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Chile Zwischenbericht 2021 01Ein Film von Gaby Weber

14.01.2020: Gaby Weber hat soeben ihren neuen Film über die Revolte in Chile fertiggestellt. Ihr Fazit: im Moment hat die Regierung Zeit gewonnen, aber die Ruhe ist trügerisch. Wenn die neue Verfassung nicht auf die Hauptforderungen der Bevölkerung eingeht, wird Nach-der-Revolte ein neues Vor-der-Revolte sein.

 

 

Mit der Fahrpreiserhöhung vom 18. Oktober 2019 begann in Chile eine monatelange Revolte. Millionen gingen auf die Straße und forderten ein neues Gesellschaftsmodell, vor allem aber: Gesundheit für Alle, würdige Renten und freien Zugang zur Bildung. Nicht nur die Armen und die Jugend protestierten, auch die Mittelschicht. Einkaufszentren wurden abgefackelt, hunderte Polizeireviere zerstört. Vor 30 Jahren ging die Diktatur zu Ende, und seitdem versprechen die Berufspolitiker*innen Reformen. Doch geschehen ist so gut wie nichts, immer noch ist die unter General Augusto Pinochet verabschiedete Verfassung gültig. Einen demokratischen Neuanfang hat es nicht gegeben. Seit Oktober hat die Geduld ein Ende, schien es noch vor einem Jahr. Die Elite war entsetzt. Galt ihr neoliberales Modell nicht als Vorbild für den gesamten Kontinent? Wie konnte das passieren?

″Wenn uns das Virus nicht tötet, tötet uns der Hunger″

Die Situation sollte befriedet werden. Erstens – mit polizeilicher Repression. Zweitens – mit den Parteien. Das Volk sollte befragt werden, ob es eine neue Verfassung wünsche, und wenn ja, ob dies die Politiker*innen oder Unabhängige bewerkstelligen sollten. Dieses Plebiszit ist inzwischen geschehen und das Ergebnis war eindeutig. Fast 80 % aller Chilenen stimmten für eine neue Verfassung und für unabhängige Wahlleute. Und drittens – kam Corona. Präsident Sebastián Piñera hat am 18. März wegen der Coronavirus-Pandemie den Ausnahmezustand erklärt, seitdem patrouillieren Militärs auf den Straßen. Die Regierung verfügte eine der härtesten Quarantänen, seit Juli herrscht eine allgemeine nächtliche Ausgangssperre. Bis heute.

Am schnellsten breitet sich das Virus in den dicht besiedelten Armen- und ArbeiterInnenviertel am Stadtrand von Santiago de Chile aus, wie El Bosque, La Pintana, San Bernardo und Puente Alto. Das öffentliche Gesundheitssystem befand sich schon vor dem Coronavirus in einer Krise, jetzt steht es kurz vor dem Zusammenbruch. Es wird von den Arbeiter*innen aufrechterhalten, die unter extrem prekären Bedingungen arbeiten.

Die sozialen Probleme, die die Proteste im Oktober ausgelöst hatten, werden durch die Corona-Krise noch mehr verschärft. Die Regierung hat ein Gesetzesdekret erlassen, das Unternehmen erlaubt, die Verträge der Angestellten zu suspendieren und ihnen keinen Lohn zu bezahlen. Die Arbeitslosigkeit liegt auf dem höchsten Wert der letzten zehn Jahre. Hinzu kommt, dass ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung in Chile im informellen Sektor arbeitet, also gar keinen Vertrag hat. Viele Menschen haben deshalb jetzt keinerlei Einkommen. Aber anstelle von Unterstützung schickt die Regierung Repression.

 

 

Der Film entstand ohne Finanzierung von dritter Seite.

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