Aus Bewegungen und Parteien

alt18.09.2014: "Es gibt sie noch; die Erfolgsmeldungen aus Athen. Bei einem Besuch in der 'Athener sozialen Solidaritätsklinik' konnten Mitglieder des Gesundheitsnetzes Hegau (GNH) die weitere Zusammenarbeit organisieren. So wird zukünftig vom Bodensee aus die Patenschaft für die Solidarklinik koordiniert, die Mieten werden übernommen und neue Räume angemietet. Und die ehrenamtlichen HelferInnen sagen Danke." (aus dem Online-Magazin seemoz)

Selbstorganisation und Lernen
Im Widerstand gegen die Abwälzung der Krisenlasten und um das tägliche Überleben zu sichern sind überall in Griechenland selbstverwaltete Solidaritätsstrukturen entstanden. Nachbarschaften, AktivistInnen unterschiedlicher politischer Strömungen, Arbeitslose, Bauern, Kooperativen oder Kulturschaffende organisieren Märkte ohne Mittelsmänner, betreiben Kliniken oder Arztpraxen, in denen Kranke aus allen Bevölkerungs- und Altersgruppen kostenlos behandelt werden, helfen mit Lebensmitteln aus, bieten Unterricht für Kinder von MigrantInnen, kulturelle Aktivitäten oder auch Rechtsberatungen an.

Die Initiativen verstehen sich nicht als Ersatz für die wegbrechenden wohlfahrtsstaatlichen Strukturen oder als Almosenverteiler. Sie eint ein explizit politischer Anspruch: Widerstand gegen die Austeritätspolitik und Kritik an der traditionellen Funktionsweise der Wirtschaft und des politischen Systems Griechenlands, und Solidarität für den gemeinsamen Kampf zu organisieren. Die Initiativen sind ein Ort der Selbstorganisierung, der sich immer wieder verändert und an dem Leute aller möglichen politischen Richtungen andocken oder auch Menschen, die keiner politischen Richtung zuzuordnen sind.

Erprobung neuer Konzepte
„Sie erproben Konzepte der Produktion, des Austausches und der Daseinsvorsorge, die den Rahmen der existierenden gesellschaftlichen Verhältnisse überschreiten. Damit bieten sie ein wichtiges Feld der Erfahrung und des Experimentierens, auf dem sich politische und soziale Alternativen in reale Praxis übersetzen. Die Initiativen zeigen zudem einem nicht geringen Teil der Bevölkerung, dass Solidarität keine leere Worthülse ist, sondern von sozialen Bewegungen und der Linken in Griechenland im Alltag organisiert wird. Und noch etwas ist wichtig: In den Initiativen werden Formen direkter Demokratie gelebt.

Dies sei auch für eine mögliche Regierungsübernahme der Linken und die angestrebte Transformation des Staates und seiner Institutionen bedeutsam, betonen Christos Laskos, Mitglied im politischen Sekretariat von Syriza, und Euclid Tsakalotos, Syriza-Parlamentsabgeordneter. ...

Die Initiativen arbeiten dabei auf zwei Ebenen, wie es ein älterer Grieche auf dem Alternativengipfel Alter Summit ausdrückte, auf dem im Juni 2013 in Athen Aktivist_innen aus verschiedenen europäischen Ländern zusammentrafen. »Es gibt die ganz konkrete Situation der Not, es fehlt an Essen, an medizinischer Versorgung. Aber darüber hinaus sind die Initiativen Orte, an denen Menschen, Nachbarn, zusammenkommen. Wir reden über Politik, wir veranstalten kulturelle Aktivitäten, wir entdecken, zu was wir fähig sind, bilden stabile Netzwerke und die Vision einer anderen Ökonomie.« Nicht zuletzt seien die Orte ein Bollwerk gegen den in Griechenland erstarkenden Neofaschismus.“ (aus »Plätze sichern - ReOrganisierung der Linken in der Krise«, Mario Candeias / Eva Völpel, VSA-Verlag)

»Solidarity4all« ist das Netzwerk, das Hilfestellung gibt und die verschiedenen Initiativen verknüpft. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem (linken) Spektrum die Gruppen kommen. Dies ist auch deshalb wichtig, weil Solidarity4all auch mit Syriza verknüpft ist. Die Partei unterhält einen Solidaritätsfonds, der sich vor allem aus den 20-prozentigen Abgaben auf die Gehälter der derzeit 71 Parlamentsabgeordneten speist. Die Losung von Solidarity4all bringt das Selbstverständnis auf den Punkt: „Niemand wird in der Krise allein gelassen.“

Eine große Bedeutung haben die Solidarischen Kliniken. Wie Giorgos Chondros, einer der Koordinatoren von Solidarity4all, berichtete, sind täglich ungefähr 2.300 BürgerInnen aus der gesetzlichen Krankenversicherung gefallen. Die Organisation Ärzte der Welt schätzte im Dezember 2013, dass drei Millionen Menschen bereits keine Krankenversicherung mehr hatten. Die öffentliche Versorgung für Kranke wurde bewusst heruntergewirtschaftet, um die Türe zur Privatisierung des Gesundheitswesens aufzustoßen. (siehe Regierung und Troika schließen die Polikliniken in Griechenland!)

Die Tätigkeit der Solidarischen Kliniken – inzwischen mehr als 40 im ganzen Land - setzt sich ausschließlich aus unbezahlten Freiwilligen mit medizinischer Ausbildung und AktivistInnen, die die Arbeit der Klinik organisieren, Medikamente und Spenden besorgen, neue MedizinerInnen suchen. Die ÄrztInnen der Solidarischen Kliniken sind entweder selbst arbeitslos oder behandeln nach ihren normalen Schichten in den offiziellen Krankenhäusern.

Um die Bewegung zu stärken, hat Solidarity4all auch einen Aufruf zu einer internationalen Solidaritätskampagne gestartet. Mit dem Aufruf aus Griechenland sollen nicht nur Geld oder Sachspenden aus dem Ausland mobilisiert werden. Es ist auch eine Aufforderung, sich mit den Solidaritätsstrukturen in Griechenland zu vernetzen, die Auswirkungen der Krise und die politischen Organisierungsansätze in Griechenland in anderen Ländern bekannt zu machen und gemeinsam Erfahrungen und Strategien zu diskutieren. Es geht darum, über diese Vernetzung über europäische Grenzen hinweg politische Handlungsmacht aufzubauen und eine solidarische Unterstützung für die Kämpfe der griechischen Bevölkerung zu schaffen.

Solidarität aus dem Bodensee-Raum
Am Bodensee hat sich eine aktive Solidaritätsgruppe zur Unterstützung einer Solidarischen Klinik in Athen gebildet. Veranstaltungen, Vorträge, Geld sammeln, Kontakte herstellen zu Medizinern, Apothekern und Herstellern von medizinischen Geräten gehören zum Arbeitsfeld dieser Gruppe. kommunisten.de berichtete mehrmals:


Nun war eine Delegation vom Bodensee nach Athen gereist, um die weitere Zusammenarbeit zu organisieren. Das Online-Magazin seemoz berichtet:

"Danke"

altEs gibt sie noch; die Erfolgsmeldungen aus Athen. Bei einem Besuch in der „Athener sozialen Solidaritätsklinik“ konnten Mitglieder des Gesundheitsnetzes Hegau (GNH) die weitere Zusammenarbeit organisieren. So wird zukünftig vom Bodensee aus die Patenschaft für die Solidarklinik koordiniert, die Mieten werden übernommen und neue Räume angemietet. Und die ehrenamtlichen HelferInnen sagen "Danke".

„Diese Hilfe ist einzigartig für Deutschland“, bedankt sich Theano Fotiou. Die Architekturprofessorin aus Athen ist Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation „Solidarity4all“ und, in ihrer Eigenschaft als Parlamentsabgeordnete, Koordinatorin der Hilfe der Syriza-Abgeordneten für Solidarity4all (s.Foto 2: Fotiou; Mitte; mit deutschen Gästen und Helfern). Und Giorgos Chondros ergänzt: „Die Syriza-Abgeordneten spenden 20 Prozent ihrer Diäten für dieses Projekt.“

Das Projekt „Solidarity4all“ finanziert nicht nur fast 40 Solidarkliniken in ganz Griechenland, in denen Bedürftige von ehrenamtlichen Ärzten und Apothekern kostenlos betreut und behandelt werden, sondern unterhält auch „Tafel“-Läden, organisiert Nachhilfeunterrichte und Schulungen für Arbeitslose. Man darf sich das als landesweites Netzwerk von rund 300 Basisinitiativen vorstellen, in denen jeweils bis zu 100 ehrenamtlich Aktive bis zu 3000 „Kunden“ betreuen. Auch die „Athener soziale Solidaritätsklinik und Apotheke“, für die die Bodensee-Helfer nun eine dauerhafte Patenschaft übernehmen, wird Jahr für Jahr von über 5000 bedürftigen Patienten besucht. Mittlerweile überweisen sogar städtische Krankenhäuser ihre Patienten an die Solidarklinik.

altDie aber müssen sich nun eine neue Adresse merken. Denn die Solidarklinik hat im selben Athener Altstadtbezirk neue, größere Räume bezogen. „Nicht der erste Erfolg der Bodensee-Hilfe“, sagt Peter Mannherz ein wenig stolz, „denn wir konnten bereits zwei Ultraschall-Geräte und reichlich Medikamente nach Athen spenden“. Der Steuerberater von der Höri (s. Foto 2 ganz links) koordiniert die Griechenland-Hilfe für das Gesundheitsnetz Hegau. „Fast 5000 Euro sind an Spenden bereits auf das Treuhandkonto (aktueller Kontostand: 4355 €) eingegangen. Damit können wir die Miete für die neuen Räume in Athen für das nächste halbe Jahr schon zahlen. Großen Dank allen Spender an dieser Stelle.“

Dennoch bittet er um weitere Spenden: „Am liebsten als Dauerauftrag. Auch wenn es nur fünf oder zehn Euro monatlich sind;dann können wir verlässlich planen und die Miete regelmäßig überweisen“. Und im Namen der Organisatoren der Bodensee-Hilfe für Griechenland bittet er um weitere Spenden auf das Treuhandkonto Peter Mannherz bei der Volksbank Konstanz, IBAN: DE18692910000226191801, BIC: GENODE61RAD.

Autor: hpk; Fotos: Popi Melliou

 

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Farkha-Festival 2024 abgesagt.
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Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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