21.11.2025: Serghii Kuznietsov, Major der ukrainischen Armee und mutmaßlicher Leiter des Terrorkommandos, das die Nord-Stream-Gaspipelines sprengte, wird nach Deutschland ausgeliefert ++ Doch wer ist der Drahtzieher des Anschlags? Deutsche Ermittler haben den damaligen Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee Valeriy Zaluzhny im Visier.
Die Terroranschläge auf die Nord-Stream-Gaspipelines hatten vor drei Jahren weltweit Aufsehen erregt. Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine beschädigten mehrere Sprengungen die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Durch Nord Stream 1 war zuvor russisches Erdgas nach Deutschland geflossen. Nord Stream 2 war wegen des Kriegs noch nicht in Betrieb.
"Die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines am 26. September 2022 ist ein Akt des internationalen Terrorismus und stellt eine Bedrohung des Friedens dar."
Jeffrey D. Sachs
Die deutsche Regierung hat sich sklavisch an die Politik der USA gebunden und den Import von billiger Energie aus Russland beendet – sie hat sogar die Sprengung der wichtigen Nord-Stream-Gaspipelines mitgemacht. Billiges russische Gas wurde durch teures Flüssigerdgas aus den USA ersetzt, sodass die Stromkosten für deutsche Haushalte und Unternehmen in die Höhe geschossen sind. Das damalige Bundeswirtschaftsministerium unter Leitung von Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hielt Deutschland nicht einmal für einen vom Anschlag betroffenen Staat.
Ein mutmaßlicher Attentäter sitzt in Italien in Untersuchungshaft und darf nun ausgeliefert werden. Nach Überzeugung der deutschen Ermittler soll der 49-jährige Serghii Kuznietsov, Major der ukrainischen Armee, ein Team von insgesamt sieben Verdächtigen geleitet haben, darunter vier Taucher. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor.
Verhaftung von Serhii Kuznetsov in Rimini am 20. August 2025
Nachdem die deutsche Staatsanwaltschaft unter größten Anstrengungen und in völliger institutioneller Isolation – die Bundesregierung zeigte wenig Engagement für die Klärung des Anschlages - den ausführenden Arm des Anschlags auf Nordstream identifiziert hat, richtet sie nun den Finger auf den Drahtzieher des Plans.
"Die von einer ukrainischen Eliteeinheit durchgeführte Operation stand unter der direkten Leitung von General Valeriy Zaluzhny", schreibt das Wall Street Journal unter Berufung auf das "klare Bild", das die Ermittler gezeichnet haben, die entschlossen sind, alle Verantwortlichen für den Terroranschlag auf die wichtigste Energieinfrastruktur Deutschlands zur Rechenschaft zu ziehen.
Oberkommandierender der ukrainischen Streitkräfte Valery Zaluzhny (Mitte)
Es ist nicht das erste Mal, dass der ehemalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, derzeit Botschafter in London, mit der Gasleitung in Verbindung gebracht wird, die am 26. September 2022 auf dem Grund der Ostsee versank. In den Monaten nach dem Anschlag, als die ersten Hinweise noch nicht zu soliden Beweisen geworden waren, hatten Medien bereits den Namen Zaluzhny durchsickern lassen und darauf hingewiesen, dass es materiell unmöglich sei, die Sabotage durch einen Handstreich von "Einzelgängern” außerhalb der Befehls- und Kontrollkette der ukrainischen Armee durchzuführen.
Die Urheber des Anschlags stimmten laut deutscher Staatsanwaltschaft genau mit dem Verdacht überein, der damals von den höchsten Vertretern der euro-atlantischen Front von vornherein verworfen worden war - von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bis zum ehemaligen NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg,
Für die Staatsanwälte besteht kein Zweifel: Die Versenkung der Nord Stream sieben Monate nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine war keine von Putin inszenierte False-Flag-Operation, sondern eine von Kiew organisierte Militäraktion, um "die Öleinnahmen Moskaus zu reduzieren und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland zu zerstören”, betont das Wall Street Journal.
Neben der Beteiligung des ranghöchsten Offiziers der ukrainischen Streitkräfte, einem in seinem Land äußerst beliebten Nationalhelden, stehen sieben weitere Personen im Fokus der vor 36 Monaten in Deutschland eingeleiteten Ermittlungen: drei Soldaten der regulären Streitkräfte Kiews und vier erfahrene Tauchausbilder.
Zu den Adressaten des von der deutschen Staatsanwaltschaft erlassenen internationalen Haftbefehls gehört der Kommandant Serghii Kuznietsov, 49, Major der ukrainischen Armee, der seit seiner Verhaftung im August in Italien festgehalten wird.
Bisher konnten die deutschen Ermittler keinen der Beschuldigten vor Gericht stellen. Die Nummer zwei der Gruppe, die Nordstream gesprengt hat, Volodymyr Zhuravlov – ebenfalls ukrainischer Soldat, in Warschau verhaftet – wurde vor drei Wochen vom polnischen Staatsanwalt freigelassen, nachdem der internationale Haftbefehl wegen "zu allgemeiner Angaben” abgelehnt worden war.
Eine Entscheidung, die theoretisch rein technischer Natur ist, aber parallel und in Absprache mit der Politik getroffen wurde. Die unglaubliche Weigerung, einen wegen Terrorismus gesuchten Mann an die deutsche Staatsanwaltschaft auszuliefern, wird direkt vom polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk gedeckt, der behauptet, die Auslieferung an Deutschland sei "nicht im Interesse Polens”. "Das Problem mit Nord Stream 2 ist nicht, dass es gesprengt wurde. Das Problem ist, dass es gebaut wurde", sagte der polnische Regierungschef.
Dazu passt das "Danke, USA!" des ehemaligen polnischen Außenministers Radoslaw Sikorski, das er wenige Stunden nach dem Anschlag unter einem Foto der Explosionen der Nordstream-Pipeline twitterte.

Die Regierung Merz hüllt sich weiterhin in Schweigen, das als respektvolle Nichteinmischung in die Justiz ausgegeben wird, obwohl die Ermittlungen für Berlin von Tag zu Tag unangenehmer werden.
Wenn der Kopf hinter der Sabotage von Nord Stream tatsächlich der Mann ist, der symbolisch für die Verteidigung der Ukraine steht, dann steht Deutschland mit dem Rücken zur Wand und sieht sich mit dem beunruhigenden Paradox konfrontiert, in den letzten drei Jahren den einzigen Staat, der es militärisch angegriffen hat, mit Milliarden Euro finanziert und mit Waffen versorgt zu haben.
zum Thema
- Bombenanschläge auf Nord-Stream. Wer war es? Wem nutzt es?
- Interview mit Seymour Hersh: Wie die USA die Nord Stream Pipeline sprengten




