24.05.2014: Mehr als zwei Monate nach den Stadtratswahlen haben CSU und SPD ihr Bündnis für das Münchner Rathaus besiegelt. Gegen heftige Proteste und Widerspruch durch einen beachtlichen Teil der Münchner SPD-Basis gab der Parteitag der Münchner SPD grünes Licht für den Pakt mit den Schwarzen. Unter 24 Jahren Stadtregierung von SPD und Grünen wurde ein Schlussstrich gezogen.
Während bei der CSU die Entscheidung einstimmig fiel, ist die rot-schwarze Koalition bei der SPD heftig umstritten. An der SPD-Basis brodelt es gewaltig; die Jusos forderten einen Mitgliederentscheid.


Ganz konnte das die aufgebrachten SPD-GenossInnen doch nicht beruhigen. Eine Reihe von Ortsvereinen forderte die Fortsetzung von Rot-Grün. Wenn es sein muss als Minderheitsregierung, denn „es nutz auch nichts, wenn die Mehrheit in die falsche Richtung läuft“, hieß es von der SPD-Basis. „Sich bei Bedarf zwei oder drei Stimmen von anderen zu holen, ist doch schaffbar“, plädierte die stellvertretende SPD-Vorsitzende Isabell Zacharas. Eine Koalition mit den Stadträten der offenen Liste der LINKEN war von Oberbürgermeister Reiter abgelehnt worden, weil einer der beiden Stadträte, Cetin Oraner, Mitglied der DKP ist (Kommunist kippt Reiters Mehrheit).
In der Kritik stand, dass die Koalitionsvereinbarung inhaltlich von der Version abweicht, die von der SPD vorher abgesegnet worden war: Der Straßenbau wird deutlich aufgewertet, aus dem Kampf gegen Rechtsextremismus wurde ein Engagement gegen Extremismus im Allgemeinen, gestrichen wurde der Verzicht auf ein von der CSU gefordertes kommunales Wohngeld. Bei Themen wie moderner Verkehrspolitik und Mieterschutz sei die CSU nicht glaubwürdig. "Wir wollen keinen Oberbürgermeister, der sich von den Grünen erfolgreich bei einer Stichwahl unterstützen lässt, aber sich bei der Verteidigung von Positionen mit der CSU verständigt", sagte ein Delegierter.
Nach fünfstündiger Debatte, bei der die Gegner einer rot-schwarzen Zusammenarbeit meist Oberwasser hatten, billigte die Münchner SPD dann trotz großen Unmuts das Bündnis mit der CSU. Die Abstimmung ging knapp aus: Nur 71 Delegierte stimmten dafür, 51 dagegen, drei enthielten sich. Zuvor war ein Antrag, noch einmal neu mit Grünen und Linkspartei zu verhandeln, mit 50 Ja- und 69 Neinstimmen abgelehnt worden.
Wasserburg: Stadtrat konstituiert

txt, foto: lm