05.11.2025: USA und China einig: Nexperia-Chips künftig direkt aus China ++ China war auf den Schritt der Niederlande vorbereitet und baute parallele Lieferkette auf ++ Siliziumwafer nicht mehr aus Hamburg, sondern aus eigener Produktion ++ USA setzen 50%-Tochterregel aus, mit der die US-Regierung die Niederlande unter Druck gesetzt hatten, Nexperia zu enteignen.
Noch haben die deutschen Autozulieferer mit versiegenden Chiplieferungen des Herstellers Nexperia zu kämpfen. Der Branchenführer Bosch beantragte vorgestern bei der Arbeitsagentur Kurzarbeit für die zwei Standorte Ansbach und Salzgitter. Doch eine Lösung zeichnet sich ab.
Kein "Made in Germany" ohne Chips "Made in China"
Der Streit zwischen China und der niederländischen Nexperia mit Firmensitz in Nijmegen hatte sich noch einmal verschärfte, als der von der niederländischen Regierung eingesetzte Nexperia-Interimschef am 29. Oktober bekanntgab, dass die Lieferung von Siliziumwafern (Halbleitergrundplatte zur Produktion elektronischer Bauelemente) an das Werk in China eingestellt wurde. Die Wafer werden in der deutschen Niederlassung in Hamburg produziert.
Nexperia China gab am Sonntag (2.11.) eine Erklärung ab, in der sie betonte, dass die einseitige Einstellung der Lieferungen durch Nexperia Niederlande die Interessen der Kunden völlig missachte, schwerwiegend gegen vertragliche Vereinbarungen und Grundsätze der geschäftlichen Zusammenarbeit verstoße und das Vertrauen der Kunden ernsthaft untergrabe, was "eine äußerst unverantwortliche Handlung" sei.
"Derzeit verfügt Nexperia China über ausreichende Lagerbestände an Fertigprodukten und unfertigen Erzeugnissen, so dass Kundenaufträge bis zum Jahresende und darüber hinaus stabil und nachhaltig erfüllt werden können", erklärte das Unternehmen über seinen offiziellen WeChat-Account (das "chinesische WhatsApp“).
Um die langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, habe die chinesische Niederlassung proaktiv mehrere Notfallpläne initiiert und beschleunige die Qualifizierung neuer Wafer-Lieferquellen, heißt es in der Erklärung.
China berücksichtigt als "verantwortungsbewusstes Großland die Stabilität der globalen Lieferketten"
Das chinesische Handelsministerium (MOFCOM) erklärte am Samstag (1.11.), dass die unzulässige Einmischung der niederländischen Regierung in die inneren Angelegenheiten des Unternehmens die globalen Industrie- und Lieferketten gestört habe.
Die Lieferprobleme entstanden, nachdem die niederländische Regierung Nexperia, das zum chinesischen Konzern Wingtech gehört und seinen Sitz in den Niederlanden hat, Ende September unter ihre Kontrolle gestellt hatte. Daraufhin blockierte das chinesische Handelsministerium am 4. Oktober die Ausfuhr von Chips aus den Nexperia-Werken in China. "Die unzulässige Intervention der niederländischen Regierung in interne Unternehmensangelegenheiten hat zum derzeitigen Chaos der globalen Produktions- und Lieferketten geführt", teilte das Handelsministerium in Peking mit. (siehe kommunisten.de, 27.101.2025: Niederlande enteignen chinesischen Chiphersteller. China antwortet mit Lieferstopp.)
Am Samstag betonte nun das chinesische Handelsministerium in seiner Stellungnahme, dass China als "verantwortungsbewusstes Großland in vollem Umfang die Sicherheit und Stabilität sowohl der inländischen als auch der globalen Lieferketten berücksichtigt." Unternehmen, die mit echten Schwierigkeiten konfrontiert sind, sollten sich an das Ministerium oder die lokalen Handelsbehörden wenden. Das Ministerium werde ihre besonderen Umstände berücksichtigen und gegebenenfalls Ausfuhrgenehmigungen erteilen.
Vorausgegangen war das Treffen von US-Präsident Trump und Chinas Staatspräsidenten Xi am 30. Oktober im südkoreanischen Busan. Bei diesem Treffen wurde eine vorübergehende Annäherung erreicht, die auch Nexperia betrifft.

Jetzt Nexperia-Chips direkt aus China
Am 1. November erklärte das Weiße Haus in Washington zu den Ergebnissen des Treffens: "China wird geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Wiederaufnahme des Handels aus den Werken von Nexperia in China sicherzustellen, damit die Produktion wichtiger Legacy-Chips in den Rest der Welt fließen kann.“
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https://whitehouse.gov/fact-sheets/2025/11/fact-sheet-president-donald-j-trump-strikes-deal-on-economic-and-trade-relations-with-china/
Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg hatte bereits einen Tag zuvor die "Wiederaufnahme der Nexperia-Chiplieferungen aus China" gemeldet.
USA kündigen Wiederaufnahme der Nexperia-Chiplieferungen aus China an
Kein Wort über die Niederlande oder Europa. Der Handel wird von China aus wieder aufgenommen. Nexperia China wird zum Hauptvertragspartner, schließt neue Verträge mit globalen Kunden ab und erhält die vollständige operative Kontrolle über die Geschäfte von Nexperia, während Europa mit einer ausgehöhlten Mantelgesellschaft zurückbleibt. Die neuen Bedingungen beinhalten auch, dass alle Transaktionen in der chinesischen Währung Renminbi (RMB) abgerechnet werden.
"Wir verwenden keine in den Niederlanden hergestellten Wafer mehr. Die Wafer werden zu 100% im Inland produziert"
Mitteilung von Nexperai China
Nexperia China wickelte bereits 70% der tatsächlichen Produktion von Nexperia insgesamt ab. Das Wichtigste, was aus Europa bezogen wurde, waren Siliziumwafer, deren Lieferung die niederländische Nexperia eingestellt hat. Dabei handelt es sich jedoch um ältere Chip-Produkte, die chinesische Firmen wie SMIC, Hua Hong oder Shanghai Dingtai Jiangxin (ein Tochterunternehmen von Wingtech) ebenfalls in großem Maßstab herstellen können. Auch wenn es möglicherweise noch etwas dauern dürfte, um die technische Kompatibilität zu optimieren, die Produktion zu steigern und die Zertifizierungen für den Automobilbereich zu vervollständigen.
China war vorbereitet
Es scheint, dass China auf den Schritt der Niederländer vorbereitet war. Nexperia China hat Lagerbestände gehortet, die Mutterfirma Wingtech eine parallele Lieferkette aufgebaut, die bereit ist, die Nachfolge anzutreten: Dingtai Jiangxin (die Fabrik in Shanghai) ging kurz vor der Beschlagnahmung mit einer Kapazität in Betrieb, die bis zum Jahresende die europäischen Aktivitäten ersetzen kann, Automobilzertifizierungen wurden von Großkunden (wie Tesla und BYD) gesichert, und Partnerschaften mit SMIC und Hua Hong positioniert, um 65% der Wafer-Beschaffung zu übernehmen.
Das bedeutet, dass die niederländische Regierung, als sie Nexperia beschlagnahmten, in der Annahme, ein wichtiges europäisches Gut zu schützen, tatsächlich die Aktivierung eines vorab positionierten chinesischen Ersatzsystems auslösten, das die europäischen Aktivitäten überflüssig macht und zahlreiche Arbeitsplätze in Europa gefährdet.
"Wow, die Niederländer haben sich erfolgreich von China unabhängig gemacht. Wie haben sie das geschafft? Indem sie ihr lukratives, milliardenschweres Halbleitergeschäft praktisch an China abgetreten haben. Nexperia China übernimmt die Lieferverträge und wird diese direkt abwickeln, wodurch die niederländische Nexperia komplett umgangen wird. Die Umsätze werden nun in chinesischer Währung abgewickelt, was die internationale Nachfrage nach RMB erhöht. Ohne Großkunden wird die niederländische Nexperia entweder Personal abbauen oder insolvent werden. De-Risking ist die Politik von Frau von der Leyen, die Beziehungen zu China abzubrechen, um wirtschaftliche und politische Schwachstellen zu verringern."
aus einem Kommentar
USA setzen Regel aus, mit der Enteignung von Nexperia durchgesetzt wurde
Der Gipfel der Ironie ist, dass sich China und die USA darauf geeinigt haben, die Regel auszusetzen, mit der die US-Regierung die Niederlande unter Druck gesetzt hatten, Nexperia zu enteignen.
Dieses ganze Debakel entstand aufgrund der neuen "bis 50%-Regel", die Ende September von den USA eingeführt wurde und die US-Sanktionen auf alle Unternehmen ausweitete, die zu mindestens 50% im Besitz von Unternehmen sind, die auf der Handels-Blacklist Washingtons stehen. Wingtech Technology, der chinesische Eigentümer von Nexperia, wurde im vergangenen Dezember auf die Blacklist gesetzt, sodass auch die niederländische Nexperia von den USA sanktioniert werden sollte. Es sei denn, wie die USA den Niederlanden mitteilten, sie nehmen das Unternehmen seinen chinesischen Eigentümern weg. Was die niederländische Regierung dann auch tat.
Nun setzt Trump die "bis 50%-Regel aus, nachdem er die Niederländer unter Druck gesetzt hatte, sie umzusetzen, und lässt sie auf einer Entscheidung sitzen, die getroffen wurde, um us-amerikanischen strategischen Interessen zu dienen, von denen sich die US-Regierung nun selbst distanziert hat. Wodurch die gesamte Begründung der Niederländer für die Beschlagnahmung des Unternehmens entfällt und die Niederlande, beeinflusst von us-amerikanischem Druck, jetzt ziemlich dumm dastehen.

Die EU positionierte sich als Verteidiger seiner technologischen Souveränität, doch es sieht so aus, als würde es am Ende sowohl das Unternehmen als auch seine Glaubwürdigkeit als souveräner Akteur verlieren, zumal die Einigung zwischen Trump und Xi in Südkorea ausgehandelt wurde, ohne dass Europa an den Verhandlungen beteiligt war.
"Dies beweist zweifelsfrei, dass die EU als Ganzes eine verlorene Sache ist. Es gibt keine Hoffnung, dass sie in ihrem eigenen Interesse handeln würde" heißt es in einem Kommentar aus Peking.
Für China hat sich die alte chinesische Weisheit bestätigt: “In jeder Krise steckt eine Chance."
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