Aus Bewegungen und Parteien

DIALOP 2022 06 2821.07.2022: Ende Juni wurde in Rom ein Dokument vorgestellt, das eine Bilanz des Kulturprojekts DIALOP zieht, in dem Marxisten und Christen gemeinsam für eine transversale Sozialethik jenseits unterschiedlicher Überzeugungen arbeiten. ++ Katholiken und Marxisten fordern sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und ein Ende der Atomwaffen in Europa

 

 

"Christen und Sozialisten im Dialog. Nach Antagonismen die Zusammenarbeit"

"Christen und Sozialisten im Dialog. Nach Antagonismen die Zusammenarbeit". Unter diesem Titel versammelten sich 60 Personen am 28. Juni in der prestigeträchtigen "Sala Cristallo" des Albergo Nazionale an der Piazza Montecitorio, direkt neben dem italienischen Parlament.

Das Koordinierungsteam von DIALOP (Cornelia Hildebrandt, Franz Kronreif, Luisa Sello, Walter Baier), unterstützt von Luciana Castellina, Roberto Morea (transform! Italia) und Mitgliedern des MPPU (Movimento politico per l'unità), organisierte das Treffen, bei dem das von Marxisten und Christen gemeinsam erarbeitete Dokument für eine transversale Sozialethik jenseits unterschiedlicher Überzeugungen vorgestellt wurde.

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Vatican News schrieb: "Es ist das Ergebnis eines Dialogs, der vor einiger Zeit zwischen den verschiedenen Komponenten begonnen hat und bei dem es nach Angaben der Projektträger um die Möglichkeit einer Einigung geht. Die Grundlage für alles ist, sich gegenseitig zu kennen und zu verstehen, indem die Beziehungen auf gegenseitigem Vertrauen basieren.
Ein parteiübergreifender Dialog in vollem gegenseitigen Respekt. Sozialisten, Kommunisten und Christen können zusammenkommen und gemeinsam etwas erreichen, was bis vor wenigen Jahren unmöglich schien: eine gemeinsame Sozialethik, die als neue Botschaft für ein Europa auf der Suche nach Identität vorgeschlagen werden kann." [1]

Mons. Vincenzo Zani äußerte in seiner Grußbotschaft, dass es bei Treffen wie DIALOP darum gehe, Orte zu finden, an denen "eine ganzheitliche Bildung" erreicht werden könne, "die durch einen echten, offenen und konstruktiven Dialog ermöglicht wird, bei dem auch diametral entgegengesetzte Erfahrungen ausgetauscht werden, jedoch mit dem gemeinsamen Ziel, eine gerechtere und solidarischere Gesellschaft aufzubauen".

"Wir müssen der Stimme der Ausgegrenzten und Marginalisierten Gehör schenken und einen Prozess der Integration und ganzheitliche Entwicklung einleiten."
Mons. Vincenzo Zani

"Es war ein langer Weg, der hauptsächlich von Christen, die mit der Fokolar-Bewegung verbunden sind, aber nicht nur, und von Gruppen griechischer, österreichischer, deutscher und italienischer Kommunisten zurückgelegt wurde. Es gab Begegnungen, bei denen wir in größtmöglicher Freiheit und gegenseitigem Respekt versucht haben, gemeinsam sozialethische Fragen zu erörtern, bei denen es schien, dass wir eine gemeinsame Basis haben. Es ist eine Reise, die weitergeht; das heutige Treffen ist kein Endpunkt", sagt Michele Zanzucchi, Professor am Istituto Universitario Sophia und einer der Initiatoren von DIALOP.

Die Plattform DIALOP [2] entstand 2014 aus einer Idee von Papst Franziskus bei einem Treffen mit Alexis Tsipras, dem damaligen Vorsitzenden der griechischen Linkspartei SYRIZA und späteren griechischen Ministerpräsidenten, dem ehemaligen KPÖ-Vorsitzenden und Mitglied des Transform!-Netzwerks, Walter Baier, und dem österreichischen Theologen Franz Kronreif. (siehe kommunisten.de: Alexis Tsipras: "Der Papst ist kein Linker, aber er spricht wie einer")

Das Oberhaupt der katholischen Kirche schlug vor, einen Raum für den Dialog zwischen der europäischen Linken und den Katholiken über die Herausforderungen auf unserem Planeten, insbesondere die Umwelt- und gesellschaftlichen Krisen, zu schaffen. In den Folgejahren haben sich die Fokolarbewegung und andere Organisationen, darunter Transform!Europe, Universitäten und NGOs, dem Projekt angeschlossen. Unter der Schirmherrschaft dieser Plattform wurden in den letzten Jahren mehrere Treffen, Seminare und Konferenzen unter Beteiligung von Intellektuellen, Akademikern und Studenten aus verschiedenen Ländern abgehalten. Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats ist José Manuel Pureza, Universitätsprofessor für internationale Beziehungen und Abgeordneter des Linksblocks im portugiesischen Parlament.

Ein wesentlicher Bezugspunkt für die Arbeit von DIALOP ist der Appell von Papst Franziskus gegen "eine Wirtschaft, die tötet".

Papst Franziskus: Das System braucht den Krieg

Papst Franziskus RedeIn seinem ersten Apostolischen Schreiben »Evangelii gaudium« - einer Art Regierungserklärung – hatte Papst Franziskus eine vernichtende Kritik am Kapitalismus formuliert. Er geißelt "egoistische Steuerhinterziehung", "neue Götzen" und "zügellosen Konsumismus".  Seine Kritik brachte er auf den Punkt: „Diese Wirtschaft tötet“. Er rief auf: "Wir dürfen nicht mehr auf die blinden Kräfte und die unsichtbare Hand des Marktes vertrauen. ... Diese Wirtschaft tötet. ... Man muss kämpfen, um zu leben – und oft auch nur, um ein wenig würdevoll zu leben."

Im Juni 2014 fand er angesichts der kapitalistischen Barbarei und der Kriege in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung La Vanguardia wiederum klare Worte. Das globale Wirtschaftssystem führt zur "Barbarei", es braucht den Krieg, und es stellt das Geld und nicht den Menschen in den Mittelpunkt. "Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen", sagte er.

Der erste Schritt besteht darin, sich gegenseitig kennen und verstehen zu lernen

"Das Wichtigste ist der Dialog selbst, d.h. die Tatsache, dass wir miteinander reden können und uns gegenseitig in unseren Überzeugungen respektieren. Es handelt sich nicht um einen Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Jeder glaubt an etwas. Es ist ein Dialog zwischen verschiedenen Gläubigen".
Prof. Michele Zanzucchi, DIALOP

"Um einen echten Dialog führen zu können, muss man den anderen zunächst kennen und verstehen. Man muss wissen, wovon der Gesprächspartner ausgeht, der vor einem steht. Um einen scheinbaren Konsens, unvollständige, oberflächliche und falsche Missverständnisse zu vermeiden, müssen wir zunächst einen Dissens vorbringen, der 'qualifiziert' sein muss, d.h. klar, sicher, nachvollziehbar, gut begründet. Es gibt Situationen, in denen es keine Einigung gibt, weil es offensichtlich keine geben kann. Der Dialog ist wichtiger als eine Einigung in einzelnen Fragen. Selbst wenn es zu keiner Einigung kommt, bleibt der eingeschlagene Weg bestehen und erlaubt es, den anderen, der anders ist als man selbst, mit dem Optimismus des gegenseitigen Vertrauens zu betrachten", sagte Zanzucchi.

"Das Ziel ist eine gemeinsame Sozialethik, in der die Soziallehre der Kirche mit marxistischer Kritik verbunden werden kann."
Luisa Sello, Fokolar-Bewegung

Das vorgestellte Dokument "zeichnet die Geschichte der Gegensätze zwischen Christen und Sozialisten nach und zieht dann Bilanz über den Punkt, an dem wir angekommen sind, d.h. über den Dialog, den wir führen, der aus differenziertem Konsens und qualifiziertem Dissens besteht", erklärte Luisa Sello von der Fokolar-Bewegung. "Das Ziel ist eine gemeinsame Sozialethik, in der die Soziallehre der Kirche mit marxistischer Kritik verbunden werden kann. Die Antwort auf den Appell von Papst Franziskus gegen eine Wirtschaft, die tötet, ein Thema, das von der Linken stark beachtet wird, war ein wesentlicher Bezugspunkt". Über die heutige Linke fügte sie hinzu: "Es muss gesagt werden, dass diese Linke, die jetzt den Dialog führt, nicht mehr die Linke ist, die wir vor 20 Jahren erlebt haben. Es hat ein Wechsel der Ära und der Mentalität stattgefunden".

Katholiken und Marxisten fordern sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und ein Ende der Atomwaffen in Europa

GlobusBei einem DIALOP-Forschungsseminar in Wien diskutierten Katholiken und Marxisten über die Kriegssituation, die Europa wieder einmal heimgesucht hat und über die Auswirkungen von Atomwaffen. Bei dieser Tagung am 21. Juni wurde folgende Erklärung beschlossen:

 

Für einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine. Für ein atomwaffenfreies Europa.

Die russische Invasion in der Ukraine ist zweifellos ein eklatanter Verstoß gegen die UN-Charta und das Völkerrecht. Russlands Differenzen mit und über die Ukraine hätten sicherlich durch Verhandlungen mit Unterstützung des UN-Sicherheitsrats gelöst werden können, wobei die Sicherheitsinteressen aller Länder gewahrt worden wären.

Die düsteren Realitäten des andauernden Kampfes sollten beide Seiten so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zwingen, um eine Verlängerung des Krieges und die immense Zunahme der Opferzahlen zu vermeiden und einen gerechten Frieden zu erreichen.
Wir fordern daher einen sofortigen Waffenstillstand, um Leben zu retten und einen Prozess einzuleiten, der zu einem positiven Frieden führt. Darüber hinaus zeigen der Krieg in der Ukraine und die in der Region vorhandenen Atomwaffenarsenale deutlich, wie gefährlich Kriege in der heutigen Welt sind, da sie sehr leicht in einen Atomkrieg eskalieren können. In der gegenwärtigen Weltlage "wird das Endziel der völligen Abschaffung von Atomwaffen sowohl zu einer Herausforderung als auch zu einem moralischen und humanitären Imperativ", wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli Tutti betonte.

Die Unterzeichnung und Ratifizierung des Vertrags über das Verbot von Kernwaffen, der 2021 in Kraft trat und dem derzeit 87 Staaten angehören, war ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer Welt ohne Kernwaffen. Dieser Vertrag eröffnet auch die Möglichkeit, die Debatte über die Schaffung kernwaffenfreier Zonen in Europa wieder aufzunehmen, die zu einem entscheidenden Element einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur werden könnten. Wir fordern alle Regierungen auf, dieses internationale Abkommen zu ratifizieren und sich zu verpflichten, den Besitz und/oder den Einsatz von Atomwaffen vollständig abzulehnen.

DIALOP ist an sich schon eine Übung im ständigen Dialog zwischen verschiedenen Kulturen. Was als unmöglich galt, ist zu einer Praxis mit positiven Ergebnissen geworden. Auf dieser Grundlage rufen wir alle relevanten Akteure in diesem Krieg (Regierungen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Kirchen usw.) auf, sich zu konkreten Initiativen der Begegnung und des Dialogs zu verpflichten, da dies der einzige Weg ist, den Krieg in einen friedlichen politischen Prozess zu verwandeln.

Wien, 21. Juni 2022         

 

Anmerkungen

[1] Vatican News, 18.6.2022: "Socialisti e cristiani: sull'etica sociale un dialogo è possibile"
https://www.vaticannews.va/it/vaticano/news/2022-06/osservatore-romano-socialisti-cristiani-progetto-cultura-etica.html

[2] DIALOP, Transversal Dialogue Project: https://dialop.eu/

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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