Literatur und Kunst

Buch Cola di Renzi05.11.2021: Zum Engelsjahr 2020/2021 der Stadt Wuppertal weist Uwe Polikeit auf das interessante Buch der Autoren Friedrich Engels und Dirk Krüger "Cola di Rienzi. Ein Trauerspiel" hin. Eine gekürzte Fassung für das Theater wird am 21.November im Theater am Engelsgarten als Szenische Lesung aufgeführt.

 

 

 

Zum Engelsjahr 2020/2021 der Stadt Wuppertal ist auf eine historisch-literarische Sensation hinzuweisen. Das empfehlenswerte interessante Buch der Autoren Friedrich Engels und Dirk Krüger:

Cola di Rienzi
Ein Trauerspiel
Zeit, Leben, Wirken, Kampf und Tod des Botschafters der Frührenaissance

ist in einem Wuppertaler Verlag erschienen.

Die abenteuerliche Frühzeit der Renaissance wird in Texten von Friedrich Engels und Dirk Krüger zu Zeit und Leben Cola di Rienzis geschildert.
Rienzi war eine überragende Persönlichkeit dieser Zeit - Zeitgenosse der großen Poeten Dante, Petrarca und Boccaccio. Sein Kampf gegen den Adel, für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden, für die Rechte des Volkes, für die Einheit Italiens sowie sein tragischer Tod waren zu Lebzeiten von Friedrich Engels unvergessen und sind es bis heute geblieben. Das Volk verlieh Cola den Ehrentitel "Consul der Waisen, Witwen und Armen".

Uraufführung der gekürzten Theaterfassung am 21.11.2021 im Theater am Engelsgarten, Wuppertal. Präsentiert als Szenische Lesung.

Das Buch:

I.

1840 schrieb der zwanzigjährige Friedrich Engels in Bremen in zwei regnerischen Novembernächten für einen Freund aus dem Barmer Lesekränzchen ein Libretto für eine Oper. Man hatte gehört, Wagner sitze an einer Oper zu dem "Tribuno del Popolo Romano" Cola di Rienzi, einem Gastwirtssohn der Frührenaissance, einem Kämpfer für wahre Volksherrschaft, Frieden, Freiheit, ein Freund des großen Poeten Petrarca, der ihn in seinem Kampf unterstützte.

Engels‘ Freund aus Barmen wollte also auch eine Oper zu Rienzi komponieren. Das Thema um Cola di Rienzi und sein Kampf gegen den römischen Adel war in diesen Jahren politisch en vogue, - viele Theaterstücke und wissenschaftliche Arbeiten entstanden in dieser Zeit - denn der europäische Adel hatte nach der Niederlage von Napoleon 1815 wieder die Macht übernommen. Die Reaktion triumphierte und wütete gegen alle Demokraten – wie im 14. Jahrhundert in Rom!

Dann passierte das: Engels wurde mit dem Libretto nicht fertig, es blieb ein Fragment, es war unbrauchbar für eine Oper. Er verlor die Lust, daran weiterzuarbeiten und gab es einem Freund aus dem Lesekränzchen mit, der ihn in Bremen besuchte. Der nahm es mit nach Barmen. Aber der Auftraggeber hatte inzwischen auch die Lust an dem Opern-Projekt verloren. So verschwand das Libretto in einem Archiv – bis es 1974 zufällig vom damaligen Leiter des Engels-Hauses, Dr. Michael Knieriem, entdeckt, transkribiert und veröffentlicht wurde. Alle großen Zeitungen Spiegel, Zeit, FAZ, FR, SZ u.a. berichteten über den Fund. Danach gab es immer wieder erfolglose Versuche, das Fragment auf die Bühne zu bringen. Es wurde still um den Text.

II.

Der Wuppertaler Förderverein Historisches Zentrum wagte einen erneuten Versuch, den Text von Engels als Beitrag des Fördervereins zum Engelsjahr der Stadt auf die Bühne zu bringen. Er folgte dem Rat von Theaterfachleuten, den Text von Engels substanziell zu erweitern. Er beauftragte den Literaturwissenschaftler Dirk Krüger mit dieser Aufgabe.Cola di Renzi Theater

Dirk Krüger präsentierte nach umfangreichen historischen Studien das Typoskript zu einem Buch. Der Förderverein finanzierte die Buchveröffentlichung im Wuppertaler NordPark Verlag und gab eine gekürzte Fassung für eine Präsentation auf der Bühne in Auftrag. Auch die wurde von Krüger realisiert und wird am 21. November 2021 als Szenische Lesung im Wuppertaler Theater am Engelsgarten uraufgeführt. Karten können reserviert werden unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

III.

Der Inhalt des außerordentlich interessanten Buches kann folgendermaßen zusammengefasst werden. Zu seinem 20. Geburtstag (28. November 1840) hat Engels in den Ratskeller im Bremen die Poeten Petrarca, Edward Bulwer-Lytton und George Byron eingeladen. Es kommt damit zu einer "sonderbaren Begegnung". Auf ihre Fragen erklärt ihnen Engels sein Missgeschick mit dem Libretto für eine Cola di Rienzi Oper, das sein Freund aus dem Barmer Lesekränzchen bei ihn bestellt hat und die Gründe, warum in dieser Zeit viele literarische und wissenschaftliche Werke zu Cola di Rienzi nicht nur in Deutschland entstanden. Petrarca, Bulwer und Byron verweisen im Gegenzug auf ihre historischen, literarischen und teilweise auch persönlichen Beziehungen zu Cola di Rienzi und rezitieren aus ihren entsprechenden Werken.

"In diesem Trauerspiel, das verschiedene berühmte Menschen, die sich in Wirklichkeit nie begegnet sind und sich nie begegnen konnten, treffen sich Fiktion und Dokumentation."
Dirk Krüger

Auf ihre drängende Frage, warum Engels sie zu seinem Geburtstag eingeladen habe, antwortet er mit einer Bitte. Er bittet die drei Poeten darum, seinen ungenügenden Cola di Rienzi-Text bühnenreif zu erweitern. Die drei Poeten willigen ohne Zögern mit dem Versprechen ein, den Text von Engels zu übernehmen ohne auch nur ein einziges Wort zu streichen.
Damit macht man sich an die Arbeit.

Man wählt die dramatische Textanordnung, denn sie ist durch den Text von Engels vorgegeben und fügt für erforderliche Erklärungen einen Moderator ein.

Dem Prolog und einem historischen Vorspiel folgt eine gewissenhafte und außerordentlich spannende und ergreifende Schilderung des Lebens von Cola di Rienzi, der von 1313 bis 1354 lebte.

Cola di RenziEr besucht die Schule im Anagni und macht dort die Bekanntschaft mit der römischen Geschichte und der lateinischen Sprache. Nach der Rückkehr macht er in Rom eine Ausbildung zum Notar und wird Mitglied in der Freiheitsbewegung der Popularen. Damit bestimmen die folgenden sozialen und politischen Ziele sein Leben: Kampf gegen den verbrecherischen römischen Adel, für wahre Volksherrschaft und Freiheit, gegen die Armut und für soziale Gerechtigkeit, für die Einheit des zersplitterten Italiens und die Rückkehr der Papstes aus Avignon nach Rom.

Die Popularen entsenden ihn mit diesen Vorstellungen nach Avignon, um die Unterstützung des Papstes zu gewinnen. Dort erlebt er das sündige, verkommene Leben der Geistlichkeit. Er erringt die Freundschaft und Unterstützung des Poeten Petrarca. Die anfängliche Zuneigung des Papstes Clemens VI kühlt durch das Wirken einer römischen Adelsdelegation in Avignon ab. Er fällt in einen lebensbedrohenden Zustand. Der Einsatz Petrarcas rettet ihn und der Papst ernennt Cola di Rienzi zum Notar der römischen Senatorenkammer.

Nach vier Jahren kehrt er aus Avignon nach Rom zurück. Nach mehreren militärischen Auseinandersetzungen mit dem Adel gelingt den Popularen die Machtergreifung im Rom. Cola di Rienzi wird Tribun, schreckt aber davor zurück, den Adel endgültig zu besiegen und zu vernichten. Die ständigen Auseinandersetzungen mit dem Adel ermüden die Popularen und die Menschen in Rom. Cola di Rienzi beschließt angesichts dieser Situation, Rom zu verlassen.

Er begibt sich zu Mönchen in einem Kloster. Dadurch überlebt er die Pest, die in diesen Jahren in Italien und vielen Ländern Europas tobt. Auf drängen der Mönche, versucht er in Prag Kaiser Karl iV.dazu zu bewegen, militärisch in Rom den Adel zu besiegen und ihre Herrschaft zu beenden. Der lehnt ab, sperrt Rienzi stattdessen ein und liefert ihn später nach Avignon zur Inquisition aus. Der Nachfolger von Papst Clemens VI. schickt Cola di Rienzi überraschend als Senator nach Rom zurück, weil er sich daraus "Vorteile für die Kirche" erhofft.

Der herzlichen und triumphalen Rückkehr folgt die Gewissheit, dass der Adel weiter an Cola di Rienzis Untergang und Tod arbeitet. Man verzichtet aber auf weitere militärische Auseinandersetzungen. Das Volk soll sich gegen ihn erheben. Dazu verbreitet man Lügen und Gerüchte über Cola di Rienzis Lebenswandel. Als dieser gezwungenermaßen die Steuern erhöhen will, um die Milizen zu entlohnen und dadurch die Armut des Volkes verstärkt, kommt es zur Erhebung des Volkes, der von dem Populisten Battista angeheizt wird.

Damit beginnt der Text von Friedrich Engels.

Cola dieRenzi Friedrich Engels

Vor dem Kapitol protestieren die Menschen. Die Tochter der adeligen Familie Stefano Colonna, Camilla, liebt den militärisch starken Räuber Montreal. Er besucht sie heimlich. Es kommt zu einem starken Liebesduett. Montreal hat aber zunächst Cola di Rienzi seine militärische Unterstützung in Kampf gegen den Adel zugesagt.

Bei einem Treffen zwischen Montreal, Camilla und ihrem Vater Stefano bricht Montreal sein Versprechen gegenüber Cola di Rienzi und stellt sich auf die Seite des Adels. Damit gewinnt er Camilla als seine Frau. Spitzel informieren Cola di Rienzi über diesen Verrat. Es ist Montreals Todesurteil. Auf einer Siegesfeier wird er verhaftet. Das Todesurteil wird sofort vollstreckt.

Bei einem weiteren Protest auf dem Platz vor dem Kapitol stürmt Camilla Colonna in die Menge und fordert aufgebracht Rache für ihren ermordeten Geliebten Montreal. Das Volk folgt ihr und fordert den Tod von Cola di Rienzi. Der stellt sich dem wütenden Volk, versucht zu erklären. Nina, seine Frau fordert Milde. Das Volk lehnt ab.

Am Tag danach zieht Rienzi in einem Monolog eine Bilanz seines Lebens. Da tritt Nina, seine Frau an seine Seite. Sie fordert eine Erklärung zu den Protesten und fordert ihn auf, mit ihr aus Rom zu fliehen, was er fest und entschlossen ablehnt. Der Text von Engels endet an dieser Stell. Er beendet seinen Text mit einem Duett von Cola di Rienzi und Nina so:

"So gehen wir denn mit heiterm Blick
Einander haltend fest umschlungen
Von treuer Liebesglut durchdrungen
Entgegen jeglichem Geschick!
Und drohte draußen uns der Tod
Und droht‘ uns Schwert und Dolch und Flammen,
So trifft vereint uns und zusammen
Doch jedes Glück und jede Noth!"

Danach greifen wieder die drei Poeten in das Geschehen ein und schildert das Ende so:
Am 8. Oktober 1354 kommt es wieder zu gewaltsamen Protesten. Nina bleibt im Kapitol. Cola di Rienzi mischt sich verkleidet unter das protestierende Volk. Als er die Arme zum Protest hebt wird ein breiter Goldreif an seinem Handgelenk sichtbar. Er wird erkannt und zur Hinrichtungsstelle geschleppt und ermordet. Die genauen Umstände werden durch Bulwer mit einem längeren Zitat aus seinem Buch geschildert.

Informationen zum reich bebilderten Buch:

Buch Cola di RenziFriedrich Engels
Dirk Krüger

Cola di Rienzi
Ein Trauerspiel

Zeit, Leben, Wirken, Kampf und Tod des Botschafters der Frührenaissance und Zeitgenosse der großen Poeten Dante, Petrarca und Boccaccio

NordPark Verlag Wuppertal, 2021
Das Buch kostet 10,-- Euro

Es kann bezogen werden für 10,-- Euro plus 2,-- Euro Porto bei
Dr. Dirk Krüger, Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Ein Beitrag des Fördervereins Historischen Zentrum zum Engelsjahr der Stadt Wuppertal 2020/2021