... ist eine prima Alternative zu der Rechthaberei unter Linken
Bericht vom Blockupy-Aktiventreffen am 14. September in Frankfurt am Main
17.09.2014: "Wieder siegen lernen, ist eine prima Alternative zu der Rechthaberei unter Linken." Auf dem Treffen am zurückliegenden Sonntag hat das zwar niemand so gesagt, aber es gab eine erfreulich offene Diskussion über das gemeinsame Handeln. Und das, obwohl Blockupy weiterhin grell-bunt zusammengesetzt ist und keine tiefergehenden Einheitsansprüche hat.
Konkret ging es bei dem Treffen um die praktische Vorbereitung des Blockupy-Festivals im November in Frankfurt, anlässlich des beginnenden Umzugs der EZB. Die offizielle Eröffnung 2015 wurde dabei nicht vergessen - auch bei der Eröffnungsfeier im Frühjahr wird Blockupy sich in der Öffentlichkeit zeigen - aber zuerst muss das anstehende Festival mit Leben gefüllt werden.
Das Blockupy-Festival „Talk, dance, act - runter vom Balkon“, vom 20. bis 23. November 2014
Nachdem über den Stand der bisherigen juristischen Auseinandersetzung mit den Staatsorganen berichtet worden war - immer noch wegen der Einkesselung der Demo 2013 - stieg man schnell in die neue Diskussion ein. Es gab eine Abstimmung darüber, ob wir das Festival überhaupt wollen. Demnach ergab sich ein Grundkonsens darüber, dass das Festival das Richtige in der jetzigen Phase ist und dass wir dieses Festival brauchen.
Unsere Ziele dabei sind:
- Viele und Neue zu erreichen, mit unserem Protest gegen die Politik der Europäischen Zentralbank, gegen die Willkür-Herrschaft der Banken und Konzerne
- Viele und Neue zu erreichen, mit der Aufklärung über den Krisencharakter dieses Systems und über die von uns abgelehnten „Lösungen“, der Herrschenden: Arbeitslosigkeit und Krieg
- an den Tagen des Festivals, Workshops und Aktionen auf der Straße miteinander zu verbinden und zusammen mit Betroffenen politisch handeln,
- den internationalen Charakter der kapitalistischen Krise deutlich zu machen und Freunde aus dem Ausland einzuladen, die von ihren Kämpfen und Problemen berichten (der internationale Koordinierungskreis wird sich Ende dieses Monats in Brüssel treffen).
Wieder werden Erwerbslosen-Initiativen oder die „Agentur für Arbeit“ Anlaufpunkte unserer Aktionen sein.
Vor allem wird es eine zentrale Aktion geben, denn die EZB zieht um: Im kommenden Jahr wird das neue protzige EZB-Hochhaus im Ostend offiziell eröffnet werden - in einem Stadtviertel, das bisher eher ärmlich und randständig war. Schon jetzt werden die dort Ansässigen verdrängt, durch explodierende Mieten, Glitzer-Einkaufsmöglichkeiten, Yuppie-Kneipen und all dem, was zum Image einer Großbank gehört. Aber die Folgen werden sein: Verdrängung von Anwohnern, weil die Wohnungen unbezahlbar werden und auch Obdachlosigkeit, da schon heute viele Menschen dort in prekären Verhältnissen leben.
Blockupy wird deshalb vor der neuen EZB straßentheaterähnliche Aktionen durchführen. Das Bild, mit dem Blockupy öffentlich arbeiten will, ist der Umzugskarton – nach dem Motto: „Die EZB zieht um – was ist die EZB?“ Denn das, was die EZB eigentlich tut, ist kaum bekannt. Das wollen wir ändern!
In AGs wurden die Ideen zur praktischen bundesweiten Mobilisierung zu dem Festival besprochen, von Mitmach-Kampagnen bis zu You-Tube-Auftritten, einer Präsentation, etc.. Der Nachmittag endete mit dem Gefühl, dass alle mitmachen wollen, Lust darauf haben, etwas zu tun.
Denn Viele von uns spüren: Nach all den Kriegen, die wir nicht verhindern konnten und den Zerstörungen von Menschen, Siedlungen und Natur, nach den fortwährenden Niederlagen der linken Bewegung, die sich im Streit über „den einen, richtigen Weg“, zerfleischt, sind wir existentiell aufgefordert, wieder siegen zu lernen. Dazu muss die Eitelkeit abgelegt und stattdessen gehandelt werden - oder es wird keine Welt mehr geben, die wir verändern können.
Bettina Mandellaub