22.04.2013: Der Widerstands gegen den geplanten 1. Mai-Naziaufmarsch 2013 in Frankfurt am Main ist dafür ein Beispiel. Seit Jahren gab es in Frankfurt am Main kein gemeinsames Vorgehen gegen die Neonazis und ihr öffentliches Auftreten, des gewerkschaftlichen und bürgerlichen Spektrums auf der einen und des linken antifaschistischen Spektrums auf der anderen Seite. So kam es, dass 2007 und in den Folgejahren, bei Nazi-Aufmärschen unterschiedliche Orientierungen gegeben wurden wie zu handeln sei – mit dem darauffolgenden Zerwürfnis, das immer tiefer wurde.
Die einen bestanden auf Kundgebungen, die fern vom Naziaufmarsch-Ort stattfinden sollten und auf in denen man sich verbal gegen Nazis in Frankfurt und anderswo aussprach, ohne sie jedoch direkt zu behindern oder gar zu verhindern. Eine Zusammenarbeit mit anderen, die blockieren wollten, gab es kaum.
Die anderen führten Blockaden direkt auf der Straße durch, was mal gelang und mal nicht. Vor allem die gegen die Antifaschisten gerichteten Polizeieinsätze zum „Schutz“ der Nazis verhinderten mehrere Male ein erfolgreiches Vorgehen der Blockierer. Zwar hatten viele erkannt, dass es die Spaltung war, die uns in Frankfurt schwächte, aber es gelang einfach nicht, über unsere Appelle hinaus eine Einheit zu schaffen.
Bis zu diesem Winter 2012: Mitglieder der DKP und auch andere Menschen wurden jetzt innerhalb des DGB und der IG Metall (Senioren) aktiv, um die Notwendigkeit des gemeinsamen Vorgehens gegen den geplanten Naziaufmarsch zu diskutieren. Es gab einige Aktionen auf DGB-Veranstaltungen, denen sich die Verantwortlichen nicht mehr entziehen konnten. Das brachte dann endlich Bewegung in die Köpfe. Die vielen Gespräche zogen Beschlüsse von Delegierten auf Gewerkschaftstagungen nach sich, in denen man sich mehrheitlich oder auch einstimmig, jedenfalls deutlich, für eine Verhinderung des Aufmarsches in Frankfurt aussprach. Immer wieder gab es Filmvorführungen und Diskussionsveranstaltungen in Frankfurt und Rhein-Main, zur Vorbereitung auf die Protestaktionen im Mai. Die bürgerliche Presse musste aufgrund der stärkeren öffentlichen Diskussion um den Aufmarsch umfassender von dem sich bildenden Widerstand berichten - was wiederum die Bewegung stärkte.
Auch das neue Bündnis, das sich gebildet hatte - der Antifaschistische Ratschlag Rhein-Main - trug wesentlich zu einer Annäherung der beiden Bewegungen bei, denn immer mehr Organisationen aus dem erstgenannten Spektrum setzten sich als Unterstützer unter den Ratschlags-Aufruf. Und das, obwohl hier eindeutig auf Blockaden zur Verhinderung der Nazi-Demo orientiert worden war. Der Druck, der von innen und außen entstanden war, brachte die Bewegungen also zusammen, so dass der offizielle 1. Mai in diesem Jahr auch von DGB-Seite aus unter dem Zeichen des Antifaschismus steht.
In der übernächsten Woche ist es dann soweit und wir werden zusammen auf der Straße stehen, um den Nazis in Frankfurt einen Riegel vorzuschieben. Und es wird das Zusammengehen aller Antifaschisten sein, was sie endgültig verschwinden lassen wird!
Text: Bettina Mandellaub Foto: Anti-Nazi-Koordination Frankfurt a.M.