02.09.2014: Während man im Bundestag - weitgehend folgenlos - über Waffenlieferungen in den Nordirak diskutierte - die Entscheidung war längst gefallen - war der 1. September in München nicht nur ein Tag des Gedenkens an den Beginn des zweiten Weltkriegs, sondern auch ein Tag des Protests gegen diese Waffenlieferungen, gegen Kriegshetze und der Solidarität mit den weltweit unter Krieg und Besatzung leidenden Menschen. Schon um früh 5:45 Uhr, als vor 75 Jahren angeblich zurück geschossen wurde und der 2. Weltkrieg begann, machte sich eine Gruppe von Kriegsgegnern von der KZ-Gedenkstätte Dachau aus auf den Weg in die Münchner Innenstadt. Um 17:00h begann unter reger Beteiligung vieler kurdischer und türkischer KriegesgegnerInnen eine Kundgebung, zu der u.a. die DGB-Jugend und mehrere Friedens- und Antikriegsinitiativen aufgerufen hatten.
Das Motto: "Stoppt die Kriegstreiber" bezog sich gleichermaßen auf die westliche Kriegspropaganda im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine wie auch auf die Waffenlieferungen der BRD in den Nordirak.
Sprecher der kurdischen Gruppe DIDF und des kurdischen Gesellschaftszentrums München betonten, dass Waffenlieferungen keine Lösung bringen, sondern den Konflikt verschärfen. Notwendig sei, dass die Unterstützung der ISIS durch den NATO-Partner Türkei, durch Saudi Arabien und Katar durch westliche Staaten unterbunden werde, dass sofortige humanitäre Hilfe für die tausenden Flüchtlinge notwendig und das PKK-Verbot aufzuheben sei. Die bewaffneten Verbände der PKK und deren Verbündete seien die Kräfte, die die vom IS-Terror bedrohten Menschen schützen könnten und seit Jahren Widerstand gegen islamistische Terrorbanden leisteten.
Mehrere Sprecher betonten, dass die Erfolge der ISIS-Terrorbanden nur möglich sind, weil die USA den Staat Irak und seine zivilen Strukturen systematisch zerstört hätten und damit einen Grundstein für diesen Terror gelegt haben.
Eine interessante Abendveranstaltung von DGB, attac und Friedensbündnis im überfüllten Saal des Gewerkschaftshauses zum Thema "Kriegspropaganda im 1. Weltkrieg und heute" setzte sich mit den Lügen und der Kriegspropaganda auseinander, die im ersten Weltkrieg die Bevölkerung kriegstauglich gemacht hatte. Dazu referierte Dr. Ludwig Eiber vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, der zuvor auch eine entsprechende Ausstellung im Gewerkschaftshaus eröffnet hatte.
Claudia Haydt von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) in Tübingen berichtete über die sprachlichen und medialen Methoden heutige Kriege zu legitimieren. Offene oder verdeckte Zensur, Manipulation, Nicht-Berichterstattung und die Methode der "schwarzen und weißen Wörter" (z.B. Terrorist / Verantwortung-Sicherheit) seien Beispiele dafür.
Die Veranstaltung endete mit einem Aufruf um Mitternacht zum Platz der Opfer des Nationalsozialismus in der Münchner Innenstadt zu kommen, wo die Schweigemarschgruppe aus Dachau ankam.
Text/Fotos: Walter Listl