Deutschland

fracking 2014 campact19.11.2014: Die Bundesregierung hat sich nach Informationen des SPIEGEL (15.11.14) auf einen Kompromiss geeinigt, mit dem die umstrittene Fracking-Methode nun wohl doch erlaubt werden kann. So soll eine sechsköpfige Kommission aus Wissenschaftlern gebildet werden, die bei Feststellung "absoluter Unbedenklichkeit" Probebohrungen zulassen könnte. Der Kompromiss kam unter Vermittlung von Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) auf Betreiben des Wirtschaftsflügels der CDU, der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie sowie dem Bundesverband der Deutschen Industrie zustande. Das Gesetz soll noch dieses Jahr im Bundestag beschlossen werden.

Die Umweltministerin übt sich derweil in Beschwichtigungsformeln. Die Experten könnten allenfalls Empfehlungen aussprechen, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks im Deutschlandfunk (17.11.14). Die zuständigen Wasserschutz- und Bergbaubehörden seien letztendlich für die Genehmigungen zuständig, und dabei sei der Naturschutz das höchste Gut. "Alle umwelttoxischen Stoffe bleiben verboten. Das Grundwasser darf nicht gefährdet werden.“ Die Kommission bündele lediglich den Sachverstand. Aus ihren Empfehlungen resultiere kein Anspruch auf Genehmigung. Bis auf weiteres bleibe Fracking in Deutschland auch nur zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn erlaubt. "Wirtschaftliche Zwecke sind nicht vorgesehen." Dennoch könne Fracking nicht für immer verboten werden. "Das geht nicht", sagte Hendricks. "Wir müssen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit berücksichtigen". Solle irgendwann einmal feststehen, dass Fracking völlig unbedenklich für die Umwelt sei, könne man es nicht dauerhaft verbieten.“

Die Fracking-Lobby hat im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens alle Register gezogen, um ein mögliches Fracking-Verbot per Gesetz in letzter Minute doch noch zu verhindern - und war offensichtlich erfolgreich. Noch im Juli ließen Umweltministerin Barbara Hendricks und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (beide SPD) verlauten, dass Fracking mit ihnen nicht zu machen sei. Der Schutz des Trinkwassers und der menschlichen Gesundheit hätten absolute Priorität, sagten beide unisono. Warum jetzt auf einmal der Rückzieher durch die Hintertür zu einer „Expertenkommission“ und einer vorgeblichen „Wahrung der Verhältnismäßigkeit“?

Bezeichnend ist, dass in den zurückliegenden Monaten zunehmend  in den sog. Leitmedien Experten das Wort ergriffen, die die Befürchtungen der Fracking-Gegner zu entkräften suchten. Ein Musterbeispiel dafür lieferte die Süddeutsche Zeitung (SZ) in ihrer Ausgabe vom 31.10.2014, in der auf zwei Seiten mit Grafiken, in Farbe und durch ausgewiesene Experten ausgebreitet wurde, dass Fracking zum einen ungefährlich und zum zweiten für den Industrie- und Technologiestandort Deutschland notwendig ist. In der zwölfspaltigen Darlegung durfte die Fracking-Kritikerin vom BUND ihre Vorbehalte auf sage und schreibe einer Spalte zur Sprache bringen.

Zur Grundlage des SZ-Artikels wurde eine Anfang September veröffentlichte Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech gemacht. Die Kernaussage der Studie lautet: „Fracking ist absolut beherrschbar. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Grund, die Technik zu verbieten. Wenn Kritiker im Fracking eine unbeherrschbare Hochrisikotechnologie sehen, so sei dies einfach falsch.“ Und der Geophysiker Frank Schilling vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erklärt sich die Vorbehalte gegen das Fracking schlicht „mit einer Ur-Angst der Menschen vor dem Untergrund. Was wir nicht sehen, ist uns suspekt. Im kulturellen Gedächtnis ist die Unterwelt der Ort von Qual und Tod, für Christen ist sie die Hölle.“

Nachdem die SZ mit diesen wissenschaftlichen Aussagen elementare Vorbehalte gegen die Fracking-Technologie vom Tisch gewischt hat, schließt sie ihre Betrachtungen mit vier ökonomischen Argumenten, die ihrer Ansicht nach zugunsten des Fracking sprächen:

  1. Tonschiefergas ist eine saubere Alternative zur „dreckigen Braunkohle“ und könne nach Expertenschätzungen den Gasbedarf von 15 Jahren in unserem Land decken;
  2. Damit würde eine größere Unabhängigkeit von den Gaslieferungen aus Russland geschaffen werden.
  3. „Deutschland schöpft aus Ressourcen, für die anderswo Menschen sterben und die Umwelt schwer geschädigt wird“. Mit anderen Worten: Jetzt müssten auch wir für die Energiegewinnung ein bisschen mehr leiden.
  4. Als Hochtechnologieland sind wir quasi verpflichtet, die neueste Technik auch hier zur Anwendung zu bringen.

Es ist also kein Zufall, dass RWE, us-amerikanische und kanadische Energieunternehmen gegenwärtig unzählige Erkundungsanträge für Probebohrungen stellen. Sie spekulieren darauf, ihre Frackingpläne über kurz oder lang realisieren zu können. Dabei hoffen sie zusätzlich darauf, dass zukünftige TTIP/CETA-Abkommen nationale Barrieren aus dem Weg räumen werden. Aus gutem Grund trauen betroffene Gemeinden und deren Bürger den Verharmlosungen der Konzerne nicht und organisieren lautstarken und sichtbaren Protest gegen die  Frackingvorhaben. Wehret den Anfängen, wir kämpfen jetzt lieber!

Beim Fracking wird ein Mix aus Wasser, Sand und Chemikalien mit Hochdruck durch Bohrlöcher in den Untergrund gepresst, um Erdgasvorräte freizusetzen, die in bis zu 2500 Metern Tiefe im Sandstein und Schiefer ruhen und sonst nicht erreichbar sind. Die Flüssigkeit bricht die Gesteinsschichten auf, der Sand füllt die Zwischenräume, das Gas kann dadurch entströmen. Über horizontale Bohrungen kann eine einzige Förderstelle, wie ein Rad mit Speichen, weite Flächen erreichen. Das Neue an der aktuell diskutierten Technik ist, dass vor allem Tonschiefer unter enormen hydrostatischem Druck aufgebrochen (gefrackt) werden kann. Das war bisher nicht möglich, weil Tonschiefer im Gegensatz zum Sandstein sehr viel härter und undurchlässiger ist und eines neuen Bohrverfahrens bedurfte. Umweltschützer fürchten nun, dass diese neuen Fracking-Verfahren zu erheblichen Umweltschäden führen können. Studien zufolge kann das Fracking-Abwasser (der sog. Flowback) das Trinkwasser kontaminieren, durch giftige Chemikalien, Quecksilber und radioaktive Stoffe. Es könne zu Explosionen und Methangas-Emissionen mit langfristigen Gesundheitsschäden führen. Und es entsteht ein weiteres Entsorgungsproblem: Die giftige Flowback-Brühe muss speziell entsorgt werden.

Text: gst         Foto: campact

Wir sprechen über Palästina

Gazakrieg Grafik Totoe 2024 04 07

mit Rihm Miriam Hamdan von "Palästina spricht"

Wir unterhalten uns über den israelischen Vernichtungskrieg, die Rolle Deutschlands, die Situation in Gaza und dem Westjordanland und den "Tag danach".

Onlineveranstaltung der marxistischen linken
Donnerstag, 18. April, 19 Uhr

https://us02web.zoom.us/j/82064720080
Meeting-ID: 820 6472 0080


++++++++++++++++++++++++++++++++

Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

EL Star 150

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.