Aus Bewegungen und Parteien

26.09.2025: "Wir sind eine Million in ganz Italien, 300.000 allein in Rom" ++ Die Häfen in Genua, Livorno und Marghera wurden geschlossen. Auch der Nahverkehr, Fabriken, Schulen und Universitäten wurden lahmgelegt.

 

"Wir blockieren alles”, hatten sie versprochen, und am Montag (22.9.) in die Tat umgesetzt. In vielen italienischen Städten mobilisierte der von den Basisgewerkschaften USB aus Solidarität mit der Bevölkerung von Gaza und der Global Sumud Flotilla ausgerufene Generalstreik Zehntausende Menschen. Die Häfen in Genua, Livorno und Marghera wurden geschlossen. In Bologna und Rom wurden die Umgehungsstraßen besetzt. Auch der Nahverkehr, Fabriken, Schulen und Universitäten wurden lahmgelegt.

Am Montag (22.9.) gab es Demonstrationen in ganz Italien, sodass es schwierig ist, eine vollständige Karte der Plätze zu erstellen, an denen gegen das Massaker in Gaza protestiert wurde. Es ist das passiert, was passiert, wenn eine Bewegung wirklich in Gang kommt, was es nicht nur in Italien seit zu vielen Jahren nicht mehr gegeben hat: Zehntausende von Menschen haben nicht nur die Formen der gewerkschaftlichen oder politischen Vertretung weit übertroffen, sondern auch den Einflussbereich der Sozialzentren, Vereine und Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich der Mobilisierung angeschlossen und eine wichtige organisatorische Basis gebildet haben.

 

I 2025 09 22 Demos in vielen Staedten


Guido Lutrario, nationaler Geschäftsführer der Basisgewerkschaft USB sagt, "es war ein echter Generalstreik". Und fügt hinzu: "Ein Streik, den ich als sensationell bezeichnen würde. Er hat alle Erwartungen weit übertroffen und war eine große Mobilisierung der Bevölkerung, die sich über die gesamte Halbinsel erstreckte. Ich kann mich nicht an eine so massive und verbreitete Beteiligung in allen großen und kleinen Städten erinnern. In Sizilien gab es beispielsweise Zahlen wie bei Anti-Mafia-Demonstrationen. In Rom nahmen 300.000 Menschen an einer Mobilisierung teil, die nicht national, sondern örtlich war. Die Hälfte der Fahrer des öffentlichen Nahverkehrs Atac beteiligten sich am Streik. In Neapel ist ein großer Teil des Gesundheitswesens, der seit langer Zeit nicht mehr gestreikt hatte, in Kitteln auf die Straße gegangen, um seine Rolle in dieser Angelegenheit zu unterstreichen."

In den letzten Wochen haben die Angriffe auf die Flottille und die Invasion von Gaza-Stadt die Reaktion der öffentlichen Meinung beschleunigt. Täglich sind Bilder von Demonstrationen zu sehen und Umfragen ergeben, dass 90% der Bevölkerung gegen die Politik Israels im Gazastreifen sind.

Die USB, eine der Basisgewerkschaften, die den Moment genutzt und zur Mobilisierung aufgerufen hatte, scheint sich des allgemeinen Wertes dieser Tage bewusst zu sein, wenn sie sie als "Räumungsbescheid für die Regierung Meloni" bezeichnet.

"In Italien hat der Generalstreik Bahnlinien, Häfen, Autobahnen, Schulen und Geschäfte lahmgelegt. Angesichts eines Völkermords ist ein 'Business as usual' nicht möglich."
Francesca Albanese

Die Bewegung breitet sich überall aus. Volle Plätze und der Wille, weiterzumachen

Rom: Als der Demonstrationszug die Umgehungsstraße von Rom erreicht, ist der Verkehr in der Hauptstadt seit Stunden blockiert. Dennoch applaudieren die Menschen, die in ihren Autos auf der gegenüberliegenden Fahrbahn der riesigen Demonstration festsitzen, hupen im Rhythmus der Slogans und schwenken weiße Taschentücher. Eine unerwartete Unterstützung, die ein Gefühl für die Allgegenwärtigkeit der Opposition gegen den Völkermord in Gaza vermittelt. Der Generalstreik wurde von USB, CUB und anderen Basisgewerkschaften unter Beteiligung einer Vielzahl von Organisationen, die sich gegen die Aufrüstung aussprechen (Studentenvereinigungen, ANPI, Emergency, Amnesty, ARCI), ausgerufen. Aber die Zahlen und die Zusammensetzung der römischen Demonstranten, mindestens 300.000 Menschen, die sieben Stunden lang marschierten, sind ein Zeichen für eine Mobilisierung, die weit über die einzelnen Organisationen hinausgeht.

I 2025 09 22 Demo Rom

Die Demonstration startete nach mehr als zwei Stunden Mahnwache vom Bahnhof Termini. Die erste Kette bilden streikende Feuerwehrleute, gefolgt von den Transparenten der römischen Schulen, hinter denen die gesamte Schulgemeinschaft steht: Lehrer, Eltern und Schüler. Viele Lokale und Geschäfte in der Hauptstadt blieben geschlossen, "zur Unterstützung der Global Sumud Flottilla", stand auf den heruntergelassenen Rollläden. An der Porta Maggiore, dem Verkehrsknotenpunkt der Stadt, war ein Team von Mediaset vor Ort. Kameraleute und Journalisten hatten palästinensische Flaggen auf ihre Arme gemalt. "Wir sind nicht nur wegen der Arbeit hier", erklärte eine der Journalistinnen. Während aus einem der Lastwagen an der Spitze ein Mitarbeiter der öffentlichen Rundfunkanstalt RAI rief: "Wir sind nicht diejenigen, die Befehle befolgen, wir werden jede Form von Propaganda zugunsten Israels boykottieren."

In Turin ging der große Demonstrationszug zum Eingang des US-Unternehmens Collin Aerospace, das als "Todesfabrik" bezeichnet wird, während ein anderer Teil der Demonstranten zum Bahnhof Porta Nuova marschierte, um die Gleise auf Höhe des Corso Sommeiller zu blockieren.

Etwa fünftausend Menschen marschierten in Pisa von der Innenstadt zum Flughafen Galilei, wo sie den Verkehr auf der Strecke Florenz-Pisa-Livorno blockierten. In Brescia wurde die U-Bahn blockiert.

Neapel wurde von einem riesigen Demonstrationszug durchquert. Vor dem Hauptsitz der Universität Federico II zündeten die Demonstranten Rauchbomben und entrollten ein langes Transparent mit der Aufforderung, „die Abkommen mit Israel verbrennen”. Am Nachmittag erreichte ein zweiter Demonstrationszug, der von Gewerkschaften, Kollektiven und anderen Studentengruppen organisiert worden war, die ehemalige NATO-Basis in Bagnoli. In Bari, Catania, Cagliari und Palermo versammelten sich Tausende Seite an Seite: Jugendliche, Kinder mit ihren Eltern, Vereine, Aktivisten, Sozialzentren, die palästinensische Gemeinschaft.

In Florenz blockierte eine Menschenmenge von mindestens 10.000 Menschen die Mautstelle der A1 in Calenzano.

I 2025 09 22 Blockade LeonardoBlockade des Rüstungskonzerns Leonardo in Calenzano (Metropolitanstadt Florenz)
Foto: Aleandro Biagianti

 

In Bologna gab es einen Demonstrationszug mit rund 50.000 Menschen in der Innenstadt, der anschließend die Umgehungsstraße blockierte.

15.000 Menschen demonstrierten auf dem Festlandteil von Venedig entlang der Straße zum Hafengebiet, dem Dreh- und Angelpunkt des Waffenhandels mit Israel. Vor der Zollstelle traf der Demonstrationszug auf eine massive Polizeikette in Kampfausrüstung. Mehr als fünf Stunden lang blockierten die Demonstranten die Fahrbahn und hinderten die Lastwagen daran, weiterzufahren und die Schiffe zu versorgen, wobei sie den Angriffen und den heftigen Wasserstrahlen der Wasserwerfer standhielten. "Es ist Zeit, Solidarität in Ungehorsam zu verwandeln", erklärten die Demonstranten auf dem Platz. "Wir müssen die Infrastrukturen und die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen blockieren, die diesen Völkermord ermöglichen. Wir fordern die Regierung auf, jede heuchlerische Komplizenschaft zu beenden."

Hafenblockade in Genua: "Wir erwägen ein Embargo für Waren aus und nach Tel Aviv"

In Genua starteten drei verschiedene Demonstrationszüge mit 20.000 Teilnehmern in ebenso vielen Stadtvierteln Genuas und zogen zur Hafeneinfahrt. Sie zogen am Eingang des Firmensitzes der Cosulich-Gruppe, einem genuesischen Reeder, vorbei, gerade an diesem Tag ein Schiff nach Tel Aviv hätte anlegen lassen sollen und dies wegen der Aktionen verschoben hat. Viele Beschäftigte aus dem öffentlichen und privaten Sektor in Genua legten die Arbeit nieder. Zahlreiche Geschäfte und Unternehmen unterstützen die Mobilisierung: Tabakläden, Eisdielen, Fischgeschäfte, Bars, Restaurants, Buchhandlungen und Plattenläden hatten aus Solidarität mit Gaza ihre Rollläden heruntergelassen.

I 2025 09 22 Genua Blockade HafenProtest im Hafen von Genua

Als am 1. September aus Genua Schiffe der Global Sumud Flotilla ablegten, erklärte ein Sprecher des Autonomen Kollektivs der Hafenarbeiter (CALP), eine europaweite Blockade zu organisieren, falls die aus 50 Schiffen bestehende humanitäre Sumud-Flottille, die derzeit auf dem Weg nach Gaza ist, von israelischen Streitkräften bedroht oder angegriffen wird. "Wenn wir den Kontakt zu unseren Schiffen, zu unseren Kameraden verlieren, und sei es nur für 20 Minuten, werden wir ganz Europa blockieren", erklärten die Hafenarbeiter. "Aus dem Hafen von Genua wird nichts mehr abfahren." Die Arbeiter warnten den israelischen Staat auch direkt in Bezug auf die 13.000 bis 14.000 Container, die jährlich von Genua zu seinen Häfen verschifft werden. "Wir werden keinen einzigen Nagel mehr abfahren lassen", erklärten sie. (siehe auch kommunisten.de: "Die Global Sumud Flotilla ist auf dem Weg, um die Belagerung zu durchbrechen")

In Ravenna, wo bereits in den vergangenen Tagen die Hafenkais blockiert worden waren, um die Entladung von Kriegsmaterial zu verhindern, wurde auch die bewegliche Brücke über den Candiano-Kanal, der Ravenna mit dem Mittelmeer verbindet, besetzt.

Francesco Staccioli vom nationalen Vorstand der USB sagte: "Das heutige Ereignis ist nur der Anfang einer größeren Mobilisierung. Unser Vorschlag ist es, ein Hafenembargo für alle Waren von und nach Israel zu erwägen, und diesen Vorschlag leiten wir auch an die anderen Gewerkschaften weiter.“

Der Erfolg der Mobilisierung setzt die anderen Gewerkschaften unter Druck

Der Erfolg der Mobilisierung für Gaza am vergangenen Montag hat sowohl die Gewerkschaften, die dazu aufgerufen hatten, als auch diejenigen, die nicht daran teilgenommen hatten, weil sie die Tragweite nicht erkannt hatten, überrascht. Die USB, die CUB und andere Basisorganisationen, die an geringe Teilnehmerzahlen gewöhnt sind, müssen sich nun mit einer plötzlichen und weitreichenden Protagonistenrolle auseinandersetzen.

Der massive Widerstand der Italiener gegen den Völkermord an den Palästinensern hat nicht nur die Regierung dazu gezwungen, ihre Strategie zu ändern. Auch die großen Gewerkschaften, die der Mehrheit am nächsten stehen, sehen sich gezwungen, den Basisgewerkschaften in Bezug auf Mobilisierungen hinterherzulaufen. Insbesondere die linke Gewerkschaft CGIL ist mit interner Kritik und Angriffen von außen konfrontiert, weil sie sich nicht an dem bereits seit Wochen geplanten Tag der kollektiven Mobilisierung beteiligt hat

Die nationale Sekretärin der Fiom Cgil, Barbara Tibaldi, vespricht Besserung: "Mit großer Demut sagen wir im Namen der Metallarbeiter, dass wir stolz sind, hier zu sein, und dass wir unseren Teil beitragen werden, angefangen mit dem Generalstreik, der allen gehört und nicht den verschiedenen Fahnen." "Wir müssen einen Weg finden", schlug sie vor, "mit der europäischen Gewerkschaft, um eine große Mobilisierung aufzubauen: Im Moment gibt es nur ein einziges Banner, das zählt, das von Palästina."

Gazakrieg Kind ruft um Hilfe

Die Gewerkschaft CGIL teilte gestern mit, dass sie "im Falle weiterer Angriffe, Blockaden oder Beschlagnahmungen von Schiffen oder Materialien" der Flottille bereit sei, "mit der erforderlichen Schnelligkeit einen Generalstreik auszurufen".

Weitere Kundgebungen sind bereits geplant: am 4. Oktober in Rom die nationale Demonstration der palästinensischen Bewegungen und am 14. Oktober in Udine vor dem Spiel der Nationalmannschaft gegen Israel. Dazwischen liegt die Global Sumud Flotilla, die jederzeit von der israelischen Armee gestoppt werden könnte: Das Versprechen lautet weiterhin "Wir blockieren alles".


Auf nach Berlin, 27.09.2025

 Demo Palestina 2025 09 27

Die Kundgebung am 27. September in Berlin könnte die größte pro-palästinensische Demonstration werden, die es in Deutschland je gegeben hat.
Wer den politischen Wind drehen und den Genozid in Gaza noch stoppen will, muss am Samstag auf die Straße gehen.

Infos: https://all-eyes-on-gaza.de/

 

 

 

Wir werden in unsere Heimat zurückkehren

Palestina Wir werden zurüückkehren

Viva Palästina

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Nach einer längeren Unterbrechung konnten die Genoss:innen der Jugendorganisation der Palästinensischen Volkspartei (PPP) ihre Solidaritätsarbeit in Gaza wieder aufnehmen

Gaza Soliaktion 2024 12 09 5
zum Text hier
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