09.05.2015: Mit Interesse und Neugier reagierten Menschen in Würzburg auf die vielen weißen Bänder an Ampeln, Brücken und Laternen, die seit Freitag-Nachmittag in der Stadt zu finden sind. Dabei handelt es sich um eine Aktion der asylpolitischen Gruppe "Mehr als 16a", die auf die Opfer der menschenverachtenden Asylpolitik der EU aufmerksam machen will. „Als symbolisches Zeichen für die Todesopfer binden wir weiße Bänder an Laternen, Pfosten und Bäume im Innenstadtbereich von Würzburg“, sagt Elena Hirsch stellvertretend für die Gruppe. „Die Bänder sollen sichtbare und bleibende Zeichen von Betroffenheit sein. Sie sind ein Mahnmal für die Opfer der Festung Europa. Ein Mahnmal, dass uns, die Bewohner_innen dieser Festung, daran erinnern soll, dass tatenlos zuschauen keine Option ist.“
„Jede_r ist dazu eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen! In vielen Cafés und Geschäften in der Innenstadt sind Schuhkartons mit weißen Bändern zu finden. Die Leute können sich an diesen Orten weiße Bänder abholen, sie mitnehmen und auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen an Laternen oder Ampeln knoten!“ so Elena weiter. Bis jetzt haben sich schon zahlreiche Menschen an der Aktion beteiligt. Es gibt kein „offizielles“ Ende der Aktion. Vielmehr soll und kann die Aktion in den nächsten Wochen und Monaten von Einzelpersonen immer weiter getragen werden.
Allein in den ersten Monaten des Jahres 2015 ertranken bisher über 1600 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Toten mehr als verzehnfacht. Die Seegrenze zwischen Nordafrika und Europa ist die mit Abstand tödlichste Grenze der Welt. Von allen weltweiten Todesopfern unter Migrant_innen starben 75 Prozent an der Mittelmeergrenze.
Elena Hirsch merkt dazu an: „Es gibt keine legale Möglichkeit für Geflüchtete nach Europa zu kommen. Die Abschottungspolitik der EU bietet damit den idealen Nährboden für das so diskreditierte Schlepperunwesen. Erst die Abschottung Europas macht dieses Schleppergeschäft möglich. Nicht die Schleuser, sondern die Architekt_innen der Festung Europa haben den Tod der vielen Tausend Menschen zu verantworten!“
Um das Sterben an der EU-Außengrenze zu beenden, muss die Abschottungspolitik, die auf immer mehr Überwachung und noch mehr Stacheldraht setzt, beendet werden. Denn diese Politik ist tödlich. Der Tod von Geflüchteten wird von der EU-Politik zur Abschreckung anderer Geflüchteter in Kauf genommen.
„Für uns, als Bewohner_innen dieser Festung ist es einfacher weg zusehen, unserem Alltag weiter nachzugehen, ohne über das Sterben an den Festungsmauern nachzudenken. Aber es muss sich etwas ändern! “ sagt Elena Hirsch.
Wir, die asylpolitische Gruppe "Mehr als 16a" fordern einen Politikwechsel hin zu Offenheit und Solidarität. Eine Solidarität, die Grenzen überschreitet und keinen Unterschied zwischen Menschen macht - ganz gleich, welcher Nationalität und Herkunft.
Konkret heißt das für uns: Wir fordern legale und sichere Einreisemöglichkeiten für Flüchtende! Wir fordern sichere Fährverbindungen für Flüchtende über das Mittelmeer! Wir fordern das Ende der unmenschlichen Abschottungspolitik! Wir fordern den sofortigen Stopp der Kriminalisierung von Migration!
Die Gruppe hofft mit ihrer Aktion möglichst viele Würzburger_innen zu erreichen und so in den Köpfen der Menschen die Erinnerung an die Mauertoten der Festung Europa lebendig zu halten!
Dazu Elena Hirsch abschließend: "Wenn die politischen Eliten in Europa versagen, ist es einmal mehr die Pflicht der (europäischen) Zivilgesellschaft, das demokratische Antlitz der EU zu wahren, Druck von unten aufzubauen und für eine menschenwürdige Asylpolitik zu kämpfen!"
Quelle: Pressemitteilung der Gruppe „Mehr als 16a - Asylpolitische Diskussion und Aktion“