10.01.2025: Trump wurde falsch informiert, dass in "Mexiko noch Felipe Calderón und García Luna regierten; aber nein, in Mexiko regiert das Volk", sagte Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum. Sie antwortet Trump auf seinen Vorschlag, den Namen des Golfs von Mexiko zu ändern – und verweist auf eine Karte des Großraums Mexiko aus dem 17. Jahrhundert. Das US-Territorium, das früher zu Mexiko gehörte, solle 'Mexikanisch-Amerika' heißen. "Mexikanisch-Amerika klingt schön", sagt sie unter Anspielung auf die Worte von Trump.
Noch ist er nicht US-Präsident - doch schon meldet sich Donald Trump mit absurd anmutenden außenpolitischen Ideen zu Wort. Neben dem Panamakanal will er nun auch erneut die Kontrolle über Grönland haben, Kanada soll den USA als 51. Bundesstaat angegliedert werden, in Mexiko will er eine "softe Invasion" starten und den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenennen. Das "klingt schön", fügte er hinzu.
"Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind", erklärte Trump am Dienstag (7.1.2025) in seiner Residenz Mar-a-Lago. "Kanada und die Vereinigten Staaten, das wäre wirklich etwas", sagte der Trump über seine Eingemeindungsabsichten "Man würde diese künstlich gezogene Linie loswerden und sich anschauen, wie das aussieht. Und es wäre auch viel besser für die nationale Sicherheit." Während er gegenüber Grönland und Panama militärische Gewalt nicht ausschloss, erklärte er auf die Frage, ob er zur Eingemeindung Kanadas auch militärische Gewalt anwenden würde: "Nein, wirtschaftliche Gewalt."
Trump kritisierte Mexiko und bezeichnete es als ein Land in den Händen von Kartellen. "Wir haben ein Defizit mit Mexiko. Und wir helfen ihnen sehr. Im Grunde genommen werden sie von den Kartellen regiert. Das kann ich nicht zulassen. Mexiko steckt wirklich in Schwierigkeiten, in großen Schwierigkeiten. Es ist ein sehr gefährlicher Ort."
Außerdem verwies er auf Maßnahmen zur Verringerung des Handelsdefizits mit Mexiko und erklärte, dass er Zölle erheben werde, wenn Mexiko die irreguläre Einwanderung in sein nördliches Nachbarland nicht stoppe.
"Wir werden den Namen des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika ändern. Das klingt schön."
Donald Trump, 7.1.2025
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wies am Mittwoch den Vorschlag des designierten US-Präsidenten Donald Trump zurück, den Golf von Mexiko umzubenennen, und schlug vor, dass das US-Territorium, das früher zu Mexiko gehörte, "Mexikanisch-Amerika" heißen sollte. " Mexikanisch-Amerika klingt schön", sagt sie unter Anspielung auf die Worte von Trump.
Sie wies das Ansinnen Trumps nicht nur zurück, weil es laut Trump "schön klingt", sondern auch weil die Ansprüche Trumps ein großes Gebiet Mexikos abdecken. Trump kündigte sogar an, dass seine Regierung neue Ölbohrprojekte in dem Gebiet vorantreiben werde.
Sheinbaum sprach vor einer Weltkarte von 1607, die von der Compañía de las Indias stammt. Dort heißt der Golf von Mexiko "Mexikanischer Golf".
"Wir finden diese Weltkarte von 1607, herausgegeben von einem Fleming für die Compagnie de las Indias in Amsterdam. Auf dieser Weltkarte ist zum ersten Mal das so genannte 'Mexikanisch-Amerika' eingezeichnet."
Und warum heißt es Mexikanisch-Amerika? "Nun, offensichtlich, weil Mexiko ein Gebiet war, das sehr reich an Kulturen und an vielen besonderen Situationen mit Bodenschätzen und so weiter war". Sie fügte hinzu, dass "Mexikanisch-Amerika seit dem 17. Jahrhundert, dem Beginn des 17. Jahrhunderts, als Name für den gesamten nördlichen Teil des Kontinents anerkannt ist". Mexikanisch-Amerika habe es lange vor der Gründung der USA gegeben.
"Wir werden es 'Mexikanisch-Amerika' nennen, das klingt doch schön, oder?"
Claudia Sheinbaum, 8.1.2025
Die mexikanische Präsidentin wies darauf hin, dass ein großer Teil des US-Territoriums, darunter Kalifornien, Texas, Florida und Louisiana, Teil des spanischen Imperiums und später des unabhängigen Mexikos waren, bis Mexiko das Land im 19. Jahrhundert "auf unverschämte Weise verloren hat". Das solle man immer im Hinterkopf behalten. "Wir werden es 'Mexikanisch-Amerika' nennen, das klingt doch schön, oder?" sagte sie und zeigte auf die Karte der Region aus der Kolonialzeit von 1607.
Versöhnlich setzte sie hinzu, dass sie glaube, Trump sei falsch informiert worden. "Ich glaube, dass Präsident Trump gestern falsch informiert wurde, bei allem Respekt für Präsident Trump, denn ich glaube, er erhielt die Information, dass in Mexiko noch Felipe Calderón und García Luna regieren; aber nein, in Mexiko regiert das Volk".
Claudia Sheinbaums herausfordernder Brief an Trump: Neustart für US-Mexiko-Beziehungen?
Sheinbaum, eine linke Politikerin, die im Oktober ihr Amt antrat, hat seit Trumps Wahlsieg einen etwas kämpferischeren Ansatz gegenüber Trump gewählt als andere Staats- und Regierungschefs der Welt.
Kurz nach ihrer Amtsübernahme deutete sie auf Drohungen aus Washington zunächst Vergeltungszölle gegen die USA an. Ihre Regierung bereitet sich auf Massenabschiebungen von Mexikaner:innen und möglicherweise Bürger:innen anderer Länder über die nördliche Grenze vor und drängt auf ein stärkeres Engagement der USA bei der Bekämpfung von US-Drogenkartellen und Waffenschmuggel aus den USA , zusätzlich zu einem möglichen Handelskrieg.
Anfang Dezember wandte sich Sheinbaum mit einem ebenso diplomatischen wie kompromisslosen Brief an Donald Trump.
Ihre eindringliche Botschaft entwirft eine Vision für die amerikanisch-mexikanischen Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt, Zusammenarbeit und Verantwortlichkeit basiert. Sheinbaums Worte sind ein Aufruf zu einer neuen Ära der Zusammenarbeit – einer Ära, in der Migration, Drogenhandel und Handelskonflikten mit Logik, Fakten und einem gemeinsamen Verantwortungsbewusstsein angegangen werden. In einer Welt, die davon geprägt ist, dass Politiker eine Show abziehen, setzt Sheinbaum mit ihrer entschlossenen, aber gut durchdachten Antwort einen neuen Standard für die internationale Diplomatie.
Sehr geehrter designierter Präsident Donald Trump,
Ich schreibe Ihnen bezugnehmend auf Ihre am Montag, den 25. November getätigten Äußerungen über Migration, Fentanylhandel und Zöllen.
Vielleicht haben Sie keine Kenntnis davon, dass Mexiko ein umfassendes Konzept entwickelt hat, um den aus den verschiedenen Teilen der Welt kommenden Migranten zu helfen, die unser Hoheitsgebiet hin zur Südgrenze der Vereinigten Staaten durchqueren. Infolgedessen, und Daten der Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) Ihres Landes bestätigen das, sind Festsetzungen an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten zwischen Dezember 2023 und November 2024 um 75 % zurückgegangen. Darüber hinaus hat die Hälfte derjenigen, die an der Grenze ankommen, hierfür einen gesetzlich vereinbarten Termin im Rahmen des CBP One-Programms der Vereinigten Staaten. Aus diesen Gründen gibt es keine Migrantenkarawanen mehr, die an der Grenze ankommen.
Und dennoch ist klar, dass wir zusammen daran gehen müssen, ein neues von ihrem Land benötigtes Modell der Arbeitsmobilität herauszuarbeiten, und dass wir die Ursachen angehen müssen, die Familien dazu zwingt, ihr Heim aus der Not heraus zu verlassen. Wenn auch nur ein kleiner Prozentsatz von dem, das von den Vereinigten Staaten für die Führung von Kriegen aufwendet wird, stattdessen für die Schaffung von Frieden und Unterstützung von Entwicklung aufgewendet würde, würden dies die der menschlichen Mobilität zu Grunde liegenden Ursachen angehen.
Auf der anderen Seite hat Mexiko aus humanitären Gründen immer wieder seine Bereitschaft bekundet, dazu beizutragen, dass die Fentanyl-Epidemie in den Vereinigten Staaten ein Ende findet. Hierbei handelt es sich aber im Grunde um ein Problem in Ihrer Gesellschaft die öffentliche Gesundheit und den Konsum betreffend. Bisher haben die mexikanischen Streitkräfte und Staatsanwälte in diesem Jahr Tonnen von Drogen der unterschiedlichsten Art und 10.340 Schusswaffen beschlagnahmt, sowie 15.640 Personen wegen Gewaltanwendung im Zusammenhang mit illegalem Drogenhandel festgenommen.
Darüber hinaus ist der mexikanische Kongress dabei, eine Verfassungsreform zu verabschieden, die die Produktion, den Vertrieb und die Vermarktung von Fentanyl und anderen synthetischen Drogen als schweres Verbrechen ohne Recht auf Kaution einstuft. Es ist aber auch allgemein bekannt, dass die chemischen Ausgangsstoffe, die zur Herstellung dieser und anderer synthetischer Drogen verwendet werden, illegalerweise aus asiatischen Ländern nach Kanada, in die Vereinigten Staaten und nach Mexiko gelangen. Dies unterstreicht die Dringlichkeit einer internationalen Zusammenarbeit.
Auch müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass Schusswaffen aus den Vereinigten Staaten auf illegale Weise in mein Land gebracht werden.
Siebzig Prozent der illegalen Waffen, die bei Kriminellen in Mexiko beschlagnahmt werden, stammen aus Ihrem Land. Wir produzieren diese Waffen nicht, genau so wenig wie wir auch keine synthetischen Drogen konsumieren. Tragischerweise sterben in unserem Land Menschen auf Grund der Gewalttaten, die begangen werden, um die Nachfrage nach Drogen in Ihrem Land zu stillen.
Präsident Trump, die Probleme der Migration und des Drogenkonsums in den Vereinigten Staaten können nicht mittels Drohungen oder Verhängung von Zöllen gelöst werden. Was wir brauchen, ist Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis, um diese großen Herausforderungen zu bewältigen.
Jeder verhängte Zoll wird auf gleichartige Weise beantwortet werden, bis wir unsere gemeinsamen Unternehmen gefährden. Ja, unsere gemeinsamen. Zu den wichtigsten mexikanischen Exporteuren in die Vereinigten Staaten gehören beispielsweise General Motors, Stellantis und die Ford Motor Company, die sich vor 80 Jahren in Mexiko ansiedelten. Warum sollte man Zölle verhängen, die diese gefährden würden? Eine solche Maßnahme wäre inakzeptabel und würde sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Mexiko zu Inflation und Arbeitsplatzverlusten führen.
Ich bin überzeugt, dass die wirtschaftliche Stärke Nordamerikas in der Aufrechterhaltung unserer Handelspartnerschaft liegt. Dies ermöglicht es uns, gegenüber anderen Wirtschaftsblöcken wettbewerbsfähig zu bleiben. Aus diesem Grund glaube ich, dass Dialog der beste Weg zu Verständigung, Frieden und Wohlstand für unsere Nationen ist. Ich hoffe, dass sich unsere Teams bald treffen können, um gemeinsam Lösungen zu finden."