rücken gestreift. … In diesem Moment durchbohrte eine weitere Kugel den Hals von Abu Akleh und sie fiel neben mir zu Boden. Wer auch immer auf uns geschossen hat, wollte uns töten... es war ein israelischer Scharfschütze, der auf uns geschossen hat. Wir sind nicht in das Kreuzfeuer zwischen Soldaten und palästinensischen Kämpfern geraten, wie die israelische Armee behauptet".

Al Jazeera erklärte, Abu Akleh sei "kaltblütig ermordet" worden, und forderte die internationale Gemeinschaft auf, die israelischen Streitkräfte zur Verantwortung zu ziehen.

Auf einer Protestkundgebung in Haifa bezeichnete der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Israels, Issam Makhoul, den Tod der Journalistin als "gezielte Hinrichtung" und "Kriegsverbrechen", das "das Ergebnis der Frustration über die erfolglose Besatzungspolitik" sei. "Diejenigen, die glauben, dass die Lösung in der Anwendung von mehr Gewalt liegt, werden sowohl sicherheitspolitisch als auch politisch scheitern und zu noch mehr Leid für beide Völker führen", sagte er.

 

"Shireen Abu Akleh - ein wunderbarer Mensch, eine bemerkenswerte Journalistin, eine liebe, langjährige Freundin - wurde von der israelischen Besatzungsarmee erschossen und ermordet. Das Herz bricht. Palästina trauert. Ruhe in Frieden, Kraft und Liebe."
Hanan Ashrawi auf Twitter.

Die Abgeordneten der linken Liste Hadash, Ayman Odeh, Aida Touma-Sliman und Ofer Cassit, besuchten am Mittwochnachmittag die Familie der getöteten Journalistinn im besetzten Ostjerusalem. Cassif und Touma-Sliman äußerten Zweifel an der offiziellen israelischen Darstellung. Cassif erklärte auf Twitter, Shireen Abu Akleh sei von "Soldaten der Besatzung erschossen worden und dann noch einmal durch die falsche Aussage des Militärsprechers". Sie erinnerten daran, dass seit Ende März fast 30 Palästinenser*innen von israelischen Sicherheitskräften getötet wurden, darunter auch ein junges Mädchen, das auf dem Heimweg von der Schule war.

Der Palästinensische Journalistenverband verurteilte den Tod von Abu Akleh als "ein eindeutiges Attentat, das von der israelischen Besatzungsarmee verübt wurde". Der Verband macht "die israelische Besatzung für dieses abscheuliche Verbrechen gegen die Pressefreiheit voll verantwortlich". Anthony Bellanger, der Sekretär der Internationalen Journalisten-Föderation (IFJ), bezeichnete die Ermordung von Abu Akleh als "vorsätzliche, systematische Tötung einer Journalistin". "Wieder einmal wurden Journalisten, die Pressewesten trugen und eindeutig identifiziert werden konnten, von israelischen Scharfschützen ins Visier genommen", erklärte er.

In einer Erklärung fordert das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) die Behörden auf, eine "schnelle, sofortige und transparente Untersuchung" der Tötung Abu Aqlehs durchzuführen. Sherif Mansour, Koordinator des CPJ-Programms für die MENA-Region (Middle East and North Africa), sagte, das Komitee habe seit 1992 mindestens 18 Fälle dokumentiert, in denen Journalist*innen in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten getötet worden seien. , In keinem dieser Fälle habe es "Gerechtigkeit gegeben", fügte er hinzu.

Forderung nach unabhängiger internationaler Untersuchung

Die Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung der Ermordung der langjährigen Al Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh werden angesichts der weltweiten Empörung immer lauter.

"Als UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten", so Francesca Albanese, "kann ich die Ermordung der Journalisten Abu Akleh, ein weiterer Todesfall unter den palästinensischen Journalisten, nur entschieden verurteilen und bedauern. Wir brauchen Gerechtigkeit und eine strenge und transparente Untersuchung, um die Verantwortlichen für diesen und frühere Morde zur Rechenschaft zu ziehen". Eine Untersuchung, die nach dem Willen der Palästinenser von der Staatsanwaltschaft des Internationalen Strafgerichtshofs ICC durchgeführt werden sollte.

Rashida Tlaib: Die US-Regierung soll die Ermordung von Abu Akleh untersuchen

Da Shireen Abu Akleh eine Palästinenserin mit US-amerikanischem Pass war, intervenierte ausnahmsweise die US-Botschaft bei einem israelischen Kriegsverbrechen und fordert eine strenge Untersuchung ihres Todes.

Die linke demokratische US-Kongressabgeordnete Rashida Tlaib hat die US-amerikanische Regierung aufgefordert, die Ermordung von Abu Akleh zu untersuchen. Washington dürfe nicht zulassen, dass "dieselben Leute, die diese Kriegsverbrechen begehen, die Ermittlungen durchführen", womit sie Israel meint.

"Wir müssen selbst die Ermordung einer amerikanischen Bürgerin untersuchen. Jemand, der als Hüter der Wahrheit da draußen war und seinen Job gemacht hat, wurde von einer Apartheidregierung ermordet, die wir weiterhin mit bedingungsloser Hilfe finanzieren", sagte Tlaib in einem Fernsehinterview mit Al Jazeera.

Inzwischen haben fünfzehn europäische Regierungen, darunter Italien, Frankreich und Deutschland, Israel aufgefordert, das kürzlich angekündigte Projekt zum Bau von mehr als 4.000 Häusern in Siedlungen im besetzten Westjordanland zu stoppen. "Es ist notwendig, diese Entscheidung zu widerrufen", schrieben sie und forderten die Israelis auf, "die geplanten Abrisse oder Vertreibungen (von 1.300 Palästinensern, Anm. d. Red.), insbesondere in Masafer Yatta, nicht fortzusetzen".


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