01.08.2010: Es sollte eine geschickt eingefädelte Überrumpelungsaktion werden. Es war Ferienbeginn in Baden-Württemberg und am Nachmittag gab es unter Polizeischutz das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr in der Stuttgarter Innenstadt. Das massive Polizeiaufgebot sollte genutzt werden, um am Abend mit dem Abriss des Nordflügels des Stuttgarter Hauptbahnhofes zu beginnen. In der Nacht rückte die Firma Wolff & Müller mit Baugerät an. Unter massivem Schutz einiger Hundertschaften Polizei wurde bis gegen 23 Uhr der Bauzaun errichtet. Aber die Mahnwachen und anwesende Parkschützer und S21-Gegner organisierten sofort über Telefonketten die Proteste. Innerhalb einer Stunde waren bereits die ersten tausend Protestierenden da, die im Laufe des Abends immer mehr wurden.
Insgesamt waren zwischen 5 und 10tausend vor dem Bahnhof und auf den Straßen rund um den Bahnhof an Protestaktionen und Straßenblockaden beteiligt. Die Straßen rund um den Bahnhof waren über Stunden blockiert, zuerst einzelne, zum Schluss alle Straße rund um den Bahnhof. Am Samstag wurde nach einer Kundgebung vor dem Rathaus noch kurzfristig das Rathaus von mehreren Hundert Protestierenden besetzt. Abends um 19.00 Uhr trafen sich dann wieder mehrere Tausend (2500 bis 3000) für weitere Proteste. Es wurden über mehrere Stunden mehrmals wieder die Straßen rund um den Hauptbahnhof blockiert.
Am Sonntagabend gingen die Protestaktionen weiter. Der Schauspieler Walter Sittler konnte mehrere tausend Teilnehmer begrüßen, die zum 5. Schwabenstreich vor dem Hauptbahnhof zusammengekommen waren. Zum Schwabenstreich haben er und sein Mitstreiter Volker Lösch aufgerufen. Es bedeutet, dass jeden Tag um 18 Uhr die Stuttgarter Bürger mit Instrumenten, Vuvuzelas, Kochtöpfen oder Trillerpfeifen für 60 Sekunden in ganz Stuttgart Krach machen, Lärm produzieren, infernalisch laut zu sein.„Das Schöne daran ist: Jeder und jede kann mitmachen, egal wo er oder sie gerade sitzt, steht, fährt oder geht, egal ob jung oder alt. Und täglich können Neue Protestierer dazukommen“, so heißt es in dem Aufruf.
Zum Abschluss gab es probeweise die erste Sitzblockade, um den Abbriss des Nordflügels zu verhindern. Ab Montag 6.00 Uhr wird es dann ernst.
Text/Fotos: mami
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