mit Argus & Friends
am 05.02.23 18 Uhr
in Bremen, Kirche Unser Lieben Frauen in Bremen
im Rahmen der Reihe Bremer Veranstaltungen zum 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz
Eintritt: 12,-/8,- €
Das 12-köpfige Ensemble Argus & Friends interpretiert internationale Lieder aus dem europäischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und anderen Freiheitsbewegungen gegen Gewaltherrschaft aus vielen Teilen der Welt von 1916 bis in die Gegenwart. Diese Lieder sind nicht nur historische Dokumente menschlicher Gewalt gegen Mensch, sie zeugen auch von tiefster Menschlichkeit, repräsentieren auch die Vitalität und Kulturen ihrer Herkunftsländer, wie beispielsweise das weltberühmte italienische Partisanenlied "Bella Ciao" oder "Welele Mandela" aus Südafrika. Die Lieder der Freiheit sind auch Lieder gegen das Vergessen. Sie werden zunehmend und sind essentielle emotionale Brücken zu historischen Momenten, für die es keine Zeitzeugen mehr gibt.
Viele der Lieder dieses Programms werden nur noch selten aufgeführt oder gesungen. Manche begleiten manche von uns schon ein Leben lang, manche wurden uns nach Konzerten zugespielt, andere brauchten den Fall der Mauer und den Zerfall der Sowjet Union, um bei uns ankommen zu können. So wuchs über Jahrzehnte dieses Konzert heran, zu dem, was es heute ist.
Lieder gegen das Vergessen
"Weiß ich, was ein Mensch ist?" fragt der Händler in Brechts "Song von der Ware" von 1930. War da die Weimarer Republik noch zu retten? Über Kompositionen wie den Mauthausen Liederzyklus mit seinem bewegenden "Lied der Lieder" findet der Komponist Mikis Theodorakis seinen Weg aus dem Trauma des Bürgerkriegs zurück zur Menschlichkeit. Die Lieder der Freiheit sind auch Lieder gegen das Vergessen. In den Bearbeitungen von Stephan Uhlig werden sie zu klassisch-zeitlosen Zeugnissen menschlicher Kämpfe um Würde und Freiheit, Kultur und Zivilisation. Sie erzählen davon, was es dazu braucht: Mut, Hoffnung, gemeinsame Trauer, Überwindung von Verzweiflung, Solidarität, unbedingte Loyalität und Entschlossenheit zur Menschlichkeit und halten unserer Welt damit den Spiegel vor.
Wem gehören die Lieder?
Abgesehen von ihrem nationalkulturellen Ursprung war die Frage, welcher Kultur diese Lieder angehören, bis 1989, also bis zum Ende des zwei Lager Weltsystems für die meisten dieser Lieder eindeutig zu beantworten: Sie gehörten zum kulturellen Erbe der Linken. Diese Antwort der kulturell-politischen Zugehörigkeit wird heute, 30 Jahre nach dem Mauerfall, keineswegs so eindeutig empfunden, wie vor dem Mauerfall. Die Rezeptionsgeschichte einiger der Lieder ist auch gekennzeichnet durch eine Kultur der Verdrängung auf beiden Seiten der Mauer und doch hat dieses "resistente Material" all die Jahre überdauert. Und unabhängig davon, ob wir persönlich manche der in diesen Liedern dokumentierten Entscheidungen und Haltungen nicht teilen mögen - es wäre wünschenswert, dass die Lieder der Freiheit ein selbstverständlicher Teil unseres demokratischen kulturellen Erbes würden.
Die meisten dieser Lieder finden sich auf der Doppel-CD von ARGUS "Weiß ich, was ein Mensch ist? - Lieder gegen das Vergessen", die vor Ort verkauft wird. Diese Arbeit ist 1996 in Kooperation mit dem "Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager", DIZ, entstanden. In der Beilage zur CD gibt es ein Booklet mit allen Texten der Lieder in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung sowie weiterführenden Informationen zu den Liedern und ihrer Entstehung.