07.10.2015: Die HDP-Abgeordnete Sebahat Tuncel (Foto), eine bekannte Frauen- und LGBTI-Aktivistin, die 2011 direkt aus dem Gefängnis ins Parlament gewählt wurde, war nach München gekommen. Sie warb für die Solidarität zum Wiederaufbau der Stadt Kobané und informierte über den Wahlkampf der Demokratischen Partei der Völker (HDP) zur bevorstehenden Wahl in der Türkei. Der Spitzenkandidat und Co-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtas, wurde per Telefon zugeschaltet. Zahlreiche Musikgruppen unterstützten die Veranstaltung.
An die Tausend Menschen kamen in München/Freimann zu einem Solidaritätsabend für Kobané zusammen - der Stadt, die im vergangenen Jahr mit ihrem Widerstand gegen die Terrorbanden des 'Islamischen Staat' (IS) in die Weltgeschichte einging. Die FreiheitskämpferInnen der Volksverteidigungseinheiten YPG und der Frauenverteidigungseinheiten YPJ bewiesen, dass der IS besiegbar ist. Doch der Preis dafür war hoch, mehrere Hundert KämpferInnen kamen bei den Gefechten ums Leben, die Stadt wurde fast vollständig zerstört.
Während die Wunden in den Herzen noch länger bluten werden, schreitet der Wiederaufbau der Stadt schnell voran. So berichtete Abdul Rahman Hemo, Sprecher der Initiative Help Kobané (http://helpkobane.com/de), dass in einem ersten Schritt 60% des Wasser- und Abwassernetzes wieder repariert worden sind. Außerdem seien bis zu zwei Drittel der Trümmer und des Schutts im Rahmen der Aufräummaßnahmen beseitigt worden. „Der Fokus der zweiten Phase liegt nun auf einigen zentralen Gebäuden und Diensten, aber auch wichtiger Infrastruktur und umfasst sowohl Wohnhäuser und Gesundheitsversorgung als auch Bildungseinrichtungen“, so Abdul Rahman Hemo. Sieben konkrete Projekte stehen nun im Zentrum des Wiederaufbauplanes, unter anderem der Aufbau einer Solar- und Windenergieanlage zur Stromversorgung, Schulprojekte für traumatisierte Kinder, sowie der Aufbau einer Frauenakademie.
Um den Wiederaufbau zu beschleunigen veranstaltete das Kurdische Gesellschaftszentrum München Nav-Dem nun einen Solidaritätsabend. Viele Bands, unter anderem Cetin Oraner, über die offene Liste von DIE LINKE in den Münchener Stadtrat gewählt, spielten für die Unterstützung des Wiederaufbaus. Sogar VietnamesInnen drückten mit einem Volkstanz (Foto unten) ihre Solidariät aus. Auch VertreterInnen politischer Parteien kamen zu Wort. So übermittelte der Spitzenkandidat der linken Demokratischen Partei der Völker (HDP), Selahattin Demirtas, per Telefon aus Stuttgart seine solidarischen Grüße. Dort befand er sich auf einer zentralen Wahlkampfveranstaltung der HDP, an der zehntausende Menschen teilnahmen.
Extra aus Istanbul gekommen war die HDP-Abgeordnete Sebahat Tuncel, eine bekannte Frauen- und LGBTI-Aktivistin, die 2011 direkt aus dem Gefängnis ins Parlament gewählt wurde. Kerem Schamberger, Sprecher der DKP München, würdigte in seinem Grußwort den Widerstand der Volksverteidigungseinheiten, die die Zivilisation gegen die Barbarei verteidigt hätten. „Eine Barbarei, die durch die Zerstörung, die der Westen dem Nahen Osten in den letzten Jahrzehnten gebracht hat, erst möglich geworden ist. Durch deutsche Waffen, die an Saudi Arabien, an die Türkei und den Irak verkauft wurden und immer noch werden. Deshalb müssen wir uns auch Fragen und der Verantwortung stellen, was wir hier in Deutschland, im sog. Westen, machen können, um der Zerstörung ein Ende zu bereiten.“ Dabei sollten drei Punkte im Mittelpunkt stehen, so Schamberger: Ein Stopp aller deutschen Waffenexporte, die Aufhebung des unsäglichen PKK-Verbots, denn „ohne die Philosophie der PKK würde Kobané und ganz Rojava heute nicht existieren“ und die Aufnahme der Flüchtlinge, die vor dem Islamischen Staat, dem Assad-Regime und dem vom türkischen Regime gegen die KurdInnen geführten Krieg nach Deutschland fliehen. Die Unterstützung der Partei DIE LINKE überbrachte die Stadträtin Brigitte Wolf.
Die zahlreiche Teilnahme kurdischer, türkischer und auch deutscher GenossInnen an diesem Solidaritätsabend zeigte, dass Kobané nicht alleine ist und der Wiederaufbau gemeinsam in Angriff genommen wird.
P.S.: Zehntausend Euro für den Wiederaufbau von Kobané - das war das materielle Ergebnis dieser Veranstaltung.
txt: ks
foto: lm