02.04.2016: In diesem Jahr waren es wieder über 80 Ostermärsche mit über 20 000 Teilnehmer*innen. Sind es in den größeren Städten Kundgebungen und Demonstrationen mit über tausend Teilnehmern, so sind es in den kleineren Orten Teilnehmerzahlen zwischen 50 und 300. Aber es sind gerade diese vielen kleineren, dezentralen Aktionen, die die Tradition der Ostermärsche in Deutschland seit 1960 aufrechterhalten. „Die Ostermärsche sind eine absolut notwendige Tradition, die dazu beitragen, die grundsätzliche Skepsis gegenüber Krieg und Militär in unserer Gesellschaft aufrecht zu erhalten“, heißt es in der Pressemitteilung Netzwerk Friedenskooperative.
Ostermarsch in Braunschweig
Der erste Ostermarsch in der alten BRD begann Ostern 1960 mit einem Sternmarsch aus Braunschweig, Hannover, Lündeburg, Hamburg und Bremen zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne, um gegen die atomare Aufrüstung der Bundeswehr zu protestieren. Daran erinnerte auch Hans-Georg Hartwig vom Braunschweiger Bündnis für den Frieden in seiner Begrüßungsansprache auf dem Kohlmarkt in Braunschweig am Ostersamstag. 140 Friedensbewegte begaben sich anschließend zu Fuß und zu Rad auf einen 2-stündigen Rundkurs unter dem Motto "Verhandeln statt Schießen" durch die Stadt. Bei einem Zwischenstopp informierte Heide Janicki über die (Friedens)Aktivitäten von Minna Faßhauer der ersten Ministerin in der Regierung des Landes Braunschweig 1918/19. Die Abschlussrede für das Braunschweiger Bündnis für den Frieden hielt Ulli Schmitz." (sieh Anlagen)
Weitere Infos und ein Video unter
http://www.hanskottke.de/wordpress/tag/ostermarsch/
Ostermarsch in Wedel
Das Hamburger Abendblatt stellt Marianne und Günther Wilke und Irmgard Jasker, Aktivisten des ersten Ostermarsches aus dem Kreis Pinneberg vor:
„Früher, da sind wir Ostersonnabend von Hamburg bis zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide gelaufen. Heute führt die Route vom Wedeler Rathausplatz zum 400 Meter entfernten Theaterschiff „Batavia“.
In den zurückliegenden Jahren war der kleine Wedeler Ostermarsch oft der größte im Norden – weil es keinen anderen mehr gab. Und so schaffte es ein Foto aus dem Kreis Pinneberg 2014 sogar in die Tagesschau und andere nachrichtensendungen. Inzischen marschieren Aktivisten auch wieder in Kiel, Flensburg und Lübeck“.
Über den Ostermarsch berichten die Pinneberger Nachrichten:
„Es war ein bewegender Moment, als zwei junge Frauen aus Syrien am Mikrofon das Wort ergriffen, mit Tränen in den Augen in englischer Sprache von ihrer Flucht erzählten und sich für die Aufnahme und Hilfe in Deutschland bedankten. Da bedurfte es keiner Übersetzung, um zu verstehen, was die Flüchtlinge empfinden. Der traditionelle Ostermarsch des Friedensnetzwerks des Kreises Pinneberg stand ganz im Zeichen der Kriegsereignisse im Nahen und Mittleren Osten. 200 Menschen, darunter die Wedelerin Marianne Wilke, die seit 1961 an Osterkundgebungen teilnimmt, hatten sich dazu am vergangenen Sonnabendvormittag auf dem Wedeler Rathausplatz versammelt.“
Die Dokumentation vom Friedensnetzwerk Pinneberg über den Ostermarsch in Wedel im Anhang.
Ostermarsch in Hamburg
Laut Presseberichten haben in Hamburg haben am Ostermontag rund 1.100 Menschen am traditionellen Ostermarsch teilgenommen. Der Marsch fand unter dem Motto "Keine Bundeswehreinsätze im Ausland! Syrieneinsatz beenden! Rüstungsexporte stoppen! Flüchtlinge aufnehmen! Fluchtursachen bekämpfen!" statt. Er endete mit einer Kundgebung und einem Friedensfest im Stadtteil St. Georg.
Der Arbeitskreis Frieden von ver.di Hamburg hat eine Dokumentation zusammengestellt. (s. Anhang)
Ostermarsch in Erlangen mit internationalen Gästen
Die traditionellen Ostermärsche der bundesdeutschen Friedensbewegung hatten 2016 stärkeren Zulauf als in den Jahren zuvor. In Erlangen folgten etwa 200 Menschen dem Aufruf „Wir stimmen gegen Krieg“ des Friedensbündnisses. Zum ersten Mal sprachen Vertreter der französischen Friedensbewegung Mouvement de la paix, Roland Nivet aus Rennes, und einer italienischen Friedensinitiative der Gemeinde Cumiana, Antonio Stompanato, bei der Auftaktkundgebung. Die Beiträge der internationalen Gäste erfuhren besondere Aufmerksamkeit und erhielten viel Applaus.
Die Gäste aus Frankreich, neben Roland Nivet auch Marie Ange Dumas, und aus Italien Antonio Stompanato mit Familie sowie Vertreter des Erlanger Bündnis für den Frieden sind sich einig darin, dass internationale Konflikte nicht militärisch gelöst werden können. Die Achtung des Völkerrechts erfordert eine verantwortliche Politik der Demilitarisierung internationaler Beziehungen und eine Förderung ziviler Konfliktösungen. Der Respekt vor den Menschenrechten und der Charta der Vereinten Nationen erfordert zudem eine Politik des ökonomischen Ausgleichs und sozialer Gerechtigkeit.
Bei anschließenden Gesprächen kamen die Vertreter der Friedensorganisationen aus den Städten dreier unterschiedlicher Nationen überein, die Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg im Sinne einer europäischen Friedenspolitik zu verstärken. Zu diesem Zweck wurden bereits weitere Gespräche und die Planung konkreter Projekte, insbesondere für Jugendliche, vereinbart.
25 Jahre Ostermarsch in Sachsen-Anhalt
Unter dem Motto „Die Waffen nieder“ fand der 25. Ostermarsch in Sachsen-Anhalt dieses Jahr in Haldensleben statt. Mit Transparenten und Fahnen zogen über 300 Teilnehmer vom Haldensleber Marktplatz aus durch die Stadt und demonstrierte für eine zivile Nutzung der Colbitz-Letzlinger Heide. In der Heide hat die Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz Altmark ihr Gefechtübungszentrum Heer (GÜZ) aufgebaut. Auf dem Gelände befinden sich mehrere nachgebaute Dorf- und Stadtkulissen, die afghanischen und kosovarischen Ortschaften nachempfunden sind. Hier trainieren die Soldaten nicht nur für den Auslandseinsatz. Hier wird bis 2017 auch die „Übungsstadt Schnöggersburg“ errichtet, mit mehr als 500 Gebäuden und Hochhäusern, mit Straßen, U-Bahn-Tunneln, Kanalisation und Industriegebiet, mit eine stadttypische Bebauung sowie einen 22 Meter breiten Fluss und einem Waldgebiet. Ab 2018 sollen hier Gefechtsverbände mit bis zu 1500 Soldaten trainieren. Das geplante Übungsgelände ist in dieser Größe einmalig. Die Kosten werden sich auf etwa 118 Millionen Euro belaufen. Unter dem Motto »war starts here« (Krieg beginnt hier) haben Kriegsgegner aus dem gesamten Bundesgebiet auch für diesen Sommer wieder ein antimilitaristisches Camp sowie unterschiedliche Protestaktionen in der Nähe des Gefechtsübungszentrums Altmark (GÜZ) angekündigt.
Zusammenstellung: mami