20.01.2014: Bereits zum vierten Mal fand zu Beginn der Grünen Woche in Berlin die Demonstration unter dem Motto "Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Für Alle." statt. Angeführt von hunderten Bäuerinnen und Bauern und 70 Traktoren zogen über 30.000 DemonstrantInnen vom Potzdamer Platz vor das Kanzleramt, um einen Kurswechsel in der Agragpolitik zu fordern. Aufgerufen zu der Demonstration hatte das Bündnis 'Wir haben es satt!' aus über 100 Organisationen, darunter Bäuer_innen, Imker_innen, Natur-, Tier- und Verbraucherschützer_innen, Attac, Entwicklungsorganisationen und Erwerbsloseninitiativen.
"Die Große Koalition fährt die Agrarpolitik an die Wand! Wer Megaställe genehmigt und subventioniert, wer auf Export und Freihandel setzt und dann auch noch darüber nachdenkt, Gentech-Pflanzen auf Europas Äckern zuzulassen, der lässt die Bäuerinnen und Bauern im Stich und handelt gegen die Interessen von VerbraucherInnen, Tieren und Umwelt", sagt Jochen Fritz vom 'Wir haben es satt!'-Bündnis. "Wir erwarten von der neuen Bundesregierung eine Landwirtschaftspolitik, die das Arten- und Höfesterben stoppt und den Hunger in der Welt bekämpft."
Im Mittelpunkt des Protests stand auch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP). "Hinter verschlossenen Türen verhandelt die EU-Kommission über ein Freihandelsabkommen, das Bauern und Verbrauchern gleichermaßen schadet. Die große Mehrheit der Menschen will keine Chlorhühnchen, kein Hormonfleisch und keine Gentechnik durch die Hintertüre", sagte Fritz.
Genau das droht aber, wenn das geplante Freihandelsabkommen abgeschlossen wird. Schon im Vorfeld der Verhandlungen hatten sich zum Beispiel US-amerikanische Schweinezüchter mit der Forderung gemeldet, endlich verbotene Hormonpräparate für ihre Exporte nach Europa zuzulassen. Gentechnik in der Landwirtschaft, die Chlorbehandlung von Schlachthühnern oder das Klonen von Nutztieren sind ebenso üblich in den USA. Wenn im Rahmen des Freihandelsabkommens Standards angepasst und Verbote gelockert würden, könnte dies laut Attac dramatische Auswirkungen auch auf die Landwirtschaft und das Nahrungsmittelangebot in Europa haben.
Der Schwerpunkt der Globalisierungskritiker von Attac lag deshalb auf dem Widerstand gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP. "Wir Attacies nehmen als Teil des Bündnisblockes 'TTIP unfairhandelbar' an dem Demonstrationszug teil", kündigte Jennifer Werthwein vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis an. "TTIP – das bedeutet: Großkonzerne profitieren, Mensch und Umwelt verlieren. Wir fordern eine gerechte und global verantwortliche handelnde Politik und ein sofortiges Ende der Verhandlungen!". Der Bündnisblock 'TTIP unfairhandelbar' war mit Großpuppen und vielen Transparenten unübersehbar. "Das Profitmonster und der Privatisierungswolf zeigen symbolisch, was uns durch TTIP droht: Der Verbraucherschutz und die kleinbäuerliche Landwirtschaft bleiben auf der Strecke. Alternativlosen Verhandlungen begegnen wir mit Protest", sagte Hanni Gramann vom Attac-Koordinierungskreis.
Quelle: Presseerklärungen des Bündnisses und attac
zur Attac-Webseite zum Freihandelsabkommen TTIP
Fotos: campact / Uwe Hiksch