Wirtschaft

ratgeber jobcenter pinneberg25.07.2013: Leben mit Hartz macht glücklich. Zu dieser Auffassung müssen die Leser des comicartig gestalteten Ratgebers des Jobcenters im südholsteinischen Pinneberg kommen. Das rund 100 Seiten starke Heft zeigt am Beispiel der fiktiven vierköpfigen Familie Fischer nicht nur, wie man die karge Stütze vom Amt erhält und wie man mit ihr über die Runden kommt -  nein, es zeigt auch, welche neuen Lebenerfahrungen man als Hartz IV-Bezieher sammeln kann.

Willkommen in der schönen neuen Welt der Hartzer! Durchblättert man als Unbeteilgter den Comic, so entwickelt man unwillkürlich fast so etwas wie Neid, nicht zu diesem Personenkreis dazu zu gehören, bei so vielen aktiven und  frohgelaunt dreinblickenden Personen, die das Heft bevölkern. Und auftretende Probleme werden natürlich schnell und unkompliziert gelöst: So verlangt das Jobcenter zwar von den Fischers, in eine kleinere Wohnung umzuziehen – aber kein Problem: Mama Sylvia "streicht für ihr Leben gern", und Papa Kurt freut sich auch, denn die neue Wohnung ist zwar kleiner, hat aber einen Garten: "Ich wollte ja schon immer eigenes Gemüse anbauen."

Als die Familie beschließt, beim Essen zumindest vorübergehend auf Fleisch zu verzichten, um Geld zu sparen, freut sich die Tochter: "Ich will sowieso Vegetarierin werden." Na prima – ohne Hartz IV hätte das wohl nicht so schnell geklappt. Und auch das öde ziellose Rumgesurfe im Internet hat ein Ende. Aktives Handeln im Internet ist angesagt. So verkaufen die Fischers einfach zwei elf Jahre alte Möbelstücke für 350 Euro. Die passten ohnehin nicht mehr in die kleinere Wohnung rein. Der Erlös der Auktion ist zudem "unschädlich", d.h. er wird nicht einmal auf die Bezüge angerechnet. Und sollten doch Lücken in der Wohnung entstanden sein, kann man diese dann mit Trödel aus einem Sozialkaufhaus auffüllen. Ein paar Adressen werden da praktischerweise in der Broschüre gleich mitgeliefert.

Und die Sparfüchse vom Pinneberger Jobcenter haben weitere innovative Vorschläge parat. So heißt es, vor dem Weg in den Supermarkt achtsam zu sein: "Gehen Sie nie hungrig einkaufen. Denn dann landen meist mehr Lebensmittel in Ihrem Einkaufswagen, als Sie zeitnah verbrauchen können." Man erfährt bei dieser Gelegenheit auch, dass Leitungswasser nicht nur billiger ist, sondern "oft eine bessere Qualität hat als Mineralwasser" oder andere Getränke.

Doch wie das mit bunten, fröhlichen und optimistischen Publikationen häufig der Fall ist: Nicht alle angesprochenen Leser verstehen sie richtig und können damit etwas anfangen – so sollen sich manche sogar "veräppelt" vorgekommen sein. Naja, halb so schlimm: "Wenn einige Dinge nicht so rüber gekommen sind, wie es geplant war, werden wir dem bei einer neuen Version des Ratgebers Rechnung tragen." Die Beispiele seien bewusst plakativ gehalten worden, erklärte ein Sprecher des Kreises Pinneberg.

So hatte unter anderem das Erwerbslosen-Forum Deutschland die Broschüre kritisiert, weil damit Hartz IV-Empfänger geradezu verhöhnt würden. Hartz IV lasse sich nicht  "mit dümmlichen Spartipps" bewältigen, weil damit kein menschenwürdiges Existenzminimum gesichert werde. Legendär waren seinerzeit schon die Überlebenstricks, die Berlins Exfinanzsenator Thilo Sarrazin von Hartz IV Betroffenen gab: Mit knapp vier Euro pro Tag könne man gut auskommen, rechnete er 2008 vor und empfahl u. a. ein entsprechendes Menü. Gegen hohe Heizkosten helfe es, die Zimmertemperatur zu drosseln und einen Pullover anzuziehen. Sarrazins praxisnahe Vorschläge wurden seinerzeit von vielen als zynisch empfunden, sorgten für allerhand Empörung, gerieten aber alsbald in Vergessenheit. Das Jobcenter Pinneberg hat sich nun fünf Jahre später offensichtlich seiner erinnert.

Die Linken-Vorsitzende Katja Kipping kommentierte die Tipps in der Broschüre mit den Worten: "Was ist nur los in diesem Land? Nicht die Reichen sollen ihre Jachten, sondern die Armen ihre Möbel verkaufen? Unglaublich!"

Text: gst  Foto: Jobcenter Kreis Pinneberg

Ratgeber Arbeitslosengeld II als Download

Der Pinneberger Hartz IV Ratgeber ist auch voller Rechtsfehler, nachzulesen auf www.gegen-hartz.de

Aktuelle Grundrechtsreform im Jahre 10 nach Hartz

Artikel 1:
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Außer er ist Hartz-IV-Empfänger.
Die Antastbarkeit der Würde von Hartz-IV-Empfängern ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Werner Lutz

 

Wir sprechen über Palästina

Gazakrieg Grafik Totoe 2024 04 07

mit Rihm Miriam Hamdan von "Palästina spricht"

Wir unterhalten uns über den israelischen Vernichtungskrieg, die Rolle Deutschlands (am 8. und 9. April findet beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag die Anhörung über die Klage Nicaraguas gegen Deutschland wegen Beihilfe zum Völkermord statt), die Situation in Gaza und dem Westjordanland und den "Tag danach".

Onlineveranstaltung der marxistischen linken
Donnerstag, 18. April, 19 Uhr

https://us02web.zoom.us/j/82064720080
Meeting-ID: 820 6472 0080


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Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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