09.01.2023: "Ziele verfehlt". In Venezuela fällt endlich der Vorhang für die von den USA unterstützte Übergangsregierung, die Maduro absetzen sollte und von der Bundesregierung und weiteren EU-Ländern umgehend und bis heute anerkannt wurde. Aufgelöst von den eigenen Mitstreitern des "Selbsternannten".
Nun ist es offiziell: Die Übergangsregierung von Juan Guaidó existiert nicht mehr. Mit der zweiten und letzten Abstimmung nach der vom 22. Dezember haben die als G3 bekannten Oppositionsparteien - Primero Justicia, Acción Democrática und Un Nuevo Tiempo - das Ende einer Farce verkündet: der von den Vereinigten Staaten eingesetzten Geisterregierung oder "Regierung per Internet".
Die Begründung, die während der am 31. Dezember live in den sozialen Netzwerken übertragenen Sitzung gegeben wurde, war kühl und trocken: Die Interimspräsidentschaft habe "ihre Ziele nicht erreicht".
Guaidó nahm das gar nicht gut auf und postete seine verärgerte Antwort noch am selben Tag auf seinem Twitter-Profil, zusammen mit einem Zitat des ehemaligen Präsidenten Carlos Andrés Pérez, der für die Unterdrückung der Volksproteste verantwortlich war, die 1989 in dem Caracazo-Massaker gipfelten, und der 1993 unter dem Vorwurf der Veruntreuung und Unterschlagung seines Amtes enthoben und im darauffolgenden Jahr verhaftet wurde: "Möge Gott dafür sorgen, dass diejenigen, die diesen absurden Konflikt verursacht haben, keinen Grund haben, ihn zu bereuen.
In der Realität wird sich niemand mehr an den Marionettenpräsidenten ohne Regierung, ohne Verwaltungsapparat, ohne Streitkräfte und schnell auch ohne Zustimmung der Bevölkerung erinnern.
Sein Aufstieg war kometenhaft. Er war ein obskurer und nahezu unbekannter Abgeordneter der rechtsextremen Partei Voluntad Popular, als er am 5. Januar 2019 nach der Niederlage des Chavismo bei den Parlamentswahlen 2015, der ersten (und bisher einzigen) seit 17 Jahren, den Vorsitz der von den Rechten kontrollierten Nationalversammlung übernahm. Wenige Tage später, am 23. Januar, überraschte er das Land bei einer Demonstration gegen die Maduro-Regierung mit seiner Vereidigung zum Interimspräsidenten Venezuelas an der Spitze einer Übergangsregierung, die eigentlich 12 Monate dauern sollte, sich aber stattdessen auf fast vier Jahre verlängerte.
Putschversuch in Venezuela |
So begann das Abenteuer des "Selbsternannten", das sofort von den USA, der EU und rechtsgerichteten lateinamerikanischen Präsidenten - von Macri über Piñera und Duque bis Bolsonaro - unterstützt wurde. Doch während die Trump-Administration keine Mühe scheute, ihm etwas Substanz zu geben, war klar, dass das eigentliche Spiel gegen Maduro außerhalb des Landes gespielt wurde. Mit einer präzisen Strategie: das Land wirtschaftlich zu strangulieren und gleichzeitig die Voraussetzungen für eine militärische Invasion zu schaffen. Eine Strategie, die von Guaidó ausdrücklich unterstützt wurde, der gerne eine "schrittweise und geordnete Übernahme" - in Wirklichkeit ein Diebstahl - des venezolanischen Vermögens im Ausland in die Wege leiten wollte.
Die Goldräuber |
Was die militärische Option betrifft, die auch von Guaidó befürwortet und immer wieder gefordert wurde, so erschien sie sofort als kaum durchführbar, wenn man bedenkt, über wie viele Soldaten (230.000) und welche fortschrittliche Bewaffnung die bolivarischen Streitkräfte verfügen, wie wenig Überläufer innerhalb der Armee es gab und auf welche Bündnisse die Regierung Maduro zählen konnte - angefangen bei dem mit Russland.
Einige Befürchtungen wurden jedoch durch die kläglich gescheiterte Aktion der sogenannten humanitären Hilfe geweckt, die einen Monat nach der Selbstproklamation Guaidós von der Stadt Cúcuta aus nach Venezuela hätte gelangen sollen, die in einem Grenzgebiet liegt, das durch die starke Präsenz des kolumbianischen Paramilitarismus gekennzeichnet ist und daher ideal für die Auslösung einer destabilisierenden Aktion erschien.
Es fehlte auch nicht an Putschversuchen wie dem lächerlichen, der am 30. April vom extremsten Teil der Opposition ohne Unterstützung der Militärs und ohne Unterstützung der Bevölkerung unternommen wurde, als Guiadó in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts La Carlota, umgeben von schwer bewaffneten Soldaten, auftauchte, um einen Aufstand anzuzetteln. Eine Aktion, die vielleicht darauf abzielte, eine Reaktion der Regierung zu provozieren, um eine ausländische Militärintervention zu rechtfertigen, die aber nur zu einer peinlichen Verbreitung von Bildern und satirischen Kommentaren in den sozialen Netzwerken über die Erfolglosigkeit des so genannten Rauchverkäufers mit dem Hashtag #Guaidopurohumo geführt hat.
Seitdem war Guaidós Absturz in seinem Heimatland - wo gebrochene Versprechen, Korruptionsskandale, die Unterstützung einer ausländischen Invasion und der Boykott jeglicher Dialogversuche seine Popularität in den Keller sinken ließen - unaufhaltsam. Bis zum letzten Tag des jämmerlichen Epilogs, der Abstimmung seiner eigenen Oppositionsfreunde.
Der Artikel ist von il manifesto übernommen.
eigene Übersetzung
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