Wirtschaft

mainz hbf IngolfBLN23.08.2013: Ist derzeit von Mainz die Rede, denkt kaum jemand an die singende und lachende Hochburg der Fassenacht oder den rheinhessischen Bundesligisten, sondern an Chaos bei der Bahn. Umgeleitete, ausgefallene und verspätete Züge im weiten Umkreis nerven Fernreisende und Pendler. Das Kultusministerium fordert Eltern auf, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken, wenn der sichere Schulweg nicht gewährleistet sei. Die Betroffenheit reicht weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus bis ins Saarland. Die aktuellen Ursachen sind scheinbar bekannt: von 15 Fahrdienstleitern waren zeitweilig fünf krank und drei in Urlaub. Da sich die Meldungen täglich überschlagen, soll hier nur auf ein paar grundsätzliche Aspekte und den Umgang mit den Kollegen bei der Bahn eingegangen werden.

In Internetforen erwähnen sachkundige Schreiber (Bahnbeschäftigte?) häufig den Namen Mehdorn. Der sollte im Auftrag der Schröder-Fischer-Regierung die Bahn fit machen für den Börsengang als Krönung von deren Privatisierung. Wie bei anderen privatisierten Staatsbetrieben wurde vor allem beim Personal gespart. Kenner berichten u. a. von Plänen, alle Stellwerke an sieben Standorten zusammenzufassen. Deshalb seien kaum noch Fahrdienstleiter ausgebildet worden. Zwar seien die Pläne vor drei Jahren ad acta gelegt worden, nicht aber das Kaputtsparen. Wenn jetzt FDP-Spitzenkandidat Brüderle als Reaktion auf das Mainzer Chaos die Privatisierung der Bahn verlangt, löst das nur noch Kopfschütteln aus.

Bundesweit schieben die Fahrdienstleiter der Bahn eine Million Überstunden vor sich her, die Lokführer sogar drei Mio. von insgesamt acht Mio. im Konzern. Diese Zahl entspricht ca. 5 000 fehlenden Beschäftigten. Laut der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG fehlen allein in den Stellwerken ca. 1 200 Beschäftigte.

Die Mainzer Allgemeine schrieb, in jüngster Zeit seien tags nur zwei statt drei und nachts nur einer statt zwei Fahrdienstleitern im Stellwerk, von dem auch der Verkehr auf Bahnhöfen in der Umgebung gesteuert werde. Wird hier mit der Sicherheit Zehntausender Passagiere gespielt? Die 15 Fahrdienstleiter reichen in Mainz selbst dann nicht aus, wenn keiner fehlt, Reserven für Krankheitsfälle, Urlaub, Fortbildung etc. sind wohl nicht vorgesehen. Gewerkschafter sprechen von über 20 notwendigen Fahrdienstleitern in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt. Seit Jahren weisen EVG und Betriebsräte auch dort auf den Personalmangel hin und warnen vor den Folgen. Deshalb liegt hier kein unvorhersehbares Ereignis vor.

FDP-Mann Döring fordert, die Kollegen aus dem Urlaub zu holen. Das ist mehr als eine Mischung aus arbeitsrechtlicher Inkompetenz und Ignoranz gegenüber Menschen, die seit Jahren einen verantwortungsvollen Beruf unter aufreibenden Bedingungen ausüben. Es ist auch das wahre Gesicht derer, die im Wahlkampf immer „Familie“ rufen und jetzt den nur in der Ferienzeit möglichen Familienurlaub Anderer abbrechen lassen wollen. Käme der Herr von der Partei der Besserverdienenden damit durch, würde auch in anderen Bereichen Urlaubsgewährung, -unterbrechung und -abbruch völlig zum Spielball von Profitinteressen werden. Der Vorschlag, pensionierte Fahrdienstleiter zu reaktivieren, verdeutlicht die Hilflosigkeit des Bahnmanagements angesichts des selbstverschuldeten Chaos. Die EVG fordert, dass mehr ausgebildet und beschäftigt wird. Nur so lässt sich mittelfristig wieder ein geordneter Bahnbetrieb gewährleisten.

Bahnchef Grube hat sich mittlerweile für das Chaos entschuldigt. Schöne Worte allein entschädigen aber nicht die Berufspendler, die u. a. versäumte Arbeitszeiten nacharbeiten müssen. Auch die Betreiber des Regionalverkehrs wie z. B. die Bahntochter DB-Regio oder die Mittelrheinbahn haben Probleme. Sollte die Landesregierung auf den bei Verspätungen und Zugausfällen üblichen Vertragsstrafen beharren, werden die Betroffenen diese dann wieder bei der DB Netz AG einzuklagen versuchen. Sagt da noch einer „privat geht‘s besser“?

Die Mainzer Ereignisse unterstreichen die Forderung nicht nur der DKP, dass grundlegende Infrastrukturaufgaben nicht in die Hände privater Profiteure und verschachtelte Konzernkonstrukte gehören, sondern in öffentliche Eigentumsformen unter demokratischer Kontrolle.

Text: Volker Metzroth (aus UZ vom 23.08.13)  Foto: IngolfBLN

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