10.09.2013: In Berlin haben am 08.03.2014 zum Internationalen Weltfrauentag über 3.000 Menschen unter dem Motto „Frauen*kampftag 2014“ demonstriert. Sie waren aus ganz Deutschland gekommen .Dieses Jahr hatte sich erstmals ein breites, bundesweites Bündnis aus Vertreter*innen verschiedenster Frauen*-, queerer und migrantischer Gruppen, Jugend- und Studierendenorganisationen, Gewerkschaften, Parteien und Initiativen unterschiedlicher Generationen und Hintergründe zusammengefunden, um gemeinsam zum Frauen*kampftag aufzurufen. “Vergleichbares gab es seit 20 Jahren nicht mehr in Deutschland”, so Ines Schwerdtner aus dem Bündnis.
Ziel des Bündnisses ist es, an die gesamte Breite feministischer Themen und Forderungen anzuknüpfen und ihnen gemeinsam am 8. März Ausdruck zu verleihen. Dabei geht es sowohl um noch immer aktuelle Forderungen wie equal pay, Gleichverteilung der Reproduktionsarbeit oder der Kampf gegen Alltagssexismus, aber auch um die Kämpfe der women* of color sowie der queer-, Trans*- und Inter*szene. Schon die Auftaktkundgebung vor dem Bahnhof Gesundbrunnen zeigte, dass das gesteckte Ziel erreicht worden ist. Die Vielfalt drückte sich in den Reden aus, auf den Transparenten, in vielfältigen Aktionsformen, an dem Auftreten der unterschiedlichen Gruppierungen. Alle Rednereiinnen brachten ihre Freude zum Ausdruck, dass es gelungen ist, dieses große und plurale Bündnis gegründet zu haben.
Die Gewerkschaften waren durch einen starken Block der GEW-Frauen vertreten. Die Vertreterin der GEW-Berlin erinnerte daran, dass der Internationale Frauentag seine Wurzeln in dem Streik der Textilarbeiterinnen für bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen hatte. Forderungen, die auch heute noch hoch aktuell seien. Sie berichtete von dem Lehrerstreik in Berlin für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. 17 Tage lang musste gestreikt werden, um endlich die Tarifgemeinschaft der Länder an den Verhandlungstisch zu zwingen. Die Berliner Lehrer und Lehrerinnen sind bereit, den Streik wieder aufzunehmen. „Auch an anderen Stellen rumort es. Und das ist gut so. Im Einzelhandel, im Gesundheitswesen, in der Altenpflege, überall wird gestreikt. Das Gemeinsame daran ist, dass die Kolleginnen in den typischen Frauenberufen nicht mehr stillhalten und für ihre Interessen kämpfen. Wir haben es mit einer Feminisierung der Arbeitskämpfe zu tun.“ Die große Wirtschaftskrise, die Finanzkrise zerstöre das menschliche, zerstört sogar die Idee der Menschlichkeit. Dagegen muss der Kampf geführt werden. Deshalb sei die GEW auch Teil des Bündnisses UmFAIRteilen und unterstütze das Bündnis Bluckupy.
Im Demonstrationszug war auch ein starker internationalistischer Block vertreten. Für den kurdischen Frauenrat Berlin informierte eine Rednerin über den Kampf und die Errungenschaften der kurdischen Frauenbewegung. Deren Kampf gegen die koloniale Unterdrückung sei immer verbunden gewesen mit dem Kampf gegen den Kapitalismus. In Kurdistan haben sich die Frauen in allen Bereichen ihren Platz erkämpfen können. So gäbe es in Nordkurdistan viele Bürgermeisterinnen, sind in vielen Orten Frauenkollektive gegründet worden. Die kurdische Frauenbewegung führe eine intensive Auseinandersetzung mit dem weltweiten Erbe des Feminismus. Sie forderte auf zu einer Diskussion über die von der kurdischen Frauenbewegung erarbeiteten Positionen und Ansichten.
Von den Parteien war am stärksten vertreten die Partei Die Linke. Judith Benda, Mitglied im Parteivorstand, konnte auch Vertreterinnen der Europäischen Linkspartei EL aus Spanien begrüßen, die sich lautstark gegen das »Ley Gallardón« aussprachen, gegen das Gesetz des konservativen spanischen Innenministers Jorge Fernández Díaz , der das Recht auf Abtreibung wieder abschaffen will. Die Linke sieht es als sehr ermutigend an, dass es endlich geschafft worden ist, eine neue Initiative für eine neue feministische Handlungsfähigkeit zu starten, trotz aller Unterschied und Differenzen. In ihrer Rede betonte sie, dass zu allen Zeiten der Internationale Frauentag auch ein Kampftag für den Frieden gewesen sei. „Besonders in so einem symbolträchtigem Jahr wie 2014 ist es wichtig zu betonen: Wir sind starke Kämpferinnen für den Frieden und setzen uns kompromisslos und unmissverständlich gegen Militarismus und Krieg und ein. Und wer immer auch meint, heutzutage Kriegseinsatze mit der notwendigen Durchsetzung von Frauenrechten zu begründen, dem sei gesagt: Krieg ist eine auf Dauer gestellte Verletzung von Frauen- und Menschenrechten! Wer Frauenrechte schützen will, muss Kriege verhindern.“
Während der Demonstration wurden in einer symbolischen Aktion Straßennamen umbenannt nach Persönlichkeiten der internationalen Frauenbewegung. Zum Abschluss gab es am Rosa-Luxemburg-Platz noch ein Konzert. Bis in die Abendstunden gab es Livemusik mit der Berliner HipHop-Künstlerin Sookee , der feministischen Rockband Doctorella , der Gruppen Lillith und Acapellaplenum.
Am 14. bis 16. März 2014 findet dann noch in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin die Aktionskonferenz Care Revolution statt.
Text/Fotos: mami
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