Im Interview

Sy PYD Foza Yusif19.07.2022: Am 19. Juli jährt sich der Beginn der Revolution von Rojava zum zehnten Mal. Der basisdemokratische Aufbruch in der Region ist jedoch in größter Gefahr. Eine türkische Großinvasion scheint unmittelbar bevorzustehen. Im Interview spricht Foza Yûsif aus dem Ko-Vorstandsrat der Partei der Demokratischen Einheit (PYD) über die Revolution, die Syrienkrise und die aktuelle Bedrohung.

 

Die Revolution von Rojava hat nun zehn Jahre hinter sich gelassen. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Foza Yûsif: Die vergangenen zehn Jahre waren für die Menschen in Nord- und Ostsyrien in jeder Hinsicht in Bezug auf Gesellschaft, Demokratie, Sprache und Freiheiten ein Meilenstein. Der Frühling der Völker manifestierte sich in Nord- und Ostsyrien mit der Revolution vom 19. Juli. Die antidemokratischen herrschenden Mächte waren angesichts der Revolution sehr beunruhigt und stellten sich feindlich gegen dieses Projekt. Dies ist das Projekt des 21. Jahrhunderts. Es ist das stärkste Projekt der Demokratisierung. Die Revolution basiert auf der Gesellschaft und den Frauen. Die faschistischen, rassistischen Kräfte, die keinen Wandel und keine Veränderung wollen, sehen darin eine Bedrohung für sich selbst.

Seit dem Beginn der Revolution wird ein großer Kampf geführt. Es gab sehr heftige Angriffe gegen die Revolution. Bis heute hält der große Widerstand an. Die Völker von Nord- und Ostsyrien kämpfen in allen Bereichen für die Fortsetzung der Revolution vom 19. Juli. Wir haben bisher immer wieder große Schwierigkeiten erlebt, aber die Menschen in der Region organisieren weiterhin ihr Leben auf der Grundlage der demokratischen Nation und der Selbstverwaltung unter Beteiligung aller Komponenten. Es wird ein großer Kampf für die Aufrechterhaltung der Selbstorganisierung und ihrer Errungenschaften geführt.

Was können Sie über die aktuellen Angriffe auf die Revolution sagen?

Foza Yûsif: Bislang war die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien aus dem Verfassungskomitee [unter der Regie von Russland] ausgeschlossen, und der Krieg wurde auf vielfältige Weise gegen uns organisiert. Viele Kräfte wurden für die Zerstörung der Revolution mobilisiert. Heute sind wir mit einer großen Bedrohung konfrontiert. Es wird ein massiver Krieg gegen uns geführt. Wir haben Gefallene und Verwundete und jeden Tag neue Opfer. Wir wissen, warum das geschieht. Mit der Revolution vom 19. Juli wurde eine Lösungsalternative für den Nahen Osten geschaffen. Die Revolution schuf ein neues System und ein neues Leben für die Menschen der Region. Dieses System stellt eine Hoffnung für alle Völker dar. Die Hegemonialmächte wollen nicht, dass sich so etwas entwickelt. Diese Revolution und ihre Nachhaltigkeit hinterlassen auch tiefen Eindruck bei anderen Völkern. Sie bietet Lösungen für alle sozialen Probleme.

Aktuell droht ein Angriff unter Führung des türkischen Staates. Er greift bereits jetzt jeden Tag an. Die Völker der Region sind in großer Solidarität entschlossen, diese Bedrohung zu beseitigen. Wir können sagen, dass sich alle Menschen und gesellschaftlichen Gruppen mehr denn je bewusst sind, dass es keine andere Lösung als die Selbstverwaltung gibt. Alle anderen Wege führen zu Chaos und Instabilität.

Welche Hindernisse stehen dieser Revolution im Weg?

Foza Yûsif: Der Aufbau der demokratischen Nation und der Selbstverwaltung ist der Weg zu Frieden und Freiheit. Die Beteiligung, der Widerstand und die Entschlossenheit sind groß. Bislang wurden viele Abkommen gegen die Menschen in der Region getroffen. Es haben verschiedene Konferenzen (Astana, Genf, Sotschi) stattgefunden. Da aber die Menschen, die in Syrien leben, nicht beteiligt wurden, werden diese Abkommen von der Bevölkerung in Nord- und Ostsyrien abgelehnt. Wir wissen, dass die Lösung nicht außerhalb Syriens liegt. Das Problem liegt in Syrien, und die Lösung muss in Syrien entwickelt werden. Sie muss auf der Grundlage des Willens der Bevölkerung Syriens entwickelt werden. Weder Genf noch Astana haben bisher eine Lösung für Nord- und Ostsyrien erbracht. Bei diesen Treffen wurden die Interessen der Region und der Völker Syriens nicht berücksichtigt. Diese Konferenzen basierten allein auf den Interessen der Staaten. In der Tat wurden bei diesen Treffen viele negative und feindselige Entscheidungen getroffen. Wenn die Krise in Syrien heute noch andauert, so ist dies auf diese Treffen zurückzuführen. Sie verschärfen die Blockade.

Am 19. Juli wird es in Teheran ein Gipfeltreffen zwischen dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi geben. Was erwarten Sie davon?

Foza Yûsif: Die Konferenz am 19. Juli in Teheran ist von politischer Bedeutung. Alle diese Gipfeltreffen sind gegen die Interessen des syrischen Volkes gerichtet. Wir werden das nicht akzeptieren. Wir werden in diesem Sinne weiterkämpfen und unsere Entschlossenheit deutlich machen. Wir werden Widerstand leisten und gegen jede Entscheidung kämpfen, die die Sicherheit und Einheit Syriens stört und die Menschen hier bedroht.

Wenn das Treffen in Teheran eine Fortsetzung von Astana [1] ist, wird es das Chaos noch vertiefen. Es wird weder Syrien noch den Völkern dieses Landes dienlich sein. Die Menschen in Syrien sollten ihren Willen deutlich machen. Wenn dies nicht geschieht, werden wir das von unserer Seite aus tun. Zweifelsohne waren alle bisherigen Versammlungen gegen uns und die Menschen in der Region gerichtet. Das Ergebnis dieser Zusammenkünfte und Absprachen führte in der Vergangenheit zu großen Kriegen. Wir müssen uns als Völker Syriens gegen diese reaktionären Allianzen zusammenschließen. Als Völker Syriens ist unser Schicksal eins. So sehr wir zusammenstehen, so sehr können wir uns vor der Bedrohung von außen schützen.

Wie wird der Jahrestag der Revolution in der Region begangen?

Foza Yûsif: Wir, die Völker Nord- und Ostsyriens, begrüßen den 19. Juli mit großer Begeisterung. Wir begrüßen diesen Tag und haben uns intensiv darauf vorbereitet. Die Revolution ist großen Angriffen ausgesetzt. Wir müssen unsere innere Einheit, unsere Organisierung und unser Verteidigungssystem stärken. So wie wir dieses Projekt mit unserer eigenen Kraft begonnen haben, so wollen wir es heute aus unserer eigenen Kraft heraus zum Sieg führen. Wir können uns nicht auf andere Staaten verlassen. Diese arbeiten in der Konsequenz nur für ihre eigenen Interessen. Schauen Sie sich die Situation in der Ukraine an, durch internationale Abkommen und Hegemonialkriege wird ein Land zerstört. Wenn wir geeint und entschlossen für unsere Ziele eintreten und uns demokratisch organisieren, kann sich keine Macht gegen uns stellen. Im Sinne dieser Wahrheit müssen wir handeln.

Wir haben in den letzten zehn Jahren viele Angriffe erlebt. Wir haben diese Revolution auf der Grundlage unseres gemeinsamen Willens und mit Millionen von Menschen, die uns auf der ganzen Welt unterstützen, verwirklicht. Wir müssen an unsere Stärke und unseren Willen glauben. Wenn wir uns darauf verlassen und unseren Kampf verstärken, wird die ganze Welt hinter uns stehen. Lassen wir unseren Kampf weiter stärken, indem wir an uns selbst glauben. So wie wir die Revolution vom 19. Juli begonnen haben und unseren Widerstand trotz aller Angriffe seit zehn Jahren fortsetzen, wollen wir eine Revolution für alle Völker in ganz Syrien machen. Lasst uns die Revolution und ihre Errungenschaften dauerhaft machen.

 

übernommen von ANF News, 18. Juli 2022: "Yûsif: Die Syrienkrise wird in Syrien gelöst"
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/yusif-syrienkrise-wird-in-syrien-gelost-33127

 

Anmerkungen von kommunisten.de

[1] Im Dezember 2016 fanden in Moskau die ersten trilateralen Syrien-Gespräche zwischen Russland, Iran und der Türkei statt, aus denen sich 2017 der »Astana-Prozess« entwickelte. Mit dem »Astana-Format« haben Russland, Iran und die Türkei nicht nur eine Platt­form für Verhandlungen über Syriens Zukunft geschaffen. Das Gesprächsforum hat auch dazu gedient, Streitthemen unter den drei »Garantiemächten« zu kanalisieren. Daneben haben sich insbesondere die rus­sisch-türkischen Beziehungen inzwischen auch in anderen Politikfeldern (Energie, Hoch­technologietransfer, Rüstungszusammenarbeit, Währungs­koope­ration) inten­siviert.

zum Astana-Prozess auf kommunisten.de

 

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