Der Kommentar

gebhard_hofner_sw29.11.2012: Seit dem Sommer ist insbesondere bei Automobilzulieferern die Auslastung der Produktion rückläufig. In etlichen Betrieben ist seit mehreren Monaten Kurzarbeit angesagt. In der IG Metall ist die Diskussion über Beschäftigungssicherung erst am Anlaufen. In einem Interview in der Welt fordert der Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, die dauerhafte gesetzliche Verlängerung der Kurzarbeit, die derzeit auf sechs Monate begrenzt ist.

Unstrittig ist es, dass auch durch die verlängerte Kurzarbeit in der Krise 2008 ff. Entlassungen vermieden wurden. Aus dieser Erfahrung heraus gibt es wieder vermehrt Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung zur Sicherung von Arbeitsplätzen, schließlich ist Kurzarbeit nichts anderes als (vorübergehende) Arbeitszeitverkürzung, und das sogar zumindest teilweise mit Lohnausgleich. Insbesondere in Südeuropa wird die Forderung nach einer gesetzlichen 35-Stundenwoche wie in Frankreich aufgestellt.

Klar ist aber auch, dass der Lohnausgleich für Arbeitszeitverkürzung nicht aus den Sozialkassen finanziert werden darf, da dies nur zur Entlastung der Unternehmen führen würde. Die Auslastungsprobleme der Automobilzulieferer sind Folge der extremen Exportabhängigkeit der deutschen Automobilindustrie. Mit der Austeritätspolitik der EU und der Regierungen in Südeuropa wurde und wird die Massenkaufkraft auf ein Minimum reduziert. Die 50 Prozent arbeitslosen Jugendlichen und die 25 Prozent arbeitslosen Erwachsenen in Spanien werden sich keine neuen Autos kaufen können, der Absatz von Neufahrzeugen wird in diesen Ländern weiter einbrechen.

Ich teile nicht die Auffassung von Berthold Huber, dass die Gewerkschaften in diesen Ländern dafür mitverantwortlich seien. Ich möchte mir nicht die Krokodilstränen vorstellen, wenn Hubers Empfehlung für Griechenland umgesetzt würde: „Die Aufgabe auch der Gewerkschaften dort wäre gewesen, dieser korrupten Clique, die an der Spitze ist, den Garaus zu machen.“ Zustimmen muss ich ihm allerdings bei der Beschreibung, dass die Nutznießer der deutschen Exportorientierung die deutschen Konzerne sind. Ich denke, wir sollten in unserer Gewerkschaft darüber nachdenken, wie beispielsweise die Automobilkonzerne Arbeitszeitverkürzung bei den scheinselbständigen, ausgequetschten Zulieferbetrieben mitfinanzieren könnten. Eine Losung könnte daher sein:

Mit Arbeitszeitverkürzung der Krise begegnen! Die Konzerne sollen zahlen!

Gastkolumne von Gebhard Hofner (aus der UZ vom 30.11.12)