03.03.2015: Auf der Konferenz der DKP am 21.02.2015 hielt Uwe Fritsch das Einleitungsreferat zum Thema „Entwicklung der Produktivkräfte und die Arbeiterklasse heute“:
Wir erleben aktuell eine rasante Entwicklung der Produktivkräfte. Unter dem Begriff Industrie 4.0 oder Digitalisierung wird eine neue, 4. industrielle Revolution ausgerufen, die im 21. Jahrhundert unsere Geisteskräfte potenzieren wird. Von der Einführung der stark arbeitsteiligen, „Tayloristischen“ Produktionsweise in den Schlachthöfen von Chicago und ihrer exzessiven Umsetzung in der Ford Motor Company, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, über die Erfindung der Computertechnologie und der Einführung von Rechner gestützter Entwicklung, Produktion, sowie NC / CNC gesteuerten Maschinen und Anlagen, Ende der 70 iger Jahre des letzten Jahrhunderts, erleben wir nun die technische Umsetzung einer umfassend digitalisierbaren Produktion und darüber hinaus die Möglichkeit der scheinbar unbegrenzten Digitalisierung des gesamten Lebens, wie zum Beispiel der Kommunikation, des Lernens oder der Steuerung von Verkehrsflüssen.
Mit dem Leistungssprung kommt auch eine neue Welle der Automatisierung auf uns zu, vor der auch Wissensarbeiter nicht gefeit sind. Chips und Algorithmen drohen, Geistesleistungen und damit Menschen im gigantischen Ausmaß zu ersetzen. Der Arbeitsdirektor von Volkswagen, Dr. Horst Neumann, sieht in diesem Automatisierungsschub die einzigartige Chance tausende von Arbeitsplätzen durch Roboter zu ersetzen. Aufgrund des demographischen Wandel werde dies auch nötig, weil in den nächsten 15 Jahren mehr als 30.000 Kolleginnen und Kollegen altersbedingt Volkswagen verlassen werden. Die Industrieroboterfirma Kuka hat permanent steigende Umsätze zu verzeichnen. Der prognostizierte Automatisierungsschub wird durch diese und andere Robotertechnik ermöglicht und das zu Preisen, die vor allem finanziell für die große Industrie verlockend ist. So kostet ein einfacher Leichtbau-Roboter als Komplettsystem mit flexiblem Greifer, Sensorik und Bildverarbeitung nur 45.000 Euro. Ein solcher Roboter ist rund um die Uhr einsetzbar und ersetzt im Dreischichtbetrieb 3 Arbeitskräfte. Die Anschaffungskosten amortisieren sich in kürzester Zeit. Die denkbaren Einsatzmöglichkeiten sind enorm und bedeuten einen riesigen Eingriff / Wandel in die heutige Form der Arbeit, von der in der Industrie zehntausende Arbeitsplätze betroffen sein werden.
Diese Formen der Produktivkraftentwicklungen sind nicht neu. Sie waren immer begleitet von der Möglichkeit einer großen Steigerung der Produktion, bei immer geringerem Einsatz von Arbeitskräften bis zum Verschwinden ganzer Industrieen.
Gesamtes Referat im Anhang
Grafik: Siemens