Europa

alt04.02.2010:  Während Friedrich Engels uns mit seiner Schrift "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" eine genaue wissenschaftliche Analyse der bedrückenden Lebenssituation der Arbeiterklasse im frühen Kapitalismus überlassen hat, vermittelte sein Zeitgenosse, der englische Schriftsteller Charles Dickens (1812-1870), uns durch seine Werke einen lebendigen und schmerzenden literarischen Eindruck von der Lage der Kinder im frühkapitalistischen England. Erzählungen wie 'Oliver Twist' und 'David Copperfield' lösen heute noch Bedrückung und Empörung über das Elend der Armen und besonders der Kinder aus, welches Dickens aus eigener Erfahrung schilderte. 150 Jahre danach zeigt sich, dass auch der heutige Kapitalismus vielen englischen Kindern nur eine Existenz in Armut bieten kann. Das belegt eine neue Untersuchung im Auftrag der britischen Organisation 'Save the Children'.

Der Untersuchungsbericht über 'Schwere Kinderarmut im Vereinigten Königreich' wurde anhand von öffentlichen, aktuellen Statistiken vom 'New Policy Institute' erstellt. Wesentliche Ergebnisse wurden Ende Januar 2010 bekannt gegeben.

Demnach lebten 2009 in Groß-Britannien 1,7 Millionen Kinder in schwerer Armut, das sind 13% aller Kinder. Die Gesamtzahl der Kinder, die in Armut leben, beträgt 4,25 Millionen (über 30% aller Kinder). In einem 3-Jahresvergleich von 2004/5 bis 2007/8 ergab sich, dass die Zahl der Kinder in schwerer Armut von 11% auf 13% gestiegen ist (das sind 260.000 Kinder), obwohl die Armutsgrenzen in diesem Zeitraum angehoben wurden. Der Anteil der Kinder in schwerer Armut in Groß-Britannien entspricht damit auch in etwa dem der Kinder mit dauerhaft nicht gesicherter Ernährung in den USA.

In den einzelnen Ländern Groß-Britanniens gab es deutliche Unterschiede der Kinderarmut. Die statistischen Untersuchungen ergaben für das Jahr 2008 folgende Verteilung der schweren Kinderarmut: 13% (1,5 Mio.) Kinder in England, 15% (96.000) in Wales, 10% (43.000) in Nord-Irland und 9% (95.000) in Schottland. Der größte Zuwachs schwerer Kinderarmut ergab sich im Vergleich zu 2004/5 in England und in Wales. London hat insgesamt den höchsten prozentualen und absoluten Anteil an schwerer Kinderarmut. Dort sind 20% aller Kinder (340.000) betroffen. Das ist etwa ein Fünftel aller Kinder in schwerer Armut in Groß-Britannien.

Die Untersuchung von 'Save the Children' legt dabei zugrunde, dass 'schwere Kinderarmut' dann besteht, wenn Kinder in einem Haushalt leben, der nur maximal 50% der durchschnittlichen Ausgaben eines entsprechenden Haushaltes in Groß-Britannien tätigen kann (jeweils ohne Berücksichtigung der Wohnungskosten) und dessen tägliche Versorgung mit Lebensnotwendigem wie Essen und Kleidung nicht gesichert ist. Das bedeutet für ein Ehepaar mit einem Kind ein maximales Jahreseinkommen von 12.220£ oder 235£ pro Woche.

Betrachtet wurden auch die Lebenssituationen der von schwerer Armut betroffenen Kinder. Ähnlich wie in Deutschland sind das Kinder

  • in Haushalten ohne Arbeitseinkommen (Arbeitslose)
  • in Haushalten von Alleinerziehenden
  • deren Mütter bzw. Alleinerziehende nur eine geringe Ausbildung haben
  • die in Sozialwohnungen wohnen
  • ethnischer Minderheiten
  • in kinderreichen Familien

'Save the Children' zitiert zu ihrer typischen Lebenssituation eine allein erziehende Mutter: "Das Gehalt, was ich bekomme, reicht nicht für meine Kinder. Das Wohngeld reicht nicht, um die Miete zu zahlen und dazu muss ich noch Gemeindesteuern zahlen. Seit der Geburt meiner Tochter war ich nicht in der Lage, für sie neue Kleider zu kaufen, sie musste die alten tragen, die mein Sohn vorher anhatte."

Das Kriterium Arbeitslosigkeit wiegt am schwersten. 60% aller Kinder in schwerer Armut leben in Haushalten bzw. Familien von Arbeitslosen. Und wie dieser Zusammenhang ausweist, spielt wirtschaftliche Rezession eine erhebliche Rolle. Die in Groß-Britannien im Vergleichszeitraum - 2004/5 bis 2007/8 - auftretende Rezession erzeugte nach den Untersuchungen von 'New Policy Institute' Kinderarmut für 130.000 Kinder und zusätzlich schwere Armut bei 100.000 Kindern. Das korreliert mit einem Rückgang der Zahl der Haushalte, in denen alle Erwachsenen Arbeit haben, um etwa 250.000 während der Rezession.

Da ein Rückgang der Arbeitslosigkeit in Groß-Britannien vor 2011 nicht erwartet wird, wird sich auch die Zahl der Kinder in Armut bzw. schwerer Armut vorerst nicht vermindern. Das vor etlichen Jahren von der Regierung verkündete Ziel, bis 2020 Kinderarmut in Groß-Britannien zu beseitigen, sieht 'Save the Children' nicht mehr erreichbar.

Armut, Verelendung und Entwürdigung vor allem wegen der Unfähigkeit des kapitalistischen Systems, selbst in seinen Kernländern allen Menschen Arbeit zu verschaffen, von denen sie leben können - das ist die Wirklichkeit Groß-Britanniens auch noch 150 Jahre nach Charles Dickens und Friedrich Engels.

Text: hth  /  Foro: fotdmike
  

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