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Georges Ibrahim Abdallah mos24.07.2014: Der 63-jährige Libanese Georges Ibrahim Abdallah sitzt seit 1984 in französischen Gefängnissen. Er wurde wegen angeblicher Beteiligung an der Erschießung des US-Militärattachés Charles Ray und des israelischen Diplomaten und mutmaßlichen Mossad-Agenten Jakob Barsimantov im Frühjahr 1982 in Paris zu lebenslanger Haft  verurteilt. Nach französischem Recht könnte er damit nach 15 Jahren entlassen werden. Das aber wird – so die Vorwürfe aus der Solidaritätsbewegung – wegen französischer Interessen in seiner Ex-Kolonie Libanon sowie US-amerikanischer und israelischer Interventionen immer wieder verhindert.

Abdallah wurde 1951 im äußersten Norden des Libanons in der maronitischen Gemeinde Al Qoubaiyat geboren. Er schloß sich 1971 der PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) an, die – wie andere palästinensische Organisationen – vom Süden des Landes her immer wieder Israel angriffen. Die Nakba, die Katastrophe der Vertreibung Hunderttausender, bewegte bis heute nicht nur die 400.000 im Land lebenden Flüchtlinge, sondern auch die Libanesen. Nicht wenige schlossen sich palästinensischen Organisationen an, die im Bürgerkrieg zusammen mit der libanesischen Linken, darunter den Kommunisten unter Georges Haoui und den Sozialisten unter Kamal Dschumblat kämpften.

Anfangs der 80er Jahre gründete Abdallah die FARL (bewaffnete revolutionäre libanesische Fraktion) mit. Die kleine Gruppierung kämpfte im Land gegen die israelische Besetzung seit 1978 südlich des Litaniflusses und dann ab Juni 1982 des gesamten Südlibanon bis in die Vororte Beiruts. Im September 1982 war es die KP des Libanon, die als erste bedeutende Kraft im Land zum bewaffneten Widerstand gegen die Besatzung aufrief und diesen unter großen eigenen Opfern organisierte. Die Hisbollah wurde zu der Zeit erst gegründet, sie sollte in den 90er Jahren die stärkste Kraft im Widerstand werden. Der permanente Kleinkrieg erzwang 2000 den Abzug der israelischen Besatzer aus fast allen noch besetzen Gebieten.

Anders als die KP z.B. wollten die FARL und Andere den bewaffneten Kampf auch in jene Metropolen tragen, wo sie die imperialistischen Verantwortlichen für Krieg und Elend im Nahen Osten sahen. Zu dieser Radikalisierung führten auch Massaker an palästinensischen Zivilisten wie in Tel as-Zaatar 1976 und Shatila 1982, verübt von rechten Milizen. Nachdem die israelische Armee die bewaffneten Kräfte der PLO zum Abzug gezwungen hatte, ließ der damalige Befehlshaber Scharon drei Tage lang maronitische Marodeure unter den Augen seiner Soldaten gewähren. Entsprechende Racheakte wie im christlich bewohnten Damur brutalisierten die Konflikte weiter.

Georges Abdallah wurde 1984 in Frankreich verhaftet und zunächst wegen falscher Papiere und illegalem Aufenthalt zu vier Jahren Haft verurteilt. Während dieser Haft wurde bei einer Wohnungsdurchsuchung u.a. eine Pistole gefunden, mit der die o.g. Diplomaten erschossen worden sein sollten. Ein 'Sondergerichtshof' sah eine Beteiligung des Libanesen und verurteilte ihn zu lebenslang bei einer Mindesthaftzeit von 15 Jahren. Acht Anträge auf Freilassung wurden nach 1999 abgelehnt. Begründet sehen viele dies darin, daß er nicht dem antiimperialistischen Kampf abgeschworen habe. So beteiligte er sich mehrfach an Hungerstreiks, z.B. aus Solidarität mit den Tausenden arabischen Gefangenen in israelischer Administrativhaft.  

Anfangs 2013 meldeten Medien seine bevorstehende Freilassung nach Gerichtsbeschluß unter dem Vorbehalt, daß der Innenminister Manuel Valls eine Ausweisungsverfügung unterzeichne. Der verweigerte aber seine Unterschrift. Dazu trug auch der Druck seitens US-amerikanischer Kongreßabgeordneten bei, die sich schon 2012 "vorsorglich" gegen eine Freilassung ausgesprochen haben. Während die Verantwortlichen so vieler Massaker an Palästinensern und Libanesen zumeist straffrei blieben, soll an Georges Abdallah ein Exempel im "Kampf gegen den Terrorismus" statuiert werden.

Brüskiert wurde hier auch der libanesische Ministerpräsident Najib Mikati, dem zugesagt worden war, Abdallah bei der Rückreise von seinem Staatsbesuch mit nach Hause nehmen zu können. Nach französischen Recht hat Abdallah seine Strafe abgesessen. Seine weitere Inhaftierung macht ihn auch in den Augen jener zum politischen Gefangenen, die das Hereintragen der bewaffneten Kämpfe in die Metropolen immer ablehnten. Derzeit läuft sein neunter Antrag auf Freilassung.

Beim UZ-Pressefest haben Delegierte von 23 ausländischen kommunistischen Parteien in einem Brief an den französischen Staatspräsidenten seine Freilassung gefordert.

Text: Volker Metzroth (dieser Artikel erscheint auch in der UZ vom 25.07.14)   Foto: mo's

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