04.06.2013: „Nein, kein Infostand von der DKP, auch keiner für die SDAJ, und für die BSV ist noch kein Material da.“, das sind die ersten Aussagen, die ich von jungen Ordnern höre, kompetent und ruhig vorgetragen und auch für mich durchaus verständlich. Wenn Schülerinnen ganze Schulen incl. Lehrer - und das zum Teil während der Schulzeit - mobilisieren und sich nicht von der „erwachsenen“ Politik und ihren dominierenden Parteien vereinnahmen lassen wollen, ist das ein gangbarer Weg, den es auch zu respektieren gilt.
In meinem Auto der fahrbare Infostand mit Material der DKP, der SDAJ, kommunisten.de, ein großes rotes Kissen. Ich parke in der Fußgängerzone, der Polizist passt aufs Auto auf - nach kurzem Gespräch. Ich gehe einkaufen, schwarze Schnecken und rote Kirschen (zur Auswahl); lege das rote Kissen auf den Infotisch des Bollerwagens und die Schnecken und Kirschen oben drauf. Mein Marktstand ist fertig, nur noch Aufkleber der SDAJ (rot, frech, radikal) und von kommunisten.de.
In der Zwischenzeit komm der erste Demo-Zug; ich schätze, es sind so um die 800 LehrerInnen und SchülerInnen „im Schlepptau“ oder umgekehrt. Mein Marktstand wird umlagert: Die Jugendlichen nehmen brav eine schwarze Schnecke oder eine rote Kirsche, den zum Kassenbon umfunktionierten Aufkleber von der SDAJ reißen sie mir aus den Händen. Dann kommen einige wieder und beschweren sich, dass die „Bons“ ja gar nicht kleben ... Da habe ich noch die roten von kommunisten.de. Die kleben und werden umso lieber „genommen“.
In der Zwischenzeit ist der zweite Demozug ebenfalls angekommen. Ich treffe Bettina Jürgensen vom Runden Tisch in Kiel; sie wird später eine bemerkenswerte Rede im Auftrag des Runden Tischs in Kiel halten, der man durchaus anmerkt, dass dort sie und andere Kommunisten seit Jahren mitreden, mitlernen und mithandeln.
Lehrer und Schüler umringen mich. Ein Lehrer stellt fest, dass ich auch einen DKP-Aufkleber dabei habe. (Unten im Bollerwagen lag tatsächlich einer von der DKP Dresden gegen Nazis.) Wir sind uns mit den umstehenden Schülern schnell einig, dass dies ja ein Marktstand sei und nix aber auch gar nix mit Parteipolitik zu tun habe. Dass ich Kommunist bin, wissen sie nun, tut jetzt nichts zu Sache. Auch der Lehrer stimmt dem zu. So bleibe ich mitten drin in der Kundgebung.
Wir hören die Rednerin der VVN, es ist unsere Genossin Inge Krämer, ohne sie sehen zu können - wegen der vielen Regenschirme. Wir bekommen aber die Schweige-Minute sehr wohl mit, obwohl es die Atmosphäre „Schulhof hoch 6“ kaum zulässt. Es folgen weitere RednerInnen, von denen ich hoffe, dass ihre Beiträge auch noch dokumentiert werden können. (siehe Anlagen)
Nicht die Band „Black Berrys“ spielt den Platz leer. Es ist der Regen, der die jungen Menschen, vorneweg viele Lehrer und später auch die Farbe von der durchgeführten Aktion vom Platz fegt.
Ich trinke mit GenossInnen der DKP und der SDAJ noch gerne einen Kaffee zum Aufwärmen und fahre dann gerne und frohen Mutes nach Hause:
Da geht doch was! Und keiner hat mich nach meinem Alter gefragt....
Text: Klaus Weißmann Foto: BSV
siehe auch Solingen - Jugend gegen Rassismus!