Aus Bewegungen und Parteien

elmshorn Erinnerungstafel 2006614 stubbe 01225.06.2014: Elmshorn hat eine besondere antifaschistische Geschichte. In den letzten Maitagen 1945 befreiten Kommunisten und Sozialdemokraten in einer bewaffneten Aktion die Stadt von der örtlichen Nazimacht. Am 2. Mai wurde ein illegaler „Antifaschistischer Ausschuss“ durch gemeinsame Initiative von Sozialdemokraten und Kommunisten gegründet, die schon während des Faschismus Widerstand geleistet hatten. Der Ausschuss – etwa 150 Arbeiter aus Elmshorn – wurde bewaffnet und erhielt Polizeifunktion. Der Sozialdemokrat Erich Arp war als neuer Bürgermeister vorgesehen, für die Sicherheit war der Kommunist Arthur Geißler verantwortlich.

elmsorn erinnern stubbe 13Der Nazi-Bürgermeister Dr. Küster wurde verhaftet. Weiße Betttücher signalisierten den Friedenswillen und sollten die Stadt vor weiteren Luftangriffen der Alliierten schützen. Auch das Ziel dieser mutigen Aktion, die Bildung einer von den Nazis geplanten Frontlinie vor den Toren der Stadt zu verhindern, wurde erreicht. Denn als am 5. Mai englische Truppen einrückten, kam es zu keinen Kriegshandlungen. Als aber am 10. Mai die Engländer auch in Elmshorn die Besatzung organisierten, wurden Arp, Geißler und der gesamte antifaschistische Ausschuss ihrer Ämter enthoben und teilweise wegen „Amtsmissbrauchs“ eingesperrt. Als Bürgermeister wurde ausgerechnet Karl Coors, der ehemalige NS- Bürgermeister von Pinneberg eingesetzt. Der heiße Krieg ging direkt in den kalten über, das neue Feindbild waren die Sowjetunion und die Rote Armee.

Diese Ereignisse wurden in vielen Antifaschistischen Stadtrundgängen und bei Veranstaltungen öffentlich dargestellt. In Elmshorn erinnern Informationstafeln an Brennpunkten dieser Zeit.

„Erinnern für die Zukunft“

elmshorn Erinnerungstafel 2006614 stubbe 006Am 20. Juni dieses Jahres wurde aus Anlass des 100. Jahrestages des Weltflüchtlings – und Migrationstages vor der Nicolaikirche im Zentrum Elmshorns die Tafel „Erinnern für die Zukunft“ enthüllt. Sie stellt verschiedene Elemente antifaschistischen Kampfes dar.

Rudi Arndt eröffnete als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine für Elmshorn“ die Enthüllung und führte in die Geschichte und das Konzept der Tafel ein. In seinem Beitrag zeichnete er die antifaschistische Tätigkeit in Elmshorn nach. Er hat vieles mitgeprägt und gestaltet, was in 25 Jahren geleistet wurde, um ein antifaschistisches Klima zu schaffen.

Herr Moritz, Stadtrat, Herr Seiler, Vertreter des Sponsors Sparkasse und Frau Tekleab, Leiterin der Koordinierungsstelle Migration begrüßten die zahlreich Anwesenden und setzten in kurzen Ansprachen eigene Schwerpunkte. Gemeinsam wurde die Tafel enthüllt.

elmshorn erinnerungstafel stubbeDie Tafel ersetzt die bereits 2002 aufgestellte zu der Aktion „Noteingang“, auf der 40 Adressen von Geschäften und öffentlichen, kirchlichen und politischen Einrichtungen aufgelistet waren, die möglichen Opfern faschistischer Gewalt Raum und Schutz anboten. Diese Initiative wird auf der neuen Tafel weiterhin dokumentiert. Im Mittelpunkt aber stehen die 24 Opfer des Faschismus, für die in den letzten Jahren Stolpersteine verlegt worden waren. Ihrer wird in kurzen Biografien gedacht.

Neben der Chronik des Widerstandes und der Selbstbefreiung werden wichtige antifaschistische Aktionen in Elmshorn seit 1990 genannt, die erfolgreich verhinderten, dass Faschisten den öffentlichen Raum der Stadt nutzen können. Aus dem breiten antifaschistischen Bürgerbündnis entstand die Losung „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“.

Viele dieser Aktionen wurden von CDU-Politikern und rechten Parteigängern abgelehnt. Den Vorwurf, mit solchen Aktivitäten die Nazis auf Elmshorn zu orientieren, beantwortete die damalige SPD-Bürgermeisterin Dr. Brigitte Fronzek mit dem Hinweis „Wir haben die Nazis erst sichtbar gemacht!“ Sie selbst und der IG-Metall-Sekretär Uwe Zabel wurden von Nazis bedroht und attackiert.

Allegra Tekleab sieht die Initiative als Zeichen gegen Verfolgung von Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer fremd erscheinenden Gruppe, die z.B. wegen ihrer Nationalität, Religion  oder politischen Überzeugung als bedrohlich erlebt wird. Bei der Enthüllung der Tafel verwies sie auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen:
- 50 Millionen Menschen mussten fliehen, im Jahr 2013 alle 4 Sekunden einer.
- Krieg ist die Hauptursache.
- Jeder zweite der Flüchtlinge ist jünger als 18 Jahre.
- Erzwungene Vertreibung hat schwerwiegende wirtschaftliche, soziale und manchmal politische         Folgen für die Gemeinschaft, die Flüchtlinge aufnimmt.
- Die große Mehrzahl der Flüchtlinge findet in armen Staaten vorläufigen Schutz.

Antifaschistisches Klima ausbauen

Die gelungene Aufstellung dieser ca. 3x2 Meter großen Tafel ist eine Herausforderung für die weitere antifaschistische Tätigkeit vor Ort.
Erste Planungen und Absprachen bereiten jetzt den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus vor. 2015 soll aus Anlass dieses Datums erneut eine Großveranstaltung der Elmshorner Schulen zum Tag der Befreiung des KZs Auschwitz, dieses Mal landesweit, stattfinden.

Zum 8. Mai ist ein erneuter Antifaschistischer Stadtrundgang geplant. In den Wochen um den 8. Mai wird die neu gestaltete Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ der VVN-BdA gezeigt werden. Weitere Vorschläge sind in der Diskussion.

Elmshorn ist, auch was faschistisches Gedankengut und Ausländerfeindlichkeit anbelangt, keine Insel der Glückseligkeit! Das zeigen Beispiele von neofaschistischen Schmierereien in der Stadt, ausländerfeindlichem Verhalten und aktuell die Wahlergebnisse zu den EU – Parlamentswahlen. Es gilt für die breite antifaschistische Bewegung vor Ort, Konzepte zu entwickeln, solidarisch zu diskutieren und gemeinsam umzusetzen. Dazu gehört politische Aufklärung zur Mitgestaltung der öffentlichen Meinung ebenso wie konkrete Aktionen.

Eine Voraussetzung dafür ist die Akzeptanz eines breiten politischen Ansatzes und die Einbeziehung möglichst großer Teile der Bevölkerung. Ansprechpartner bleiben die die städtischen Strukturen, die Parteien, Gewerkschaften Kirchen, Verbände und Vereine, Jugendorganisationen, Initiativen und Bewegungen sowie einzelne Bürgerinnen und Bürger. Der politische Konsens ist antifaschistisches Denken und Handeln. Diese ist manchmal auch nur auf eine Aktion bezogen, wenn es z.B. darum geht, einen drohenden Naziaufmarsch zu verhindern. Elmshorn hat da sehr gute Erfahrungen. Wesentlich ist die Einbeziehung von jungen Menschen, die besonders durch die aktive Mitwirkung von Schulen an konkreten Projekten gelingen kann.

Es bleibt wichtig, die Geschichte antifaschistisch aufzuarbeiten, auch durch entsprechende Interpretationen historischer Ereignisse. Zugleich muss dieser Aspekt antifaschistischer Tätigkeit auch mit den aktuellen Herausforderungen verbunden werden. Die solidarische, oft auch vertrauensvolle Zusammenarbeit verhindert auch die mögliche Spaltung der antifaschistischen Kräfte. Als die CDU einen Angriff gegen die DKP und deren Mitglieder in der Stolperstein – Initiative startete, wurde dies einhellig von allen Bündnispartnern zurückgewiesen. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich in Elmshorn ein bemerkenswertes Klima der Toleranz, gegenseitigen Respekts und Zusammengehörigkeitsgefühls zwischen ansonsten politisch und weltanschaulich durchaus sehr unterschiedlich ausgerichteten Menschen.
Motivation und Ausstrahlung für antifaschistisches Denken und Handeln wurde auch durch vielseitige kulturelle Tätigkeit geschaffen. Ein besonderer Höhepunkt sind die jährlichen Veranstaltungen zum 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee. Diese von mehreren Elmshorner Schulen in Zusammenarbeit mit KünstlerInnen wie Anna Haetjens vorbereitete Großveranstaltungen haben jährlich etwa tausend vorwiegend auch junge Besucherinnen und Besucher

Alle Partner im Bündnis gestalten über gemeinsame Aktivitäten hinaus auch eigenständige Beiträge zum Antifaschismus. VVN-BdA, Parteien wie 'Die Linke', DKP oder SPD, die Gewerkschaften, der Einwandererbund und die Friedensinitiative entwickeln dazu entsprechend des politischen Selbstverständnisses eigene Initiativen.

Die Gemeinsamkeit zu pflegen und auszubauen bleibt ein tragendes Vermächtnis der Generationen von Antifaschisten in Elmshorn und ist Verpflichtung gegenüber den Opfern des Faschismus.
Ein antifaschistisches Klima ist eine wichtige Säule für zukünftige weitergehende Entwicklungen in der Gesellschaft.

Text/Fotos: Heinz Stehr, Wittigo Stubbe

weitere Informationen unter www.spurensuche-elmshorn.de

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
zum Text hier
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Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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