Literatur und Kunst

Jede/r hat wohl Schriftsteller:innen, die einem sein Leseleben lang begleiten. Bei mir ist es vor allem auch Anna Seghers. ++ Günther Stamer zum 125. Geburtstag von Anna Seghers.

 

 

Jede/r hat wohl Schriftsteller:innen, die einem sein Leseleben lang begleiten. Bei mir ist es vor allem auch Anna Seghers. Dabei entzieht sie sich, die unbestritten eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts ist, einer eindeutigen Genre-Zuordnung. 

"Zu jeder These über Anna Seghers, der Meisterin einer strengen deutschen Prosa, gehört sogleich auch eine mögliche Antithese," schreibt der Literaturwissenschaftler und langjähriger Freund Hans Mayer über sie. Denn sie beschreibt die Welt und die Personen sowohl "realistisch" als auch "wunderbar". Schon in der Begründung für den ihr 1928 zugesprochenen Kleistpreis - für ihre Erzählung "Aufstand der Fischer von St. Barbara" - heißt es: "Bei großer Klarheit und Einfachheit der Satz- und Wortprägung findet sich in der Novelle ein mitschwingender Unterton sinnlicher Vieldeutigkeit. Die Gestalten sind nicht so sehr Träger einer Handlung als Äußerung in ihnen wirksamer Kräfte."

Der letzte Satz in ihrem bekanntesten Buch, "Das siebte Kreuz", lautet: "Wir fühlten alle, wie tief und furcht­bar die äußeren Mächte in den Menschen hinein­grei­fen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreif­bar war und un­verletzbar."

Ich habe große Sehnsucht nach einer besonderen Art von Welt, in der man arbeiten und atmen und sich manchmal wie verrückt freuen kann.
Anna Seghers

Das Geheimnisvolle, Wunderbare, vielerlei sonderbare Begegnungen durchziehen das Gesamtwerk der Seghers: Beginnend 1924 mit "Die Toten auf der Insel Djal", in der sie  eine Sage über Untote aus dem Holländischen nacherzählt. Im "Der Ausflug der toten Mädchen" (1943) beschreibt sie eine Schiffsreise auf dem Rhein gemeinsam mit ihren Jugendfreundinnen im Jahre 1914. Und in dem Erzählband "Sonderbare Begegnungen (1973) erzählt sie in einer Geschichte über ein Treffen von Kafka, Gogol und E.T.A. Hoffman in einer Prager Bierstube, in der die drei Dichter über Realismus und Phantastik in der Literatur plaudern. Mit dieser Erzählung ("Die Reisebegegnung") steht - das am Rande – auch der Beginn einer Rezeption der Werke Franz Kafkas in der DDR.

Die Kraft der Schwachen

Als scheinbare Antithese zu Sonderbarem und Phantastischem gestaltet Anna Seghers in ihren Werken vor allem "die Kraft der Schwachen". So lautet auch der Titel einer Sammlung von Erzählungen aus dem Jahr 1965. Diese Geschichten haben zwar inhaltlich nichts miteinander zu tun, doch die alle Texte verbindende Klammer kommt darin zum Ausdruck, dass ganz unheroische Menschen im Mittelpunkt stehen. Die auf den ersten Blick "schwach" wirkende Personen widersetzen sich, und ihre Weigerung übt dann große Kraft aus, die über die eigene Person hinausgehen.

Bereits in ihren frühen Erzählungen der zwanziger und dreißiger Jahre stehen das gewöhnliche Leben gewöhnlicher Menschen im Mittelpunkt. Ihre Erzählung "Aufstand der Fischer von St. Barbara" (1928) handelt von einer Fischerrevolte gegen soziale Ungerechtigkeit. Die Kraft der Schwachen gewinnt immer dann an Stärke, wenn Anschluss an eine kämpfende Gemeinschaft gefunden wird. ("Auf dem Wege zur amerikanischen Botschaft", "Marie geht in die Versammlung").

seghers aufstand

Anfang der 40er Jahre schrieb Anna Seghers dann "Das siebte Kreuz. Roman aus dem Hitlerdeutschland" und "Transit". Die Verfilmung des ersteren im Jahr 1944 von Fred Zinnemann in Hollywood mit Spencer Tracy in der Hauptrolle des KZ-Häftlings Georg Heisler, dem als einzigem von sieben Geflüchteten dank der Solidarität anderer Menschen die Flucht in die Freiheit gelingt, machte sie zu einer weltweit berühmten Schriftstellerin.

 

seghers siebte kreuz"Wir fühlten alle, wie tief und furcht­bar die äußeren Mächte in den Menschen hinein­grei­fen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreif­bar war und un­verletzbar."

 

In dem Roman "Transit" beschreibt sie das Leben der Flüchtlinge in Marseille während des Zweiten Weltkriegs. Der namenlose Protagonist, der dem Konzentrationslager entkommen ist, wartet verzweifelt auf seine Ausreisegenehmigung und erfährt die bedrückende Realität eines Lebens in der "Zwischenwelt" des Wartens und der Ungewissheit. Transit ist ein Werk, das die existenzielle Unsicherheit und die Entfremdung im Exil thematisiert. Es hat bis heute eine ungebrochene Aktualität und eröffnet eindringliche Perspektiven auf die Themen Flucht, Identität und menschliche Solidarität. (siehe das aktuelle Theaterprojekt im Berliner Ensemble.)

Romane, die die Widersprüche beim Aufbau einer neuen Gesellschaft thematisieren

Zwischen 1949 und 1968 erscheinen von Anna Seghers neben vielen Erzählungen vor allem drei breit angelegten Gesellschaftsromane: In "Die Toten bleiben jung" werden die Lebensgeschichten unterschiedlicher Menschen in der Zeit zwischen 1918 und 1945 ausgebreitet. Alle im Roman vorkommenden Personen sind auf die eine oder andere Weise mit der Ermordung eines jungen Kommunisten verbunden und es entsteht auf diese Art und Weise ein Zeitbild, das sowohl die Geschichte der Täter und deren Angehörigen als auch die der Angehörigen des Opfers erzählt. "Die Entscheidung" und "Das Vertrauen" vermitteln ein breit gefächertes Bild vom Aufbau der sozialistischen Gesellschaft in der DDR im Rahmen der internationalen Klassenauseinandersetzungen.

"Ich wollte im Osten Deutschlands leben und arbeiten, weil ich von Anfang an, seit 1945, seit der Befreiung durch die Sowjetarmee, die Veränderungen in allen Bereichen des Lebens sah. Über die Veränderungen zu schreiben, die mit Menschen geschehen – das ist ein Thema, das mich immer lockte, das gehört zu meiner Arbeit." (Anna Seghers, 1975)

Diese Romane mit einem breitgefächerten Personenspektrum bieten bei weitem eine differenziertere Sicht auf den deutschen Arbeiter- und-Bauern-Staat als beispielsweise Christoph Hein in seinem in diesem Jahr veröffentlichen "epochalen Roman über die Geschichte der DDR" (so der Verlag) "Das Narrenschiff", das inhaltlich wie literarisch den Lesenden eher enttäuscht zurück lässt.

Netty Reiling – Netty Reiling Radványi – Anna Seghers

Anna Seghers wurde am 19. November 1900 als Netty Reiling in Mainz geboren. Sie wuchs in einer jüdischen Familie auf, die Bildung und Kultur schätzte; ihr Vater betrieb eine Kunst- und Antiquitätenhandlung, ihre Mutter entstammte einer angesehenen Frankfurter Kaufmannsfamilie.

1920-1924 Studium in Heidelberg und Köln: Kunst- und Kulturgeschichte, Geschichte und Sinologie. 1925 heiratet sie László Radványi, einen ungarischen Emigranten, der als 19jähriger Student der Räterepublik nahestand und nach deren Niederschlagung fliehen musste und in Berlin 1925 der KPD beitrat. Ab 1927 ist er (unter dem Namen Johann-Lorenz Schmidt) Leiter der Marxistischen Abendschule Berlin, ab 1930 von ganz Deutschland.

Ihr Name nach der Heirat, unter dem sie nie veröffentlichte, war Netty Reiling Radványi. Den Namen Anna Seghers führte sie als Schriftstellerin ab 1928.

1933 Flucht über die Schweiz nach Paris, 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs. 1941 Flucht der Familie auf einem Dampfer von Marseille nach Mexiko. 1943 schwerer lebensgefährlicher Verkehrsunfall. Ende April 1947 kehrt sie nach langer Schiffsreise von Mexiko und mit einem französischen Militärzug nach Berlin zurück. Im gleichen Jahr erhält sie den Georg-Büchner-Preis.

Mit der Gründung der DDR nimmt sie deren Staatsbürgerschaft an, nachdem sie vorher die deutsche, die ungarische und zuletzt die mexikanische Staatsbürgerschaft besaß.

Seghers 125Jahre  

 




Biographie von Anna Seghers: 
https://anna-seghers.de/anna-seghers/

 

 

Anna Seghers und ihr politisches Engagement

1928 tritt sie der KPD, im Jahr darauf dem Bund proletarisch- revolutionärer Schriftsteller bei. 1933 geht sie über die Schweiz ins Pariser Exil, wo sie Redaktionsmitglied der Neuen Deutschen Blätter ist, einer Exilzeitschrift, die den literarischen und politischen Austausch unter verfolgten deutschen Schriftstellern förderte.

seghers schriftstellerkongress 1937Anna Seghers während ihrer Rede vor dem II. Schriftstellerkongress im Jahr 1937 in Madrid und Valencia "Zur Verteidigung der Kultur“


In Mexiko-Stadt setzte Seghers ihr literarisches und politisches Engagement fort. Sie wurde Präsidentin des Heinrich-Heine-Clubs, einer bedeutenden Anlaufstelle für deutsche Exilanten und schrieb regelmäßig für die Zeitschrift "Freies Deutschland", die sich dem antifaschistischen Widerstand widmete.

Im Januar verlässt Anna Seghers Mexiko. Sie kehrt über New York, Stockholm und Paris zurück, am 22. April 1947 kommt sie in Berlin an. Zurück in Berlin wird sie Mitglied des Weltfriedensrates.

seghers neruda 1949Anna Seghers, Jorge Amado (Mitte) und Pablo Neruda auf dem Kongress des Weltfriedensrates 1949 in Paris


Von 1952 bis 1978 ist sie Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR und vertritt die DDR auf internationalen Friedenskongressen.

seghers schriftstellerkongress 1973Eröffnung des VII. Schriftstellerkongresses, mit Hermann Kant, Horst Sindermann, Anna Seghers, Erich Honecker, Erwin Strittmatter (von links nach rechts)
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-M1114-034 / Katscherowski (verehel. Stark), / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,rs schriftstellerkongress 1973 

Obwohl sie oft wegen ihres Schweigens zu politischen Konflikten und ihrer Loyalität zur SED kritisiert wurde, zeigte Seghers in ihrem Einfluss hinter den Kulissen stets ein individuelles Engagement, das ihr wichtig war. Während des Prozesses gegen Walter Janka (1957), dem Leiter des Aufbau Verlags, setzte sich Seghers für Janka ein, blieb jedoch erfolglos und veranlasste lediglich eine Resolution Berliner Schriftsteller, die ihn entlasten sollte.

Ihre grundsätzliche Haltung als Genossin der SED und Bürgerin der DDR wird auch deutlich in der Causa Biermann: Als 1976 der Liedermacher Wolf Biermann ausgebürgert wurde erschien folgende Stellungnahme Seghers im ND: "Dem Brief in Sachen Biermann, den einige Schriftsteller an eine westliche Agentur gaben, habe ich niemals zugestimmt. Die Behauptung westlicher Zeitungen, ich hätte die Zustimmung nachträglich gegeben, ist falsch und dient der Verwirrung. Die Deutsche Demokratische Republik ist seit ihrer Gründung das Land, in dem ich leben und arbeiten will."[1]

Der DDR-Literaturwissenschaftler Rüdiger Bernhardt schreibt dazu rückblickend: "Mit keinem Wort wird die Ausweisung begrüßt, wie von anderen Künstlern. Die Entscheidung der Staats- und Parteiführung wird nicht kommentiert. Ihr Bekenntnis ist eines zum Land, nicht zur Führung oder zur Partei. Der Verweis auf die Gründung des Staates ist eine deutliche Berufung auf die Ideale, mit denen sie angetreten war. Ich erinnere mich, wie sehr uns dieser Text der Seghers damals zu denken gab."[2]

seghers honecker 1978Staats- und Parteichef Erich Honecker gratuliert Anna Seghers am 26. Mai 1978 auf dem VIII. Schriftstellerkongress zur Wahl als Ehrenpräsidentin des Schriftstellerverbands.

 

Nachwirkungen

Anna-Seghers-Museum

Nach 14jährigem Exil während der Nazizeit – in Frankreich und Mexiko – kam Anna Seghers 1947 wieder nach Berlin zurück. Seit 1950 lebte sie in Adlershof, zuerst in der Altheider Straße. 1955 zog sie dann mit ihrem Mann László Radványi in das obere Stockwerk eines neuerbauten dreigeschossigen Mietshauses in der Volkswohlstraße 81, heute Anna-Seghers-Straße. Hier lebte sie bis zu ihrem Tod 1983.

Das Anna-Seghers-Museum in Berlin-Adlershof beherbergt die originalgetreu erhaltenen Wohn- und Arbeitsräume der Schriftstellerin, darunter ihre Nachlassbibliothek mit ca. 10.000 Bänden sowie viele persönliche Erinnerungsstücke. In einer kleinen Dauerausstellung zu Leben und Werk werden Fotos, Dokumente und die kostbaren Erstausgaben ihrer Bücher gezeigt, in Originalaufnahmen ist die Stimme der Seghers zu hören.

seghers wohnhausAnna-Seghers-Museum, Anna-Seghers-Str. 81, 12489 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstags und donnerstags von 10 bis 16 Uhr; jeden ersten Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr
An Feiertagen ist das Museum geschlossen. 
Der Besuch der Räume ist nur mit einer Führung möglich. Die Führungen finden jeweils zur vollen Stunde statt. 
Bitte melden Sie sich nach Möglichkeit zu einer Führung via E-Mail unter 
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. 

 

Hier wurde ihr 1981 auch die Ehrenbürgerwürde ihrer Geburtsstadt Mainz verliehen.

Seghers Mainz 1981Anna Seghers wurde 1981 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz verliehen. Aus diesem Anlaß waren in ihrer Berliner Wohnung (v.l.n.r.) Dr. Storch (FDP), A. Seghers, Oberbürgermeister Jockel Fuchs, Wegell (FDP), Klaus Bölling, Bürgermeister Dr. Keim sowie Dr. Harder, Präsident der Gutenberg-Universität Mainz und andere Persönlichkeiten anwesend.


Anna Seghers-Werkausgabe im Aufbau-Verlag

Eine ab 2000 edierte auf 25 Bände konzipierte neue Werkausgabe des Aufbau-Verlages Berlin umfasst das literarische Werk, sonstige literarische Texte sowie die theoretischen Schriften. Ergänzt wird sie durch eine Auswahl der Briefe. Jeder Band enthält einen Anhang mit Erläuterungen zu Personen, Begriffen und Ereignissen, auf die im Text Bezug genommen wird, und ein Nachwort, das entstehungs- und rezeptionsgeschichtliche Zusammenhänge darstellt. Die Werkausgabe fasst die Texte in 5 Abteilungen zusammen: Romane und romanhafte Erzählungen (11 Bände), Erzählungen (6 Bände), Hörspiele und Theaterarbeit (1 Band), Essays (4 Bände), Briefe (2 Bände). Den Abschluss bildet ein Registerband.

Der Anna Seghers-Preis 

Seit 1986 wird jährlich ein internationaler Literaturpreis von der Anna Seghers-Stiftung vergeben. In ihrem Testament hatte Anna Seghers verfügt, dass mit den Einkünften aus ihrem Werk noch wenig bekannte Nachwuchsautoren aus deutschsprachigen und lateinamerikanischen Ländern gefördert werden sollten. Bisherige Preisträger waren u.a. Annett Gröschner, Ulrich Peltzer, Lutz Seiler, Jan Wagner.

"Transit" im Berliner Ensemble

Auf der Grundlage des Romans von Anna Seghers schildert das Stück im "Berliner Ensemble" sehr konkret die Erfahrung von Flucht und Vertreibung anhand des Schicksals verschiedener Menschen, deren Wege sich in Marseille kreuzen. Das Warten auf Papiere und Dokumente, auf den Ämtern und Konsulaten, die Alltäglichkeit, die sich in diesem Ausnahmezustand einstellt – Anna Seghers bezeichnet das an einer Stelle als eine "tödliche Langeweile". Und dann gibt es in diesem Buch/Stück auch noch eine Liebesgeschichte.

Auf die Frage an die Regisseurin Marie Schwesinger zur Aktualität des Buches und zur Umsetzung in ein Theaterprojekt sagt sie: "Mich beschäftigt schon lange die deutsche Asyl- und Migrationspolitik. Es beunruhigt mich, dass diese in den letzten zehn Jahren immer restriktiver geworden ist. Immer mehr europäische Länder rücken nach rechts und machen die Grenzen dicht. Beim Lesen von Transit hatte ich den Ein druck, dass mir darin das Motiv der "Festung Europa" in um gekehrter Form begegnet. Der Roman handelt davon, wie im Herbst 1940 Menschen, die vor den Nazis fliehen, von Marseille aus Europa verlassen wollen. Gleichzeitig schließen immer mehr Länder für Kriegsflüchtlinge ihre Grenzen. Diese Parallele zu heute ist mir sehr nahegegangen."

Premiere war am 5. November 2025.

seghers berliner ensemble

Transit
Von Anna Seghers
In einer Bearbeitung von Marie Schwesinger und Lukas Nowak

Marseille 1940. Tausende stranden auf der Flucht vor den Nazis in der französischen Hafenstadt. Gefangen in einem aufreibenden Wartezustand und der permanenten Angst vor Razzien geht es weder vor noch zurück. Auf den Konsulaten der Stadt beginnt ein Wettlauf um Papiere: Visa, Transit, Passierschein… nur wenn alles vollständig ist, besteht Hoffnung auf eine Schiffspassage raus aus Europa. In den Wirren der Flucht fallen dem jungen Seidler die Papiere eines Toten in die Hände. Aus Seidler wird Weidel – zumindest auf dem Papier. Als Seidler auf Marie trifft, die zusammen mit einem deutschen Arzt geflüchtet ist, verliebt er sich – ohne zunächst zu ahnen, dass Marie noch immer auf der Suche nach ihrem verschollenen Mann ist. Anna Seghers hat mit dem stark autobiografisch beeinflussten Roman "Transit", der 2018 prominent von Christian Petzold verfilmt wurde, nicht nur eines der wichtigsten Werke der deutschen Exilliteratur geschrieben, sondern auch eine Liebesgeschichte unter liebesfeindlichen Umständen.
Anlässlich des 125. Geburtstags von Anna Seghers eröffnet Marie Schwesinger mit einer Inszenierung von "Transit" die vierte Spielzeit von WORX, dem internationalen Regienachwuchsprogramm. Schwesinger, die Szenische Künste in Hildesheim und Regie in Frankfurt am Main studierte, interessiert an "Transit" u.a. das Motiv des "nützlichen Flüchtlings" und die Kontinuität des abwertenden Sprechens über Geflüchtete, das sich bis in die Debatten um Asyl und Flucht unserer Gegenwart fortsetzt.
https://www.berliner-ensemble.de/inszenierung/transit

 

txt: Günther Stamer

Fußnoten

[1] Neues Deutschland vom 22.11.1976, Seite 3
[2] Rüdiger Bernhardt, Mühen und Niederlagen der Anna Seghers. In: Marxistische Blätter 6-2000, S. 90

 

 

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