31.01.2015: „¡Sí, se puede! Ja, man kann!” „Erst Athen und jetzt Madrid!” Aus Hunderttausenden Kehlen schallten heute diese Rufe immer wieder über die Puerta del Sol in Madrid. PODEMOS (Wir können) hatte zum „Marsch der Veränderung“ aufgerufen. „Ihr seid die Kraft der Veränderung. Das Jahr 2015 wird zum Jahr des Wechsels”, rief Pablos Iglesias seinen Anhängern zu. Symbolträchtig auch das gemeinsam gesungene Lied zum Abschluss „¡Cambia! Todo Cambia! von Mercedes Sosa.
Im Herbst findet in Spanien die Parlamentswahl statt. Und PODEMOS macht sich bereit für die Regierungsübernahme. Beflügelt durch den Wahlerfolg von SYRIZA hatte PODEMOS zum „Marsch der Veränderung“ nach Madrid aufgerufen. Hundertausende folgten dem Aufruf und demonstrierten durch die Straßen Madrids auf den zentralen Platz Puerta del Sol, wo die Abschlusskundgebung stattfand.
Im Aufruf heißt es: „Das Jahr 2015 wird das Jahr der Veränderung, der Erholung der Demokratie und der Schaffung von Institutionen im Dienst der Menschen. Das wird nicht leicht, aber wir haben schon gesehen, dass es möglich ist. Jetzt müssen wir auf der Höhe dieses historischen Moments sein: Arbeiten ohne Pause, mit Verpflichtung und Verantwortlichkeit, Ehrlichkeit und Allen die Hand reichend, die fehlen. Das Ziel ist, einen neuen Vertrag aufzubauen, eine neue Mehrheit der BürgerInnen für die Volkssouveränität, den Anstand und den politischen Wechsel.“
Neben „Ja, man kann!“, „Vereint können wir“ und „El pueblo unido“ war vor allem „tick, tack“ eine der meistgerufenen Parolen, ein Bezug auf die ablaufende Zeit von Regierungschef und Skandalpolitiker Mariano Rajoy und die begonnene „Zeit der Veränderung“. Auf den Transparenten waren Forderung nach einem umfassenden öffentlichen Gesundheitswesen und sicheren öffentlichen Sozialsystemen: „Universelle Basisrente! – Ja, man kann!“ Unzählige Fahnen der Republik wehten neben denen der Regionen wie Andalusien, Baskenland, Katalonien oder Galizien, dazu die roten Fahnen oder Fahnen mit dem roten Stern der Linken. Und natürlich über all die violetten Fahnen und Transparente von PODEMOS.
Gegen 13 Uhr ist die Puerta del Sol total überfüllt. Luis Alegre, verantwortlicher Sekretär für die interne Partizipation bei PODEMOS, spricht die Tausenden Jugendlichen an, die im Exil sind, weil sie selbst die prekäre Beschäftigung in Spanien verloren haben, weil sie ihre Wohnung verloren haben. In Spanien wurden durch die Austeritätspolitik und das korrupte politische System nicht nur das Lachen, sondern auch das Leben geraubt. Aber jetzt seien auch diese Jugendlichen wieder voller Freude und Zuversicht: „Wir lachen, weil wir gewinnen werden!“
Carolina Bescansa, PODEMOS-Sekretärin für politische Analyse, erinnert an die Symbolik dieses Platzes. Hier auf der Puerta del Sol wurde von den „Empörten“ vor drei Jahren die Bewegung 15-M gegründet – ohne die es PODEMOS nicht geben würde.
Um 14:20 beginnt der Generalsekretär von PODEMOS, Pablo Iglesias, mit seiner Rede. Nachdem er die ersten Maßnahmen der neuen Regierung in Athen aufgezählt hat, stellt er die rhetorische Frage: „Wer sagte, dass man nicht kann? Wer sagte, dass eine Regierung die Dinge nicht verändern kann? In Griechenland haben sie in sechs Tagen mehr gemacht, als andere Regierungen in Jahren.“
„Wir haben die Puerta del Sol gefüllt, um unseren Traum zu erfüllen. Dieses Jahr ist das Jahr der Veränderung und wir werden die Wahl gewinnen“, rief Igelsias. Mit „Ja, man kann! Der Moment ist jetzt! rief er den begeisterten Jubel der Menschen hervor. „Wir sind nicht hier, um zu protestieren, sondern weil wir unsere Träume ernst nehmen. Die SpanierInnen wollen die Veränderung, den Wechsel zu einem besseren Land.“, betonte er und zeigte sich überzeugt, dass „Gleichheit und Freiheit“ über den „Totalitarismus der Finanzen“ siegen werden.
Das Problem sei nicht die schlechte Regierung, so Iglesias, sondern ein Modell, wo der Staat gegen die Gesellschaft arbeitet - für eine Minderheit, die in die eigenen Taschen wirtschaftet. Die Austerität hat das Land gespalten, in die „die daran verdienen und diejenigen die ärmer sind als zuvor - in die da Oben und die Unten.“
Widerstand müsse geleistet werden gegen die Umwandlung der Kultur in eine Kultur des Marktes; Würde und Solidarität müssen verteidigt werden. „Unser Land ist keine Marke, unser Land, das sind die Menschen - no se vende!“ (Sie verkaufen sich nicht!), rief Iglesias.
Und weiter: "Wenn die Unten nicht mehr so wollen und die Oben nicht mehr können, eröffnet sich die Möglichkeit des Wechsels. Vorwärts zur Demokratie! Demokratie ist die Möglichkeit zur Veränderung. Jetzt ist der Moment der Veränderung für eine bessere Zukunft. 2015 wird das Jahr des Wechsels! - Unidad popular - Wir können siegen!“
Zum Abschluss sangen die Hundertausende gemeinsam das Lied von Mercedes Sosa „Cambia! Todo Cambia!”
Die Sorge von Merkel, Schäuble, Juncker und Co., dass der Funke von Athen auf andere Länder überspringen könnte, scheint berechtigt zu sein.
siehe auch