30.03.2018: Es gibt viele Gründe, nicht in der Türkei Urlaub zu machen ++ Tourismus ist wichtige Einnahmequelle für die Finanzierung des Krieges ++ Komitee für Außenbeziehungen des Dachverbandes der kurdischen Befreiungsbewegung KCK ruft auf: Macht keinen Urlaub in dieser Türkei!
Es gibt viele Gründe, nicht in der Türkei Urlaub zu machen: Tausende Oppositionelle sitzen in Gefängnissen; Rechtsanwälte, Menschenrechtsaktivist*innen, Journalist*innen, Parlamentarier*innen sind zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt; türkisches Militär zerstörte viele Städte in Nordkurdistan/Türkei; gewählte kurdische Bürgermeister sind abgesetzt und durch türkische Verwalter ersetzt ; … . Und nicht zuletzt hat das Nato-Land Türkei in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg den Kanton Afrin in Nordsyrien überfallen, die Zivilbevölkerung bombardiert und Hunderttausende in die Flucht getrieben. Jetzt marodieren türkische Soldaten und ihre dschihadistischen Verbündeten in Afrin, plündern, foltern und vergewaltigen.
Für Ex- Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) kein Grund, nicht Urlaub in der Türkei zu machen. Denn die Deutschen ließen sich ohnehin nur für eine begrenzte Zeit von Reisen in die Türkei abhalten, sagte Gabriel seinem »Freund«, dem türkischen Außenminister Çavuşoğlu, Anfang März auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. "Die Türkei ist – das kann ich Ihnen aus eigener Anschauung sagen – eines der schönsten Länder der Erde", setzte Gabriel hinzu. Er selbst habe schon mehrfach Urlaub in der Türkei gemacht.
Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu setzt sich dafür ein, dass die Reisewarnungen für deutsche Türkei-Urlauber*innen aufgehoben werden. Denn die Einnahmen aus dem Tourismus sind ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Macht keinen Urlaub in dieser Türkei!
Aus diesem Grund ruft das Komitee für Außenbeziehungen des Dachverbandes der kurdischen Befreiungsbewegung KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans/Komela Ciwakên Kurdistan) auf: Macht keinen Urlaub in dieser Türkei!
"Es ist sehr wichtig, dass der Boykott im Bereich des Tourismus effektiv und breit vorgenommen wird, weil die Türkei einen großen Teil der Ausgaben des faschistischen Krieges mit den Einnahmen aus dem Tourismussektor begleicht. Es ist außerordentlich wichtig, diesen Bereich als einen bedeutungsvollen spezifischen Kampf zu betrachten", heißt es in einer Erklärung des KCK.
In der Erklärung heißt es unter anderem:
"Das faschistische AKP-MHP-Ergenekon-Bündnis führt einen genozidalen Krieg in Kurdistan. Um diesen Krieg zu finanzieren, tätigt das faschistische Bündnis sehr viele Ausgaben. Diese Ausgaben werden aus zwei wesentlichen Quellen finanziert.
Die erste ökonomische Säule des faschistischen Kriegs umfasst die Produktion in der Industrie und im Handel, die die Nachfrage im Inneren und den Export ins Ausland deckt. Diese ökonomische Basis ist in der Hand weniger türkischer Eliten, die eine Schicksalsgemeinschaft mit dem faschistischen Regime eingegangen sind, um große Profite im Krieg zu erwirtschaften. Die zweite Säule ist die neoliberale Plünderung gesellschaftlicher und staatlicher Ressourcen, um internationales Kapital und Auslandsinvestitionen anzuziehen."
Das Komitee der KCK stellt fest, dass die in der Türkei produzierten Güter in allen Teilen Kurdistans abgesetzt werden. "Der türkische Staat finanziert den Krieg gegen die Kurden mit den Einnahmen und Gewinnen, die er durch seine Waren, die in Kurdistan konsumiert werden, erzielt. Insbesondere in der Textil- und Lebensmittelindustrie werden die meisten Güter in Kurdistan abgesetzt. Mit diesen Einnahmen werden Waffen und Munition von anderen Staaten eingekauft, die dann gegen kurdische Kinder, Frauen und Jugendliche eingesetzt werden. Auch die Ausbeutung und der günstige Einkauf der natürlichen Ressourcen Kurdistans, insbesondere in Südkurdistan, spielt in der Kriegsfinanzierung eine zentrale Rolle. Kurz: Der gestern in Sur, Cîzre, Nisêbîn, Şirnex, Şengal, Kerkuk und Kobanê, und heute in Efrîn geführte kurdenfeindliche Krieg und die dabei zum Einsatz kommenden Waffen und die Munition werden mit Geldern bezahlt, die der Konsum der Kurdinnen und Kurden und die Ressourcen Kurdistans erwirtschaftet."
Die türkische Wirtschaft sollte boykottiert werden
Deshalb ruft das Komitee der KCK die Kurd*innen auf, die türkische Ökonomie durch Boykott zu schwächen.
"Der größte Schlag, der der Kriegsökonomie versetzt werden kann, ist der Boykott industrieller Produktionsgüter, insbesondere Lebensmittel und Güter des Bau- und Textilgewerbes, die von dem kolonialistischem türkischen Regime und neoliberalen Unternehmen abgesetzt und exportiert werden. Der Boykott jeder einzelnen türkischen Ware, insbesondere durch die Kurden und in Kurdistan, wird die Kriegsökonomie der Türkei schwächen. Eine solche organisatorische Orientierung und die Boykott-Aktionen könnten die bereits wackelnde türkische Wirtschaft durch eine Kettenreaktion zum Einsturz bringen. Auch die Vermeidung der türkischen Banken und Kreditinstitute sowie die Unterlassung von Handelspartnerschaften mit türkischen Unternehmen, werden ähnliche Resultate hervorrufen. Der Boykott sollte nicht nur auf türkische Unternehmen und den türkischen Staates begrenzt bleiben, sondern auch die Produkte ihrer Partnerunternehmen umfassen. Sobald die ausländischen Unternehmen bemerken, dass sie unter den Geschäftsbeziehungen zu türkischen Unternehmen und zum türkischen Staat leiden, werden sie ihre Geschäfte überdenken."
Boykott auch in Europa
Das Komitee der KCK ruft dazu auf, dass der Boykott nicht nur von den Kurd*innen, sondern auch im Ausland vorgenommen und koordiniert werden sollte:
"An dem Boykott sollten sich nicht nur die Kurd*innen und ihre Nachbarvölker beteiligen, sondern auch die demokratischen und fortschrittlichen europäischen Freunde der Kurden. Dies hat eine hohe Bedeutung, da die Erdoğan-Regierung durch ihre Beziehungen zum IS, der al-Nusra und al-Qaida oder anderen salafistischen Gruppen nicht nur die Verantwortung für die Massaker im Nahen Osten trägt, sondern auch für zahlreiche Anschläge und Massaker in europäischen Städten verantwortlich ist. Aus diesem Grund gehen alle jene, die sich am Boykott beteiligen, nicht nur gegen diese Banden vor, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen, sondern sie verteidigen mit dem Boykott zugleich auch die Menschheit.
Es ist sehr wichtig, dass der Boykott im Bereich des Tourismus effektiv und breit vorgenommen wird, weil die Türkei einen großen Teil der Ausgaben des faschistischen Krieges mit den Einnahmen aus dem Tourismussektor begleicht. Es ist außerordentlich wichtig, diesen Bereich als einen bedeutungsvollen spezifischen Kampf zu betrachten.
Die Kurd*innen und ihre Freunde verfügen über die Möglichkeit, durch den Boykott türkischer Waren und des Tourismus in der Türkei, der Kriegsfinanzierung einen herben Schlag zu versetzen. Hier werden Millionen Menschen angesprochen, die durch ihr Konsumverhalten dem faschistischen Regime große Verluste verpassen können. Es kommt auf jeden einzelnen Einkauf an. Wenn die Aktionen sowohl in Kurdistan als auch im Ausland koordiniert und organisiert ablaufen, werden sie große Effizienz haben.
In diesem Sinne und aus den dargelegten Gründen rufen wir als KCK die Menschen in allen Teilen Kurdistans, die Nachbarvölker und die Freunde des kurdischen Volkes im Ausland dazu auf, die Konsumgüter aus der Türkei zu boykottieren und keinen Urlaub in der Türkei zu machen. Wir laden unser Volk und unsere Freunde dazu ein, einen entsprechenden Boykott und Aktionen diesbezüglich zu organisieren."
Quelle: https://anfdeutsch.com
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