Rosenheim

Weilois 008.02.2019: "Damit haben wir nicht gerechnet", meint Willy Sabautzki von der marxistischen linken im oberbayerischen Rosenheim. Über 50 interessierte Rosenheimer*innen waren der Einladung zur Filmaufführung in das linke Zentrum "Z" gefolgt. Eingeladen hatte die marxistische linke in Kooperation mit Attac. Gezeigt wurde der Film "Weiloisirgendwiazamhängd" (Weil alles irgendwie zusammenhängt) - ein Film über Landwirtschaft, Landschaft und Menschen. Anwesend war Gertraud Angerpointner (früher Gafus) vom Agrarbündnis Berchtesgadener Land / Traunstein und der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft ABL.

 

Weilois Schorsch1Der Film startet vom Bergbauernhof "Fürmann Alm", den Gertraud und ihr Lebensgefährte Schorsch bewirtschaften. Schorsch nimmt uns mit zu einem Besuch zu Bäuerinnen und Bauern im Kreis Berchtesgaden und Traunstein.

 

"»Weiloisirgendwiazamhängd« zeigt, dass die immer intensivere Landwirtschaft, unser Konsumverhalten und falsche politische Weichenstellungen negative Auswirkungen auf die ganze Welt haben. »Weiloisirgendwiazamhängd« zeigt Menschen, Vordenker und Visionäre, die unserer Heimat ein Gesicht geben. »Weiloisirgendwiazamhängd« zeigt das Schöne und das Besondere unserer Heimat im Chiemgau und Rupertiwinkel", heißt es in der Beschreibung des ausschließlich mit Beschäftigten in der bäuerlich strukturierten Landwirtschaft des Berchtesgadener Landes und des Kreises Traunsteins erstellten Films.

"Der Film soll zum Nachdenken anregen und zeigen, dass alles mit allem zusammenhängt. Wir engagieren uns, damit unsere Kinder und Enkel auch noch eine lebenswerte Umwelt vorfinden."
Schorsch Planthaler

Der Film liefert auf den ersten Blick mit beeindruckenden "schönen" Bildern eine fast romantisch anmutende Darstellung der Arbeitsabläufe auf dem Land, eine überzeugende authentische Heimatbezogenheit der allesamt ungeschminkten und natürlich agierenden Mitwirkenden. Aber der Film zeigt gerade ohne "George Clooney-Akteure" die Hintergründe der bäuerlichen Tätigkeit auf in den Bereichen Milchproduktion, Garten- und Gemüseanbau, Bienenzucht, Wald- und Holzpflege, Erhalt der Ressource "fruchtbarer Boden" mit Moorgebieten und einem selbstorganisierten Direktvertrieb von regional produzierten Produkten.

Weilois 1

"Es ist doch a Schmarrn (Unsinn), dass wir aus Südamerika die Futtermittel importieren - womöglich sogar genverändert -, Überschüsse produzieren und diese dann als Milchpulver nach Afrika exportieren, und für die Milchbauern den Milchpreis kaputtmachen, d.h., dass wir Futtermittel importieren, die Milch exportieren und die Scheiße (Gülle) bei uns bleibt und das Wasser vergiftet. Und dann wundern wir uns, wenn der Waginger See überdüngt ist. Aber mia werdn ois macha das des anders wird (Aber wir werden alles tun, damit das anders wird)."
Sepp, ein Milchbauer

   

 

Die Akteur*innen geben nachvollziehbar und authentisch Antworten auf die Fragen nach den Arbeitsbedingungen und Erwartungen bäuerlicher Lebensgestaltung. Regionale Abläufe in der Landwirtschaft sehen sich einer fast unaufhaltsamen Maschinerie der agrarindustriellen Intensiv-Bewirtschaftung gegenüber. So verweist der Film mit Fakten hinterlegt auf die Zusammenhänge der vorherrschenden Landwirtschaftspolitik in Deutschland, Bayern und Europa, die den Bestand der bäuerlichen Landwirtschaftsbetriebe bedrohen und zerstören. Der einflussreiche konservativ geprägte Bauernverband steht den Interessen der Großbetriebe, der Lebensmittelindustrie und dem Handel näher als den Interessen der kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe.

Gertraud GafusZusammen mit Gertraud Angerpointner (Foto links: 2015 beim Alternativgipfel zum Treffen der G7 in Garmisch Partenkirchen), aktiv im Agrarbündnis Berchtesgadener Land/ Traunstein und ehemalige Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft ABL, - im Film aktiv zu sehen bei ihrer Arbeit als Bergbäuerin - ergab die anschließende Diskussion ergänzende Aufklärung der Zusammenhänge der Konzentration von Agrarproduktion in den Händen Weniger und der dafür verantwortlichen Landwirtschaftspolitik.

Die hart in Eigenregie erarbeiteten regionalen Wirtschaftskreisläufe in der beschriebenen Region sind bezeichnend, ihr Fortbestand scheint aber im Verlauf der auf Export ausgerichteten Produktion landwirtschaftlicher Produkte und dem wachsenden Konzentrationsprozess ungewiss. Die existenzbedrohlichen niedrigen Erzeuger-Milchpreise, der Einkauf genmanipulierten Futtermittel aus beispielsweise südamerikanischen Ländern und vor allem einer auf Flächenförderung ausgelegten Agrarpolitik der EU, GAP und mangelnder Kleinbetriebsförderung geraten die bäuerlichen mittelgroßen und Kleinbetriebe mehr und mehr unter existenziellen Zugzwang.

So zeigte sich in der Diskussion, dass mit einem EU Haushalt von ca. 58 Mrd. für die Landwirtschaft der größte Posten für Flächensubventionen ausgegeben wird. Die Förderpolitik ist auf eine möglichst hohe Produktivität ausgerichtet. Große Betriebe konnten nach dieser jahrzehntelangen EU-Agrarförderpolitik den Wachstumskampf gemäß kapitalistischer Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft für sich entscheiden, mit Einsatz immer größerer Maschinen und Bestallungen, industriellen Abläufen, Einsatz von Kunstdünger zur Steigerung des Outputs pro Quadratmeter Landwirtschaftsfläche. Betriebe mit mehr als 100 ha sind in den letzten 10 Jahren um 16 Prozent gestiegen.

Heutige Subventionen sind Anreize für Überproduktion: Milchseen, Butterberge, Verkauf von billigen Produkten nach Asien, Zerstörung lokaler bäuerlicher Strukturen, Entstehung von Monokulturen mit Vernichtung der Artenvielfalt.

Gertraud Angerpointner informierte, dass aus dem großen Topf der Fördermittel ein großer Teil an Nahrungsmittelkonzerne, die Zuckerindustrie und Agrarfabriken, Milch- und Käsekonzerne, Wurstfabriken und Süßwarenherstellergezahlt wird. Sogar RWE und Bayer Leverkusen gehören zu den Subventionsempfängern - zur "Rekultivierung" von zerstörten Landschaftsgebieten.

Weilois 3Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Produktion war ebenfalls ein wesentliches Element in der Diskussion. Der Einsatz von Produkten der Chemiekonzerne für die Landwirtschaft zeigt am Beispiel BAYER und Monsanto ein außerordentliches Maß an Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen: das vom Saatgut-Konzern gelieferte Saatgut ist kein samenfestes Saatgut, d.h. samenfestes Saatgut dient dazu, neue Pflanzen hervorzubringen, damit die Pflanzen sich natürlich vermehren. Das Konzern-Saatgut ist in der Regel nicht samenfest, also nicht selbstvermehrend, so dass die Landwirte kontinuierlich nachkaufen müssen und in eine permanente Abhängigkeit von den Saatgut-Konzernen geraten.

Bemerkenswerterweise vermittelte Gertraud Angerpointner durch die authentische Beweisführung aus der landwirtschaftlichen Praxis überzeugende Argumente, den mit Elan geführten Kampf für eine bäuerliche Produktion bis hin zum selbstorganisierten Vertrieb von Landwirtschafts-Produkten mit zu unterstützen durch die Bevorzugung von regionalen Produkten.

Dass auch in der Landwirtschaft eine breiter werdende Bewegung für die Erzeugung nachhaltig erzeugter Landwirtschaftsprodukte gegen den Einfluss der Lebens- und fleischverarbeitenden Industriemittelindustrie im Wachsen begriffen ist, beweisen die 35.000 Protestierenden, zumeist jüngeren Alters, die anlässlich der in Berlin zelebrierten "Grünen Woche", vernehmbar laut mit "Wir haben es satt" die Forderungen für eine ökologischere Agrarpolitik und für eine gesundes Ernährungssystem vertreten.

 

Volksbegehren Rettet die Bienen 1

 

P.S: Für Leser*innen bzw. Wahlberechtigte in Bayern: Tragt Euch bis 13. Februar für das Volksbegehren "Rettet die Bienen" ein
Infos: https://volksbegehren-artenvielfalt.de/

 

Noch ein Tipp für Leser*innen, die in Südostbayern leben oder ihren Urlaub hier verbringen:

Die Fürmann Alm hat jeden Sonntag geöffnet mit Frühstücksbuffet (Motto: Wer bei uns frühstückt, braucht kein Mittagessen mehr!) und Mittagstisch. Immer mit Produkten aus der Region, aus ökologischem Anbau, aus fairem Handel und der eigenen Landwirtschaft.
http://www.fuermann-alm.de/

 

Der Film kann auf DVD bestellt werden: http://www.weiloisirgendwiazamhaengd.de/kontakt.htm

 

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
zum Text hier
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Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

EL Star 150

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