Europa

Moria2 0 unter Wasser 2020 10 1316.10.2020: "No more Moria" hat die EU-Kommission versprochen, aber spätestens nach den ersten Herbststürmen ist klar, dass es ein neues Moria gibt ++ "Schaut dieses Video, leitet es weiter", twittert Erik Marquardt ++ Seebrücke: diese Zustände sind politisch gewollt

 

 

Anfang September brannte das überfüllte Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos ab. Nun ist das neu errichtete Lager Moria 2.0 zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage überflutet worden. Das Lager versinkt im Schlamm, ganze Zeltreihen wurden geflutet, Wasser strömt unter den Planen durch, wenige Meter weiter das Meer und die permanent drohende Gefahr einer Flut. Mehr als 7.000 Geflüchtete leben laut UN-Flüchtlingshilfswerk dort, die Hälfte sind Frauen und Kinder.

Der EU zufolge ist das Lager provisorisch; eine Arbeitsgruppe aus EU-Kommission und griechischen Behörden arbeite an "besseren Unterkünften". Doch diese "besseren Unterkünfte" sollen, wenn überhaupt, erst im Sommer 2021 kommen.

Marie von Manteuffel von »Ärzte ohne Grenzen« sagt zu Monitor: "Die Situation im Camp ist völlig katastrophal. 7.600 Menschen sind in Zelten untergebracht, die überhaupt nicht winterfest sind. Den Menschen geht es genau so dreckig wie vor Wochen. Diese Menschen müssen dort weg. Sie müssen auf das Festland gebracht werden. Sie müssen auf andere europäische Mitgliedsstaaten verteilt werden. Sie müssen irgendwo untergebracht werden, wo sie menschenwürdig sein können."

Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk fordert dringend eine Lösung, bevor der Winter einbricht.

Der Europaabgeordnete der Grünen, Erik Marquardt, drehte am 13. Oktober dieses Video im Flüchtlingscamp. Er schreibt auf Twitter: "Schaut dieses Video, leitet es weiter. Eigentlich braucht es keine weiteren Kommentare. Es ist so unwürdig. Und viel zu wenige kriegen es mit. #leavenoonebehind."

   
  Quelle: https://twitter.com/ErikMarquardt/status/1315994264296448000  

 

Seebrücke: diese Zustände sind politisch gewollt

"Die katastrophalen Zustände im neuen Lager kommen nicht unerwartet oder überraschend. Wirklich jedem muss klar gewesen sein, was bei Regen, Sturm und Hochwasser passiert. Doch diese Zustände sind politisch gewollt, sie sind Teil vom System aus Abschreckung, Ausgrenzung und Kontrolle. menschenwürdige Unterbringung schutzsuchender Menschen wird es in diesen Lagern nicht geben. Deshalb gehört das EU-Hotspotsystem verworfen. Die Lager auf den ägäischen Inseln müssen schnellstmöglich evakuiert und geschlossen werden", schreibt Seebrücke zu dieser humanitären Katastrophe.